PCB-Alarm im Bonner Uni-Hochhaus

Für die Bibliothek besteht "umgehend Handlungsbedarf" - In den übrigen Räumen reicht Lüften und häufiges Reinigen - Stadt startet Sanierungsarbeiten an den am stärksten belasteten Schulen

Bonn. Giftalarm in der Uni Bonn: Bei Untersuchungen in den Räumen der ehemaligen Pädagogischen Hochschule an der Römerstraße - das heutige Allgemeine Verfügungszentrum (AVZ) - sind erhöhte PCB-Werte gemessen worden. Die Uni-Pressestelle teilte am Dienstag mit, alle PCB-Werte liegen zwar unter dem so genannten Vorsorgewert von 3 000 Nanogramm Kubikmeter Raumluft, aber oberhalb des Grenzwertes von 300 Nanogramm.

Einzige Ausnahme: In der Bibliothek liegt der PCB-Wert bei 3 025 Nanogramm. Dort werde umgehend mit der Sanierung begonnen. In den übrigen Räumen könne die PCB-Konzentration laut TÜV durch regelmäßiges Lüften und häufigeres Reinigen deutlich gesenkt werden.

"Wir nehmen die Schadstoffbelastung sehr ernst", sagt Vize-Unikanzlerin Kristina Kornmesser. Sämtliche Mitarbeiter in dem Gebäude seien am Dienstag über die Messergebnisse und Sofortmaßnahmen informiert worden. Mit Erleichterung habe die Universitätsleitung zur Kenntnis genommen, dass bei Untersuchungen von 72 weiteren Gebäuden der Uni aus dem Zeitraum keine PCB gefunden wurden.

Die Uni Bonn mietet seit 2001 alle Gebäude, die ihr nicht gehören, vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB), so auch das in den 70er Jahren errichtete AVZ-Hochhaus.

Währenddessen arbeitet man im Stadthaus mit Hochdruck an der Beseitigung der Schadstoffbelastungen in Bonner Schulen. Ab Mai sollen nun an den sieben am stärksten belasteten Schulen die Sanierungsarbeiten starten. Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann sprach am Dienstag von "einem teuren Kraftakt": Rund zwölf Millionen Euro kostet das Sanierungspaket, hinzu kommen etwa acht Millionen Euro in den nächsten drei Jahren für weitere Sanierungsmaßnahmen an anderen Schulen.

"Wir hätten an der einen oder anderen Schule durchaus noch über einzelne Werte diskutieren können", sagte die OB, "aber wir haben entschieden: Die Sicherheit der Kinder geht vor".

Wie berichtet, hatte OB Dieckmann nach dem Giftalarm im Spätsommer auf dem Hardtberg den ältesten Bauabschnitt des Gymnasiums gesperrt. Als wenig später im gegenüberliegenden Schulzentrum mit Real- und Hauptschule bei Bauarbeiten stark erhöhte Asbestwerte festgestellt wurden, ließ sie auch dieses Gebäude komplett sperren. Seitdem werden die Schüler dort in mehr als 70 Containerklassen unterrichtet.

Auf einen Umzug in mobile Klassen muss sich nach den Sommerferien auch ein Teil der Schüler des Ückesdorfer Carl-von-Ossietzky-Gymnasiums und des Bad Godesberger Konrad Adenauer-Gymnasiums während der PCB-Sanierung einrichten.

Bruno Lossau, Chef der Arbeitsgruppe Schadstoffe, und Schulamtsleiter Hubert Zelmanski haben für alle sieben Schulen (weitere sind das Heinrich-Hertz-Berufskolleg, das Tannenbusch-Gymnasium und das Friedrich List-Berufskolleg) einen Zeit- und Maßnahmenkatalog erstellt: 27 Wochen habe, so Lossau, die "Grundlagenermittlung" gedauert, jetzt gehe es in die Auftragsvergabe. Sämtliche Maßnahmen seien eng mit den Schulen und Eltern abgestimmt, versicherte Zelmanski.

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