Planung für Ortsumgehung Flerzheim eingestellt

RHEINBACH-FLERZHEIM · Politiker kritisieren, dass der Landesbetrieb Straßenbau NRW in Euskirchen die Ortsumgehung Flerzheim nicht weiter plant. Hintergrund ist die Streichliste der NRW-Landesregierung, die beim Straßenbau reihenweise Projekte mit einem Vorbehalt versehen oder zurückgestellt hat.

Ein rauer Wind bläst über die Felder nahe der Flerzheimer Kiesgrube. Hubert Martini und Willi Schäfer lassen den Blick schweifen. Vom Fliesweg schauen die UWG-Politiker zum Flerzheimer Ortsrand, von dort in Richtung Müttinghoven. Auf dieser Linie verläuft die Ortsumgehung - bislang allerdings nur auf dem Papier. Und das wird auf nicht absehbare Zeit auch so bleiben. Denn der Landesbetrieb Straßenbau NRW in Euskirchen plant die Straße nicht weiter.

"Wir sind total enttäuscht", sagt Martini, der seit 28 Jahren im Rat sitzt. Den Großteil dieser Zeit begleitet ihn das Thema. Bereits 1989 habe die UWG die Ortsumgehung beantragt, sagt er. Selbst damals war das Thema nicht neu. In den Jahrzehnten davor habe es schon Ansätze für Planungen gegeben, die aber verworfen worden seien. "Soweit wie jetzt sind wir noch nie gewesen", sagt Martini.

Die Flerzheimer leiden vor allem unter dem Schwerlastverkehr, der von der Kompostierungsanlage, dem Kiestagebau und dem Industriepark Kottenforst kommt. Nach einer Verkehrszählung des Landesbetriebs Straßenbau von 2005 fahren werktags bis zu 150 Lastwagen über die Konrad-Adenauer-Straße, die schmal ist und eine unübersichtliche S-Kurve hat.

"Wir mussten die Planung für die Ortsumgehung einstellen"

"Wir mussten die Planung für die Ortsumgehung einstellen", sagt Bernd Aulmann, Sprecher des Landesbetriebs in Euskirchen. Im Bedarfsplan steht Flerzheim nicht in der obersten Kategorie 1, sondern in Stufe 2, versehen mit einem Sternchen. Dieser Vermerk signalisiert, dass zumindest geplant werden darf. Diese Einordnung beschloss der Regionalrat 2006.

Dem hat die rot-grüne Landesregierung nun aber einen Riegel vorgeschoben, weil sie sich auf weit fortgeschrittene Planungen konzentrieren will. Sogar Vorhaben, die im Bedarfsplan mit Priorität 1 versehen und damit höher angesiedelt sind als die Flerzheimer Umgehung, liegen auf Eis. "Wann es mit Flerzheim weitergeht, hängt davon ab, inwieweit höher priorisierte Maßnahmen umgesetzt werden", so Aulmann.

Zuletzt untersuchte der Landesbetrieb mögliche Trassen. Eine denkbare Variante führt vom Verkehrskreisel an der L113 bei Lüftelberg zur L163 bei Müttinghoven. Die ersten Kostenschätzungen lagen bei 3,1 Millionen Euro. Die Planer beim Landesbetrieb prüften aber auch eine günstigere ortsnahe Trasse, die zwischen Ortsausgang und Sportplatz an der L113 ansetzt. Sie stößt etwa an der Kläranlage wieder auf die L163.

Martini sieht Fehler in der Vergangenheit

Bürgermeister Stefan Raetz pocht auf die Fortsetzung der Planung: "Wir werden nicht zulassen, dass die Umgehung auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben wird." Das will auch Dieter Heuel, Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion, nicht hinnehmen. Er hatte sich im Regionalrat für die Straße stark gemacht. "Der frühere Verkehrsminister Oliver Wittke hat mir persönlich gesagt, dass die Realisierung sichergestellt ist." Die CDU-Ratsfraktion äußerte ihr Unverständnis jüngst in einer Anfrage an die Stadt. Sie verwies dabei auch auf den politischen Konsens in Rheinbach.

Martini hingegen sieht den Fehler in der Vergangenheit: Der Regionalrat habe die Straße 2006 eben gleich in Stufe 1 einordnen müssen. "Dann hätten wir jetzt bessere Karten."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort