Polizei fasst die Tankstellen-Räuber aus dem Siebengebirge

Sieben junge Männer sollen sieben Überfälle in Königswinter und Bad Honnef begangen haben

Polizei fasst die Tankstellen-Räuber aus dem Siebengebirge
Foto: Frank Homann

Siebengebirge. Am Tag vor Silvester schlug die "Ermittlungsgruppe Siebengebirge" in den frühen Morgenstunden zu: Rund 30 Polizeibeamte durchsuchten die Wohnungen von sieben Verdächtigen sowie eine weitere Anlaufstelle - und nahmen sechs Verdächtige fest.

Und mittlerweile sind sich Staatsanwaltschaft und Polizei sicher: Es ist ihnen so gelungen, eine Serie von sechs bewaffneten Raubüberfällen auf Tankstellen in Bad Honnef und Königswinter aufzuklären. Und auch der Überfall auf eine Spielothek soll auf das Konto der Gruppe junger Männer aus Bad Honnef, Königswinter und Sankt Augustin gehen.

Drei der vier mutmaßlichen Haupttäter sitzen mittlerweile in Untersuchungshaft, die übrigen sind wieder auf freiem Fuß. Auf alle sieben Männer im Alter zwischen 17 und 21 Jahren warten umfangreiche Strafverfahren.

Diese und weitere Ergebnisse ihrer Ermittlungen stellten Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag auf einer Pressekonferenz im Polizeipräsidium Bonn vor.

Begonnen hatte alles mit einem Überfall am 24. Oktober in Bad Honnef. Fünf Tage später wurde eine Tankstelle an der Honnefer Hauptstraße überfallen, diese suchten die Täter im November sogar noch ein zweites Mal heim. Die Polizei kam, so der Leiter der Ermittlungsgruppe Siebengebirge, Wilfried Volmer, schnell zu dem Schluss, dass die Taten alle auf das Konto einer Tätergruppe gehen könnten, die in unterschiedlicher Besetzung agierte.

Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Täter immer gleich vorgingen: Ein vermummter oder mehrere vollständig maskierte Täter betraten den Tatort, einer von ihnen bedrohte den anwesenden Angestellten mit einer Waffe und verlangte Geld, die Mittäter "sicherten" ihn. Mit der Beute - lediglich relativ kleine Summen zwischen 200 und 900 Euro - machten sich Männer anschließend in einem Auto aus dem Staub.

Die Polizei setzte bei ihrer Arbeit auch auf verdeckte Ermittlungen, zu denen man sich aber aus taktischen Gründen weiterhin nicht äußern will. Nach einigen Wochen intensiver Arbeit - "Wir haben auch Weihnachten durchgearbeitet", wie Kriminaloberrat Martin Göbel, Leiter der Kriminalinspektion 4, betonte - standen für die Ermittler die sieben Tatverdächtigen fest.

Einige von ihnen sind der Polizei bereits bestens bekannt, ein 18-jähriger mutmaßlicher Haupttäter war erst im Sommer wegen schweren Raubes zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. "Das hatte bei ihm offenbar nicht die gewünschte Wirkung", kommentierte Staatsanwältin Andrea Soboll trocken. Klar ist, dass auf alle Beteiligten - die meisten der Beschuldigten sind laut Polizei geständig - nun umfängliche Strafverfahren zukommen.

Schwerer Raub wird mit drei bis 15 Jahren bestraft, allerdings dürfte bei den meisten Beschuldigten gegebenenfalls Jugendstrafrecht zur Anwendung kommen. Als Motiv hatten die arbeitslosen Beschuldigten laut Soboll permanente Geldnot angegeben - und den Wunsch für die Familie Weihnachtsgeschenke zu kaufen.

"Soweit wir das beurteilen können, ist aber nicht viel Geld für Weihnachtsgeschenke übrig geblieben, an Heiligabend gab es wohl eher wenig."

Dass die Ermittler schließlich kurz vor Neujahr zuschlugen, hing auch damit zusammen, dass die Polizei befürchtete, zwei der Verdächtigen könnten sich nach Gran Canaria absetzen. Bei den Durchsuchungen stießen die Beamten auch auf die "Einsatztasche" der Gruppe: Sie enthielt Wechselkleidung, eine Sturmmaske und die Waffe - vermutlich eine Gas- oder Schreckschusspistole, die kriminaltechnische Untersuchung steht noch aus.

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