Pferdekoppel in Schmerbroich stört Behörden

Es ist ein lauschiges Plätzen, die alte Pferdekoppel in Schmerbroich am Birlinghovener Wald. Spaziergänger und Anwohner schätzen das Areal als kleines Naherholungsgebiet. Doch um den Erhalt der Idylle wird derzeit erbittert gekämpft.

Sankt Augustin. Es ist ein lauschiges Plätzen, die alte Pferdekoppel in Schmerbroich am Birlinghovener Wald. Spaziergänger und Anwohner schätzen das Areal am Rande des kleinen Sankt Augustiner Ortsteils als kleines Naherholungsgebiet.

Doch um den Erhalt der Idylle wird derzeit erbittert gekämpft. Und ob die vier Pferde, die Hobby-Pferdehalter und Pächter Heinz Lottenburger dort auf der Weide grasen lässt, noch lange die Erholungssuchenden erfreuen, ist mehr als fraglich.

Bis zum 11. November muss Pächter Lottenburger die Hütten und Schutzdächer abreißen. Eine entsprechende Abrissverfügung flatterte ihm von der Stadt Sankt Augustin auf den Tisch. Das Kölner Verwaltungsgericht hatte in einem Verfahren ausgeführt, dass auch eine Pferdehaltung in dem Gebiet nicht zulässig ist.

Seit 36 Jahren bietet die Koppel Pferden Platz, genauso lange gibt es dort entsprechende Unterstände. Pech nur für Lottenburger, der die Koppel vor acht Jahren gepachtet hat, dass die Holzbauten ohne Genehmigung offenbar von früheren Pächtern errichtet wurden. "So viele Jahre hat sich niemand daran gestört.

Und jetzt geht das plötzlich nicht mehr", versteht der Pferdefreund die Welt nicht mehr. Der BUND hatte die Untere Landschaftsbehörde angeschrieben und um Prüfung gebeten, ob das alles so richtig sei auf der Koppel. Die Behörde hat geprüft und hält weder die Pferdehaltung noch die Holzbauten für genehmigungsfähig.

Begründung: Der so genannte Schmerbroicher Siefen sei ein geschützter Landschaftsteil im Landschaftsplan 7 und habe eine besondere ökologische Wertigkeit. Zwar kann die Behörde der zuständigen Stadt Sankt Augustin gestatten, eine Befreiung auszusprechen. Das aber wurde abgelehnt.

Merkwürdig nur, dass die Stadt bei der Aufstellung des Flächennutzungsplanes vor drei Jahre beabsichtigt hatte, aus der Pferdekoppel Bauland zu machen, wogegen sich allerdings viele Anwohner erfolgreich gewehrt haben. Der Streit schwelt schon länger. Für Lottenburger begann sein Kampf mit den Behörden damit, dass er 2009 in einer Ecke der Koppel Sand aufgeschüttet hatte.

Die Stadt betrachtete das als Reitplatz und wies Lottenburger an, den Sand wieder zu beseitigen. Er ließ 75 Tonnen wieder abfahren und dachte, damit sei alles geregelt.Völlig überraschend für Ihn kam dann die Abrissverfügung. "Es ist kein Reitplatz. Die Erde war weggeschwemmt, und ich musste den Sand auftragen" versichert der Pächter. Er brauche diesen Sandplatz vor allem im Winter für seine Pferde. "Ansonsten treten sie die ganze Wiese kaputt."

Laut Lottenburger ist die Fläche seit 1963 als landwirtschaftliche Fläche ausgewiesen. "Und seither hat sich doch die ganze Flora und Faune prächtig mit den Pferden entwickelt. Die Rehe fressen hier im Winter mit den Pferden das Heu", sagt er. Klein beigeben will er nicht und nun eine Unterschriftenaktion starten. "Ich lass es jetzt darauf ankommen."

Zumal er nicht weiß, wo er mit seinen Pferden und Gerätschaften hin soll. "Ich hab hier nie etwas gebaut, nur Instand gesetzt." Die Stadt Sankt Augustin will wenigstens noch versuchen, einen kleinen Unterstand bewilligen zu lassen. "Aber die baulichen Anlagen müssen leider weg", sagte Uwe Trübenbach von der Bauaufsicht. Sollt sich Lottenburger weigern, kann die Stadt alles abreißen lassen und dem Pächter die Kosten in Rechnung stellen.

Eine Nachbarin spaziert vorbei, gibt den Pferden ein Zückerchen und hat auch schon von den Problemen gehört. "Wir sollten doch alle froh sein, dass es so etwas Schönes noch gibt", schüttelt sie den Kopf. Elvis, Lisoma, Leonder und Sambia grasen derweil friedlich ein paar Meter entfernt - Pferde zum Anfassen. Gut möglich, dass die Kinder aus der Nachbarschaft bald auf ihre vierbeinigen Freunde verzichten müssen.

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