Pass op, dat es ene Föttchesföhler

In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir bedeutungstiefe Redewendungen.

 Pass auf, das ist ein Hinterngrapscher.

Pass auf, das ist ein Hinterngrapscher.

Foto: GA-Grafik

Regelmäßig fragen wir unsere mundartsachverständigen Leser nach schönen rheinischen Redensarten und meist erhalten wir sehr ansprechende Zuschriften. Unter den Dialektsprechern, die sich häufig beteiligen, gibt es auch Kandidaten, die ein ausgeprägtes Faible für besonders deftige, ja derbe Formulierungen haben.

In der Regel verzichten wir allerdings darauf, diese in den Kanon unserer Redewendungen aufzunehmen, weil wir ja als Zeitung den ganzen Tag Sendezeit haben und auch regelmäßig von Kindern gelesen werden. Außerdem hat sich der gesellschaftliche Konsens darüber, was geht und was nicht mehr geht in der letzten Zeit stark gewandelt. Ich sage nur: #Metoo-Debatte! Da fallen automatisch einige Themenbereiche weg, die man früher eher ohne schwerwiegende Hintergedanken angesprochen hat.

Wie dem auch sei: An dieser Stelle müssen wir ausnahmsweise von unserer ehernen ethischen Regel abweichen und ein bisschen in den Giftschrank greifen. Denn erstens ist uns diese Redensart schon von vielen Menschen angetragen worden, und zweitens stand jetzt nochmal eine ältere Dame im betagten Alter von 93 Jahren auf der Matte, die uns empfahl, das doch mal zu bringen: „Pass op, dat es ene Föttchesföhler.“

Dreh- und Angelpunkt für das Verständnis ist hier das Kompositum Föttchesföhler. Föttchen ist die verniedlichte Form der Vier Buchstaben, manche nennen sie Gesäß. Die Übersetzung in Hochdeutsche würde also lauten: Pass auf, das ist ein Hinterngrapscher. Ganz offensichtlich gehörte der Satz in den Sektor der allgemeinen erzieherischen Anweisungen für den weiblichen Nachwuchs.

Unsere 93-jährige Tippgeberin erinnert sich an die Warnung ihrer Jugendfreundin, die sich damals auf deren eigenen Vater bezog. Und wie sie berichtet, war der Satz nicht aus der Luft gegriffen. Die Tatsache, dass sie heute noch sehr unbefangen, ja belustigt davon berichtet, zeugt davon, dass sich die Einstellung zu manchen Verhaltensweise inzwischen grundlegend geändert hat. Damals galt das noch als Kavaliersdelikt.

Haben auch Sie einen rheinischen Lieblingsspruch, dann mailen Sie ihn uns unter rheinisch@ga.de. Die „Rheinischen Redensarten“ aus der wöchentlichen Kolumnenserie des General-Anzeigers sind als Buch erschienen und im Handel zu haben.

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