Piloten wetten gegen Luftaufsicht

Sie bieten demjenigen 500 Euro, der den 300-Meter-Korridor der Platzrunde einhalten kann.

Piloten wetten gegen Luftaufsicht
Foto: Holger Arndt

Sankt Augustin. An der Platzrunde des Flugplatzes Hangelar scheiden sich die Geister. Die Bezirksregierung legt einen Korridor von insgesamt 300 Metern fest, die Bürgeraktion Sankt Augustin fordert gar nur 150 Meter. Nicht zuletzt sagen Piloten, dass es nahezu unmöglich ist, einen 300 Meter breiten Korridor exakt zu fliegen, und bieten der für die Luftaufsicht zuständigen Bezirksregierung in ihrem publizistischen Organ "Pilot und Flugzeug" darauf gar eine sportliche Wette an.

"Wenn ein beliebiger Mitarbeiter in der Abteilung Luftfahrt der Bezirksregierung mit unserem Leserflugzeug Lisa drei GPS-aufgezeichnete Platzrunden hintereinander ohne Verletzung des Korridors von 300 Metern fliegt, erhält der Pilot am selben Tag von Pilot und Flugzeug 500 Euro in bar sowie die ungeteilte und aufrichtige Anerkennung dieses Magazins", steht dort zu lesen.

Die Navigation eines Flugzeugs auf dem Strich erfordere derart viel Aufmerksamkeit, dass an Luftraumbeobachtung, Anflugbriefing oder andere Verfahren nicht mehr zu denken sei, so die Piloten. "Interessieren würde uns auch, mit welchen Mitteln man denn eine derart präzise Flugführung zu überwachen gedenkt. Positionsbestimmung auf 150 Meter genau stellt schließlich auch für die gängigen Radaranlagen eine erhebliche technische Herausforderung dar."

Eine Radarüberwachung aber fordert die Bürgeraktion Sankt Augustin, ein Zusammenschluss von Bürgern aus Niederpleis und des Thüringer Viertels auf dem Niederberg. Voraussetzung dafür ist indes, dass laut Bürgeraktion die Platzrunde in Form einer Allgemeinverfügung rechtsverbindlich und gerichtsfest wird. Eine Regelung, die laut Bürgeraktion auch Horst Becker, parlamentarischer Staatssekretär im NRW-Verkehrsministerium anstrebt.

Gleichwohl spricht die Luftaufsicht in Düsseldorf bereits von einer Verbindlichkeit der Platzrunde für die Piloten. Zwar erlauben nachvollziehbare flugbetriebliche Gründe (meteorologische oder verkehrsbedingte) ein Abweichen. Geschehe dies aber vorsätzlich oder fahrlässig, werde die Luftaufsicht ordnungsrechtliche Schritte einleiten. Bisher ist noch kein Fall dieser Art vorgekommen.

Während die Bürger nach eigenem Bekunden immer wieder Verstöße feststellen, sprechen Flugplatzgesellschaft und Piloten vom Gegenteil. "Die von der Bezirksregierung in der letzten Zeit von mobilen Trupps durchgeführten stichprobenartigen Kontrollen haben keine wesentlichen Abweichung von der Platzrunde ergeben", sagt etwa Dirk Wittkamp von der Fliegergemeinschaft.

Derweil will die für die Luftaufsicht zuständige Bezirksregierung in Düsseldorf eine neuerliche Anpassung der Platzrunde vornehmen. Der bisherige Verlauf im Westen des Flugplatzes führt über Geislar. Mit der Anpassung wird die Platzrunde entlang der Autobahn 59 zwischen Geislar und Vilich-Müldorf geführt, um ein Überfliegen bebauter Gebiete zu vermeiden.

Der Änderung muss noch die Deutsche Flugsicherung zustimmen. Ähnliches fordert jetzt die Bürgeraktion Sankt Augustin für den Niederberg in Hangelar im östlichen Verlauf der Platzrunde. "Teile des Thüringer Viertels können weiter überflogen werden", stellen Franz Schuster und Manfred Overhaus fest. Sie haben Landrat Frithjof Kühn, Bonns OB Jürgen Nimptsch, Sankt Augustins Bürgermeister Klaus Schumacher sowie Bundesumweltminister Norbert Röttgen geschrieben.

Neben der Reduzierung des Platzrundenkorridors auf 150 Meter fordern sie eine kurvenförmige Gestaltung der Platzrunde und eine Ideallinie möglichst zwischen den Wohngebieten Thüringer Viertel und Pleiser Wald. "Bisher besteht die Platzrunde im Osten aus zwei Kurven im Abstand von nur 550 Metern.

Fast alle Piloten fliegen hier nur eine Kurve", so die Bürgeraktion. Zudem sollen alle Flugzeuge mit Navigationsgeräten ausgestattet werden, was die Bezirksregierung Düsseldorf allerdings ablehnt, weil in Hangelar nach Sicht geflogen wird.

Ob 300 oder 150 Meter Korridor: Aus Fliegersicht ist beides schwer zu fliegen. "Von oben aus der Luft wirken dreihundert Meter Korridor, anders als am Boden, viel viel schmaler", sagt ein Pilot.

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