Linie 16 Ortsvorsteher der Rheinschiene fordern barrierefreie Bahnsteige

BORNHEIM · Wenn Andrzej Kulesza von den Bonner Werkstätten aus nach Köln fahren will, kann er weder das Auto noch die Bahn benutzen. Der Rollstuhlfahrer ist auf Hilfe angewiesen: "Wenn ich mit der Linie 16 fahren will, muss ich jemanden haben, der mir den Rolli reintragen kann." Denn der Bahnsteig in Hersel ist zu niedrig.

Um in die Bahn einsteigen zu können, müssen Stufen überwunden werden. Das soll sich endlich ändern: Die vier Ortsvorsteher von Hersel, Uedorf, Widdig und Urfeld haben jetzt einen Brief an die Stadtwerke Bonn (SWB) geschrieben und um Unterstützung gebeten.

Schon seit Jahren drängen die Betroffenen - ob alte Menschen, Rollstuhlfahrer oder Familien mit Kinderwagen - auf barrierefreie Zugänge zu den Bahnen für alle vier Rheinorte. Von den 55 Haltestellen der Stadtbahnlinien 16 und 18 zwischen Köln und Bonn sind die Stationen in Hersel, Uedorf, Widdig und Urfeld mittlerweile die einzigen, die noch nicht so umgebaut wurden, dass ein niveaugleicher Einstieg in die Bahnwagen möglich ist.

Im vergangenen Dezember hatten Bürger fast 1500 Unterschriften gesammelt und der für den Bahnbetrieb zuständigen Aktiengesellschaft Häfen und Güterverkehr Köln (HGK) vorgelegt, um die Forderung nach der Modernisierung der Bahnsteige zu bekräftigen.

Die Verantwortlichen hatten daraufhin versprochen, sich um die Angelegenheit zu kümmern. Ende März kam nun eine Antwort der HGK. Bereits 2011 habe die HGK Zuwendungen für eine Erhöhung des Bahnsteiges bei gleichzeitiger Beibehaltung des Güterverkehrs beantragt. "Die Kosten hätten voraussichtlich mehr als 15 Millionen Euro betragen", so die HGK.

Der Güterverkehr, der beibehalten werden soll, besteht allerdings schon seit Jahren lediglich aus vor sich hin rostenden Waggons. Schon 2009 hatte die Häfen und Güterverkehr Köln mit Verweis auf die "Güterverkehrs-Option" einen barrierefreien Ausbau abgelehnt, weil behindertengerechte Bahnsteige die Aufnahme eines Güterverkehrs aus technischen Gründen unmöglich machten. Die Entscheidung, ob Güterverkehr auf der Strecke aufrecht erhalten werden solle, läge bei den Stadtwerken Bonn.

"Eine Auskunft darüber ist nicht vor Ende des Jahres zu erwarten", heißt es in dem Antwortschreiben der HGK. So lange wollten die Ortsvorsteher Frank Krüger (Hersel), Bernd Marx (Uedorf), Konrad Velten (Widdig) und Manfred Rothermund (Urfeld) nicht warten. "Die Bürger nehmen nicht länger hin, dass sie weiterhin als einzige abgekoppelt vom ÖPNV sind", heißt es in dem Brief an die SWB.

Die Ortsvorsteher monieren mit Blick auf die in Hersel angesiedelten Bonner Werkstätten der Lebenshilfe Bonn: "Die hier tätigen Menschen mit Behinderungen können zum großen Teil nur deshalb ihren Arbeitsplatz nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen, weil der Bahnhof noch nicht behindertengerecht ausgebaut worden ist."

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