Polizei Bad Neuenahr-Ahrweiler registriert zunehmende Gewalt gegenüber Beamten

"Für Amokläufe gibt es kein Patentrezept"

Polizei Bad Neuenahr-Ahrweiler registriert zunehmende Gewalt gegenüber Beamten
Foto: Martin Gausmann

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Wenig Verständnis hat Kriminalhauptkommissar Wilfried Manheller von der Polizei Bad Neuenahr-Ahrweiler für so manchen, der sich derzeit zu dem Amoklauf in Winnenden in Baden Württemberg äußert.

"Da wird vorgegaukelt, dass man diese schreckliche Tat, die auch bei uns Bestürzung und Betroffenheit hervorgerufen hat, hätte verhindern können. Das kann man in der Regel aber nicht. Schließlich haben die Täter nicht “Amokläufer„ auf der Stirn geschrieben", sagte der stellvertretende Dienststellenleiter am Donnerstag bei der Vorstellung der Kriminalstatistik für die Kreisstadt.

Aufgrund des aktuellen Anlasses betonte Manheller in einem Exkurs, dass es Situationen gebe, auf die man sich nicht einstellen könne. "Für so einen Amoklauf gibt es gibt kein Patentrezept. Und man kann nie ausschließen, dass so etwas passiert. Man muss nur mal bedenken, wie viele Schüler es in Deutschland gibt. Da kann man einen Tatverdächtigen nicht herausfiltern", sagte er.

Unabhängig von der Tat am Mittwoch sei man beim Thema Amoklauf allerdings schon seit gut zwei Jahren in engem Kontakt mit den Schulen in Bad Neuenahr-Ahrweiler. "Wir haben mit ihnen ein Programm erarbeitet, wie sie in einem solchen Fall vorgehen sollten."

Außerdem hätten die Beamten die Schulen unter die Lupe genommen. "Wo bauliche Veränderungen nötig waren, sind sie vorgenommen worden. Dabei ging es zum Beispiel um den Austausch von Türschlössern oder der Installation von Rundsprechanlagen in allen Räumen", erklärte Manheller weiter. Außerdem habe man die Baupläne von allen Schulen.

Bezugnehmend auf die Kriminalstatistik erläuterte Manheller, dass es an den Kreisstadt-Schulen zwar eine Steigerung der Straftaten von 32 (2007) auf 57 Fälle im vergangenen Jahr gegeben habe, 2008 aber dennoch ein ruhiges Jahr gewesen sei. "Wir hatten keine Probleme und keine markanten Delikte", so der Kriminalhauptkommissar.

Insgesamt verzeichnete die Polizeiinspektion Bad Neuenahr-Ahrweiler im vergangenen Jahr 3 001 Straftaten, das sind 456 Fälle (18 Prozent) mehr als noch in 2007. Von den Kreisstadt-Beamten selbst wurden davon 2 579 Delikte bearbeitet, die restlichen 422 Sachverhalte wurden an die Kriminalinspektion (KI) Mayen übergeben. Die Aufklärungsquote lag bei 56 Prozent.

Als auffällig bezeichnete Manheller die Tatsache, dass die Zahl der einfachen Körperverletzungen und der Sachbeschädigungen enorm zunahm. Der Kriminalhauptkommissar führt dies auf ein verändertes Anzeigeverhalten zurück. Bedrohungen, kleinere Schlägereien, Kratzer an Autos oder Sachbeschädigungen wie das Werfen von Eiern an eine Hauswand würden heute zur Anzeige gebracht.

"Das war früher nicht so", stellt der Polizist fest. Während Manheller bei der Jugendkriminalität zwar einen leichten Anstieg, aber keine besonderen Auffälligkeiten festgestellt hat, blickt er mit Sorge auf die zunehmende Gewalt gegenüber Polizeibeamten.

"Was sich die Kollegen oft anhören und gefallen lassen müssen, ist unfassbar. Außerdem stellen wir fest, dass es keinen Rückhalt mehr in der Bevölkerung gibt". Als Beispiel nennt er einen Fall aus der Karnevalszeit, wo Beamte angegriffen und auch die Umstehenden dann aufrührig geworden seien.

Auch einen Aufmarsch von Punkern in Bad Neuenahr nennt Manheller: "Unsere Polizisten wurden bis aufs Blut gereizt, beleidigt und bespuckt. Und es wurde versucht, die von uns festgenommenen Leute mit Gewalt zu befreien. So etwas werden wir nicht tolerieren und mit aller Schärfe verfolgen." Mittlerweile wurde der Fall an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet.

Für die KI Mayen berichtete der Erste Kriminalhauptkommissar Erich Pung, dass unter den 422 Straftaten, die seine Dienststelle im vergangenen Jahr bearbeitet hat, vornehmlich Betrugsverfahren und Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz waren. In einem Fall habe ein Mann mit falschen Papieren eine Wohnung in der Kreisstadt gemietet und zwei Konten eröffnet, um so über ein Internetauktionshaus 170 Personen und 75 Firmen zu betrügen.

Der Schaden liege bei etwa 30 000 Euro, und der Mann sei immer noch nicht gefasst. Fälle von größerem Ausmaß seien auch ein Cannabis-Händler gewesen, der seine Kunden von der Grafschaft aus belieferte, und ein Fall von Kinderpornografie, der zehn Folgeverfahren nach sich zog.

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