Protestler kettet sich ans Rathaus in Niederzissen

Gekettet an das Treppengeländer im Rathausfoyer: Mit dieser Protestaktion will der 50-jährige Uwe Qualmann um eine Baugenehmigung und die Konzession für eine Gaststätte im Brohlttal kämpfen.

Niederzissen. Die Bürgermeister, die am Mittwochnachmittag zu einer Dienstbesprechung ins Niederzissener Rathaus wollten, sind vor dem Haupteingang von einem Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung vorsorglich abgefangen worden, um sie zum Hintereingang zu leiten.

Den Grund für den kleinen Umweg hatte Uwe Qualmann geliefert. Der 50-Jährige hatte sich im Foyer des Rathauses aus Protest an das Treppengeländer gekettet. Seit Jahren liegt der Krefelder mit der Verbandsgemeindeverwaltung im Clinch. "Die Gemeinde verfügt nach Gutdünken über unser Eigentum, während eigene Investitionsvorhaben systematisch blockiert werden", klagt der Krefelder an.

Gemeint ist der Bausenberg. Der besterhaltene Hufeisenkrater Deutschlands, der für seine einzigartige Flora und Fauna bekannt ist, zählt zu den touristischen Attraktionen des Brohltals. Der "innere Krater" befindet sich seit 1969 im Familienbesitz der Qualmanns, und bildet den Lebensmittelpunkt von Christian Qualmann, dem Vater des Krefelders.

"Die Probleme begannen mit der Schaffung des Vulkanparks und den entsprechenden Geo-Routen", erklärt der 50-Jährige. Die Tourist-Information Brohltal biete regelmäßige Führungen, Mountainbike-Touren und andere Aktivitäten auf und über den Bausenberg an. "Wir werden seitdem von Wanderern und Ausflüglern geradezu überrannt", klagt Uwe Qualmann.

Die Leute pinkelten an den Zaun, und nicht selten klingelten sie und bäten darum, die private Toilette benutzen zu dürfen. "Obwohl wir die Verwaltung auf das Problem aufmerksam gemacht haben, geschieht nichts. Weder wird über den Bau öffentlicher Toiletten nachgedacht, noch werden Mülleimer aufgestellt", kritisiert Qualmann. Stattdessen würden Rat und Verwaltung seine eigenen Bauvorhaben systematisch verhindern.

"Meine Tochter ist gelernte Landwirtin und möchte auf unserem Grundstück eine Reithalle mit angeschlossenem Reitplatz betreiben. Die Erfüllung der Auflagen, die uns seitens der Verwaltung gemacht werden, sind jedoch so kostenaufwendig, dass die Ausgaben in keinem Verhältnis mehr zur geplanten Investition in Höhe von rund 100 000 Euro stehen.

Als Beispiel verweist Qualmann auf den geforderten Kanal, für den etwa 250 000 Euro aufzuwenden seien. "Die von Herrn Qualmann genannte Summe ist schlicht zu hoch. Richtig ist jedoch, dass das Grundstück so weit von öffentlichen Versorgungseinrichtungen entfernt ist, dass ein Anschluss an Wasser und Abwasser zwangsläufig zu höheren Investitionen führen muss", stellt der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Brohltal, Johannes Bell, richtig.

Und zu den Bauvorhaben von Uwe Qualmann erklärt der Bürgermeister, dass derzeit auf verschiedenen Ebenen die baurechtliche Zulässigkeit (teilweise bereits gerichtlich) geprüft werde. Die geführten Wanderer nutzen Wege, die sich ausschließlich auf öffentlichem Grund und Boden befinden.

Dass in der Broschüre "Mit Vulkano durch den Geopark" Fotos des Qualmann'schen Anwesens Eingang gefunden hätten, räumt Bell dagegen ein. "Wir können jedoch nicht sämtliche Broschüren einfach einstampfen lassen. Wir haben Herrn Qualmann jedoch zugesichert, in künftigen Auflagen entsprechende Änderungen vorzunehmen", kündigt der Bürgermeister an.

Verwundert zeit er sich, über das Ansinnen Qualmanns, Wanderer von seinem Anwesen fern zu halten, da er dort den Betrieb eines Cafès beantragt hat. Doch beim Streitfall "Bausenberg" bleibt es nicht. So plant Uwe Qualmann, die seit des vor einigen Wochen von der Eigentümerin Johanna Gelzhäuser gestellten Insolvenzantrags geschlossene Gaststätte "Zum Bausenberg" wieder zu öffnen.

Zu diesem Zweck haben Gelzhäuser und Qualmann den Verein "Kultur, Mensch, Kneipe" gegründet. "Wir haben sowohl einen ordentlichen Konzessionsantrag gestellt, als auch die Erteilung einer vorläufigen Konzession beantragt. Seit vier Wochen werden wir von der Verwaltung von einen Termin auf den anderen vertröstet und konsequent hingehalten", schimpft Qualmann.

Gleichzeitig sehen er und Johanna Gelzhäuser sich, durch Gerüchte verunglimpft, die derzeit im Dorf die Runde machen. Demnach ist davon die Rede, dass die Gaststätte etwa zu einem "NPD-Treffpunkt" werden soll. Dagegen wehrt sich der Krefelder zum einen mit "öffentlichen Mitteilungen", die er am Mittwoch in Form von gelben Plakaten ins Fenster der Gaststätte gehängt hat. Darauf teilt er "den Zissenern" mit, dass er nie ein Mitglied der NPD gewesen sei.

Auch wolle er aus der Gaststätte keine "rechtsradikale Vereinskneipe" machen. "Dumm ist derjenige, der sich derartigen diskriminierenden Gerüchten beteiligt", ist dort zu lesen. "Üble Nachreden dieser Art", schreibt Qualmann, werde er "sofort zur Anzeige" bringen. Das ist bereits geschehen. Denn gegen den mutmaßlichen Urheber des Gerüchtes hat der 50-Jährige bereits Anzeige wegen Verleumdung erstattet.

Dass er bei der Bundestagswahl 1998 in Krefeld Kandidat der Republikaner war, räumt Qualmann auf Nachfrage allerdings ein. Dennoch: Er sei entschlossen, sich gegen die Verwaltung zur Wehr zu setzen. "Mit dem Katz-und-Maus-Spiel muss endlich Schluss sein", schimpfte er im Rathaus. "Nachdem mir zugesichert worden ist, dass mir heute eine schriftliche Antwort auf meinen Konzessionsantrag übergeben werde, bin ich eigens aus Krefeld angereist.

Doch dann bin ich wieder vertröstet worden", erklärt Qualmann seinen Protest. Schwerwiegende Anschuldigen gegen die Gemeindeverwaltung äußert auch Johanna Gelzhäuser: "Die Verwaltung hat offensichtlich gar kein Interesse an der Fortführung des Gaststättenbetriebes. Denn im Zuge des Dorferneuerungskonzeptes soll dort laut Bebauungsplans 'Schmitze Eck' neuer Parkraum geschaffen werden."

"Der Antrag auf Erteilung einer vorläufigen Konzession wird derzeit von der Verwaltung geprüft", sagt Johannes Bell. Zudem habe er für Donnerstag einen Gesprächstermin

angeboten. Davon habe Qualmann jedoch keinen Gebrauch gemacht. Die Ankettungsaktion hat Uwe Qualmann nach einer knappen Stunde friedlich beendet. "Der Kampf um die Konzession geht jedoch jetzt erst richtig los", kündigt er an.

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