Euskirchen Panzer bei Bauarbeiten unter den Gleisen gefunden
EUSKIRCHEN · Dass noch immer zahlreiche Blindgänger aus Kriegszeiten unter der Erde schlummern, ist spätestens seit der Explosion einer Luftmine in Euskirchen, bei der am 3. Januar ein 50-jähriger Baggerfahrer ums Leben kam, hinlänglich bekannt.
Doch auf was Bauarbeiter am Montagmittag auf einem Abstellbahnhof in direkter Nähe zum Hauptbahnhof stießen, war selbst für Experten überraschend: Unter den Bahngleisen lag ein Panzer.
"Die Bauarbeiter haben ihre Arbeiten sofort beendet, als sie im Erdreich auf den Panzer stießen und den Kampfmittelräumdienst informiert", sagt Knut Paul von der Bundespolizeidirektion Aachen, die in Zusammenarbeit mit der Kreispolizeibehörde Euskirchen den Abstellbahnhof absperrte. Rund 400 Meter liegt dieser vom Euskirchener Hauptbahnhof entfernt. Der Bahnverkehr war von der Bergung nicht betroffen.
[kein Linktext vorhanden]Mit einem Bagger wurde ein Graben um den Panzer gezogen, Munitionsreste wurden jedoch keine gefunden. Es handelte sich um den unteren Teil eines Panzers, nach Angaben der Bundespolizei vermutlich vom Typ "Borgward IV". Bei der Bergung wurden auch alte Gasmasken und Teile einer abgebrannten Phosphorfackel entdeckt.
Aufgeladen auf einen Zug ging für den Panzer dann die Reise weiter. Wohin, konnte am Tag danach zunächst niemand sagen. Weder die Bundespolizei noch der Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung Düsseldorf konnten gestern Angaben zum Aufenthaltsort des Fundstückes machen. "Da keine Munition gefunden wurde, waren wir schnell wieder aus dem Rennen und nicht für den Abtransport zuständig", sagt William Wolfgramm von der Bezirksregierung.
Und auch die Stadt Euskirchen konnte bei der Suche nach dem Panzer nicht helfen. "Unsere Zuständigkeit endet an der Flurgrenze, das Grundstück ist Eigentum der Deutschen Bahn", sagte Helmut Altenweg von der Stadt Euskirchen. Deshalb sei die Deutsche Bahn auch für den Abtransport verantwortlich gewesen. Dort konnte man zunächst jedoch auch keine Aussage treffen. Erst nach kurzer Recherche wurde schließlich das Rätsel gelöst: "Der Panzer befand sich bis Dienstagnachmittag auf der Ladestraße am Bahnhof Euskirchen" erklärte ein Bahnsprecher.
Der Kampfmittelräumdienst habe ihn zum Abtransport freigegeben, dieser sei dann in Auftrag gegeben worden. "Er wird jetzt abtransportiert und verschrottet", so der Bahnsprecher weiter. Da er auf dem Grundstück der Bahn gefunden wurde, sei die Bahn auch verantwortlich für die Überreste des Munitionstransporters.
Dass der Fund in Euskirchen nicht alltäglich ist, bestätigte Wolfgramm von der Bezirksregierung Düsseldorf: "Blindgänger und Munitionsreste finden wir häufiger, ein ganzer Panzer ist dann doch eher die Ausnahme."
"Borgward IV"
Der "Borgward IV" war ein im Zweiten Weltkrieg eingesetztes gepanzertes Kettenfahrzeug, das ferngesteuert eine Sprengladung an einem Ziel absetzen konnte. Es hatte eine Länge von 3,35 Metern und ein Gewicht von rund 3,45 Tonnen. Das Fahrzeug wurde per Funk zum Zielort gesteuert, wo die transportierte Sprengladung abgeworfen wurde. Insgesamt wurden 1178 Fahrzeuge dieses Typs gebaut. Ein gut erhaltener "Borgward IV" wurde im März 2010 bei Erdarbeiten im Wiener Südbahnhof gefunden.