Pferdesteuer ist vorerst vom Tisch

Die Politik in Wachtberg hat jedoch das letzte Wort. Viele junge Reitfreunde drehen jeden Cent für ihre Lieblinge um.

Pferdesteuer ist vorerst vom Tisch
Foto: Jochen Wagner

Wachtberg. (waj) Um ihren Haushalt zu sanieren, kommen viele Kommunen auf die ausgefallensten Ideen: Da Wachtberg als Pferdeparadies bekannt ist, kam dort die Pferdesteuer in die Diskussion - was umgehend in allen Wachtberger Reitanlagen zu Protesten führte. Allein die Prüfung zur Einführung einer Pferdesteuer erzeugte große Irritationen.

Angelika Frings vom Reitershop in Niederbachem hat zum Beispiel eine Liste mit rund 300 Unterschriften aus Wachtberg und Bad Godesberg im Berkumer Rathaus abgegeben. Alle Pferdefreunde im Drachenfelser Ländchen sprechen sich weiterhin grundsätzlich gegen die Einführung einer möglichen Pferdesteuer in Wachtberg aus. Dazu gibt es auch Unterstützung vom Verband der Freizeitreiter, von Landwirten und auch von den Steuerschützern aus Düsseldorf.

Schätzungen gehen davon aus, dass in Wachtberg mehr als 2 000 Pferde gehalten werden. Im Gespräch war eine jährliche Steuer von 250 Euro pro Pferd.

Albert Schwan aus Villiprott, Vize-Bundesvorsitzender des Verbands der Freizeitreiter (VFD, 16 000 Mitglieder) in Deutschland, bezeichnet derartige Absichten als kontraproduktive Gespensterdebatte. "An vier Pferden hängt ein Arbeitsplatz. Viele junge Reitfreunde können sich bei einer Pferdesteuer gar kein Pferd mehr leisten, zudem würden Pferdehalter in benachbarte Kommunen ohne diese Besteuerung abwandern."

Im Ländchen gehen Mädchen wie Mara Engels für ihre Pferde durch dick und dünn. Sie ringen sich den Unterhalt für ihr geliebtes Reittier vom Taschengeld ab. Doch es reicht meist hinten und vorne nicht. Die 16-Jährige aus Villiprott geht Putzen, Bügeln, hilft Bekannten und Verwandten für ein paar Euro im Haushalt. Ihre Stute Luna ist acht Jahre älter als die Schülerin.

Luna war vor fünf Jahren in keinem guten Zustand und sollte zum Pferdemetzger. Dieses Schicksal blieb Luna erspart. Den Stall des Norwegerpferdes hält Mara ebenfalls in Ordnung. Um die Stall- und Weidenmiete zu sparen, muss sie aber noch andere Pferde versorgen. Mutter Sandra und Vater Dirk verdienen auch keine Reichtümer, sie müssen mit drei Kindern wie viele andere Familien auch auf jeden Euro schauen.

"Kommt eine Pferdesteuer in Wachtberg, muss ich noch mehr nebenbei für das Pferd arbeiten, um es halten zu können", sagt die Hauptschülerin aus Berkum. Dabei müsste sie in der Schule mehr Gas geben, sie strebt eine Verwaltungsausbildung an.

Auf Nachfrage, was der Prüfauftrag zur Pferdebesteuerung in Wachtberg bisher ergeben hat, sagt Beigeordneter Jörg Ostermann: "Im neuen Haushaltsentwurf habe ich auf über tausend Seiten keinen Einnahmeansatz Pferdesteuer entdecken können."

Ein gutes Zeichen für Mara und ihre Reiterfreunde. Aber ganz ist die Gefahr einer Pferdesteuer noch nicht vom Tisch. Wachtbergs Politiker haben das letzte Wort.

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