OB Dieckmann schickt Investor nach Hause

Verhandlungen mit Bauwerk AG werden nicht weitergeführt - "Über Monate nichts Konkretes vorgelegt"- ING Real Estate ist an dem Grundstück am Oberkasseler Rheinufer stark interessiert

OB Dieckmann schickt Investor nach Hause
Foto: Max Malsch

Bonn. Die Hamburger Bauwerk AG ist aus dem Rennen. Für sie wird es kein "BonnVisio" geben, wie das alte Zementfabrikgelände nun heißt. Vorstand Wolfgang Bohn ist ausgebootet, oder, wie es Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann am Donnerstag vornehmer ausdrückte: "Die Verhandlungen werden nicht weitergeführt." Der zweite große Investor auf dem großen Areal am Oberkasseler Rheinufer, der jetzt als "Entwickler" präsentiert wird, soll seine Vision von einem Bürokomplex mit angeschlossener Wellness-Oase also nicht realisieren.

"Wir waren an einen Punkt angekommen, der nicht erkennen ließ, dass die Verhandlungen zu einem positiven Ergebnis geführt werden", sagte Dieckmann. Die offizielle Begründung für den Schritt: Der Hamburger habe sich nicht an "klare Zeitachsen" gehalten, und auch die nötigen Investoren fehlten. Es habe nichts als Absichtserklärungen gegeben. Ein Mitarbeiter der OB: "Es gibt kein Vertrauensverhältnis mehr." Bohn selbst wurde von der OB am Donnerstag per Fax unterrichtet, "ohne Begründung", sagte er dem GA.

Kurz bevor die OB die Entscheidung mit Stadtbaurat Sigurd Trommer und Planungsamtschef Michael Isselmann der Öffentlichkeit bekanntgab, informierte sie kurzfristig die Fraktionen aus dem Stadtrat und der Beueler Bezirksvertretung. Der Schritt wurde allgemein begrüßt. Werner Esser (SPD): "Der Investor hatte über Monate nichts Konkretes vorgelegt. Überlegungen zur Nutzung des Geländes wurden zunehmend blockiert." Karl Uckermann (Grüne) zeigte sich "nicht so schrecklich überrascht. Das dümpelte ja nur noch so vor sich hin." Wichtig sei es, die Fristen für die Entwicklungsmaßnahme der Stadt einzuhalten.

Denn das Gelände hat die Landesentwicklungsgesellschaft als Treuhänderin übernommen. Unverkaufte Grundstücke muss die Stadt Ende 2003 selbst kaufen. Eine kostspielige Angelegenheit. Nach GA-Informationen gibt es aber bereits "Lösungsmodelle". Bund und Land, die an einer hochwertigen Nutzung des Gebiets interessiert sind, wollen der Stadt eine Galgenfrist einräumen. Die OB glaubt aber nicht, dass es soweit kommen muss: "Ich bin sicher, dass sich nächste Woche die ersten Investoren melden."

Es wird dennoch Zeit. Denn noch ist es bei keinem der bisherigen Interessenten - der andere ist das Softwareunternehmen GWI, das die historischen Gebäude in ein modernes Ensemble integrieren will - zu Vertragsunterzeichnungen gekommen. Immerhin wurden die Investoren der Öffentlichkeit vor anderthalb Jahren stolz präsentiert. Bohn hat nicht einmal einen so genannten Optionsvertrag unterschrieben: "Den wollte ich gestern unterschreiben und habe das schriftlich mitgeteilt", so der völlig überraschte Bohn.

Der Vertrag sichert dem Interessenten gewisse Rechte zu, ist aber mit Gebühren und Risiken verknüpft. Bohn wollte weder die Gebühren zahlen noch das Risiko tragen: "Der wollte den Vertrag zu Bedingungen, die inakzeptabel waren", so ein Insider. Damit hat sich Bohn vermutlich selbst ein Bein gestellt. Denn der Hamburger stand in jüngster Zeit in Verhandlungen mit einem großen Geldgeber.

Die ING Real Estate, die bereits das aufwendige Hertie-Projekt in Bad Godesberg und die exklusive Bebauung des Duwe-Geländes unterhalb der Zementfabrik in Angriff nimmt, zeigte Interesse. Wie zu erfahren war, zog sie sich zurück, als sie erfuhr, dass Bohn überhaupt keine Rechte an dem Grundstück hatte. Doch die ING ist weiterhin stark interessiert. Das bestätigte auf Anfrage Patrick P. Biwer, Technischer Projektmanager bei der deutschen Niederlassung des internationalen Konzerns in Frankfurt. "Wir sehen das Gebiet mit dem Duwe-Projekt als Gesamtheit. Es wäre sehr vorteilhaft, wenn wir dort noch etwas realisieren könnten. Definitives können wir nicht sagen. Wir stehen aber in Verhandlungen mit der Stadt."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort