Ohne Dekoder versagt die Antenne den Dienst

Mit der zweiten DVB-T-Phase verschwinden im Raum Köln/Bonn auch die letzten analogen Kanäle

  Die Antenne  auf dem Dach hat ausgedient.

Die Antenne auf dem Dach hat ausgedient.

Foto: dpa

Bonn. Es steht zu befürchten, dass auch am Montag in manchen Fernsehhaushalten des Raumes Köln/Bonn der Bildschirm statt bunter Bilder wieder nur Schwärze produziert. Dann hat der Besitzer entweder wirklich keine Lust mehr auf die Flimmerkiste, oder es sind sämtliche massen- und multimedialen Informationskampagnen der vergangenen Monate wirkungslos an ihm vorübergezogen.

Letztere Annahme stützt die Bonner Beratungsstelle der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Seit am 24. Mai in dem Gebiet der Fernsehempfang über Dach- oder Zimmerantenne von analoger auf digitale Übertragung (DVB-T) umgestellt worden ist, wurden zwei Drittel der massenhaften Anfragen von Konsumenten gestellt, die ihre Bilder über das Kabel empfangen.

Dabei sind sie nicht direkt betroffen: Für Kabel- und Satelliten-Seher hat sich durch die neue Technik nichts geändert - sondern lediglich für jene nurmehr gut sechs Prozent der Zuschauer, die noch immer wie früher Fernsehen geschaut haben. So glaubt Yvonne Schürmann von der Bonner Beratungsstelle, dass viele der Antennen-Seher noch gar nicht auf DVB-T, dass ihnen immerhin die Option auf 20 Programme bietet, umgestellt haben. War ja auch nicht unbedingt nötig. Denn einige Sender wie ARD, ZDF, WDR oder RTL waren auch ohne Dekoder, der für das digitale DVB-T-Angebot nötig ist, zu empfangen.

Der Knackpunkt: Damit ist am 8. November endgültig Schluss. Denn mit der Aufschaltung von vier weiteren Sendern, die das DVB-T-Angebot komplettieren, werden auch die letzten noch analog sendenden Anbieter abgeschaltet. Dann bleibt für Antennen-Seher, die noch nicht umgestellt haben, der Bildschirm in der Tat schwarz. "Das wird wohl viele ältere Menschen betreffen, die Berührungsängste mit der neuen Technik haben", glaubt Yvonne Schürmann. In der Tat hatten Umfragen vor dem DVB-T-Start am 24. Mai gezeigt, dass es gerade im Raum Bonn fast doppelt so viele Antennen-Seher wie im Bundesdurchschnitt gibt.

Zahlen des Zentralverbandes Elektrotechnik- und Elektronikindustrie zeigen, dass im Raum Köln/Bonn mittlerweile 150 000 Dekoder verkauft worden sind, die das neue Angebot erst sichtbar machen. Denn damit der nach wie vor analoge Fernsehapparat die nunmehr digitalen Bilder auch abbilden kann, muss jener Dekoder, auch Set-Top-Box genannt, zwischen Antennenbuchse und Apparat geschaltet werden.

Gerade hier schieden sich in Sachen DVB-T die Geister: Fernsehen wurde schwieriger, viele Konsumenten fühlten sich mit dem zusätzlichen Gerät und zwei Fernbedienungen überfordert. Andererseits überwiegt der Mehrwert manchen Frust: Mit den vier zusätzlichen sind nun 24 Programme zu sehen, früher waren es über Antenne in Nordrhein-Westfalen allenfalls sieben.

Am Montag vervollständigen der Nachrichtenkanal CNN, der Sportanbieter Eurosport, der Musiksender VIVA und der Naturdokumentationskanal TerraNova das Angebot. Damit DVB-T-Kunden diese auch sehen können, muss lediglich der Programmsuchlauf des Dekoders noch einmal neu gestartet werden.

Ab diesem Montag wird zudem ein weiteres Gebiet in Nordrhein-Westfalen mit DVB-T versorgt. In der Region Düsseldorf/Ruhrgebiet starten ebenfalls 20 Programme, die zum 4. April 2005 auf 24 aufgestockt werden sollen. Damit sollen dann 13 Millionen Menschen im Bundesland die Option haben, digitales Fernsehen über Antenne nutzen zu können. In Kerngebieten kann man dies mit einer simplen Zimmerantenne.

Die Zukunft von DVB-T liegt, so glauben Fachleute, vor allem im möglichen portablen und mobilen Betrieb, der Fernsehen auch auf der grünen Wiese oder etwa im Auto möglich macht. Deswegen nennt man es salopp auch das "Überall-Fernsehen".

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