Nur Wüste, wo Lavendel blühen soll

Bauarbeiten am Platz der Vereinten Nationen in Bonn dauern weiter an - Offizielle Eröffnung nach der Sommerpause - Abgespeckte Lichtgestaltung - Ampel statt Stop-Schild

  Öde Ohren:  In den Auf- und Abfahrten zwischen Autobahn 562 und Bundesstraße 9 sollen die Fahnen der 191 UN-Mitgliedsstaaten wehen - in einem Lavendelfeld.

Öde Ohren: In den Auf- und Abfahrten zwischen Autobahn 562 und Bundesstraße 9 sollen die Fahnen der 191 UN-Mitgliedsstaaten wehen - in einem Lavendelfeld.

Foto: Frommann

Bonn. Futuristisch, repräsentativ, künstlerisch: Jedes Attribut war und ist für Bonns ehrgeiziges Verkehrsprojekt im Bundesviertel gerade gut genug. Lichtstelen auf der Konrad-Adenauer-Brücke, ein Meer aus bunten Fahnen, eingebettet in gärtnerisch gestaltete Grünanlagen am Ende der Autobahn 562, und mittendrin eine Bahnhaltestelle mit einer aufwändigen Dachkonstruktion sollen den Platz der Vereinten Nationen zum schmucken Eingangstor machen.

Doch davon ist weit und breit immer noch nichts zu sehen. Erste Bauplanungen für die kreuzungsfreie Verbindung von Autobahn und Bundesstraße begannen schon in den sechziger Jahren, aber erst 1998 wurde mit dem Bau begonnen. Fertigstellungstermin sollte Ende 2001 sein, doch ständiges Verändern der Planung, aber auch Mängel im Baustellenmanagement führten zu weiterem Zeitverzug.

"Anfang 2004" lautete der nächste Termin. Doch auch der verstrich. Dann kündigte der Landesbetrieb Straßenbau die offizielle Eröffnung für April an. Es wurde wieder nichts. Jetzt soll die Feier "nach Ende der Sommerpause" stattfinden, kündigte die Stadt am Dienstag an.

Im September solle letzte Hand angelegt werden - ans Dach der Haltestelle Platz der Vereinten Nationen/Deutsche Telekom. Die Stahlrundbögen waren zwar im Oktober aufgestellt worden, doch die Arbeiter entdeckten Haarrisse. So wurden die Bögen demontiert, ein neues Dach ist laut Verwaltung in der Fertigung.

Fertig ist außer den "Ohren" - den Auf- und Abfahrten von der A 562 zur Bundesstraße 9 - wenig. Statt sattem Grün sprießt am Rande der "Ohren" nur Unkraut - und mittendrin, wo einmal ein Lavendelfeld blühen soll, tut sich eine wahre Wüste aus Sand und Erde auf. Dort sollen irgendwann auch mal die Fahnen der 191 UN-Mitgliedsstaaten bei offiziellen Anlässen gehisst werden, doch von den "vierfach geschlitzten" Fahnenmasten, aus denen die Flaggen beleuchtet werden sollen, ist bisher nichts zu sehen.

Geplant sind sie aber schon, denn nach Auskunft der Verwaltung sollen sie so auf die "Ohren" verteilt werden, dass keine Fahne die andere verdeckt. Und wenn mal keine Flaggen wehen, sollen die Masten nicht einfach als Masten in der Gegend herumstehen. Durch ihre spezielle Anordnung seien sie "quasi als Skulptur" zu verstehen, hieß es.

Wege zu und zwischen den Masten sollen ein weiteres "Gestaltungselement" sein. Auch die Lichtsäulen, mittlerweile auf vier abgespeckt, existieren bisher nur auf dem Papier. Auf der B 9, vor dem Polizeipräsidium, sind Arbeiter weiter mit der Bahnsteigverlängerung beschäftigt. Mitte Juni soll der Überweg zum Polizeipräsidium und der Telekom fertig sein.

Unten, zwischen bahnparalleler Straße und Autobahn, fließt der Verkehr immer noch über Baustraßen. "Die Stadt arbeitet noch an der Verkleidung. Das ist Teil der künstlerischen Gestaltung", sagt Gerhard Decker, stellvertretender Leiter des Landesbetriebs.

Fortschritte sind aber dennoch zu erkennen: So sind auf der Bahnparallelen eine Geradeaus- und eine Linksabbiegespur zur A 562 markiert, allerdings waren sie am Dienstag noch nicht befahrbar. Das Stop-Schild an der Ecke ist laut Decker nur ein Provisorium und wird durch eine Ampel ersetzt. In Kürze, verspricht er.

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