Flüchtlinge in Königwinter Provisorisch hergerichtete Turnhalle ist nur eine Überbrückung

KÖNIGSWINTER · 30 Asylbewerber sind am Freitag in die provisorisch hergerichtete Turnhalle in Sandscheid eingezogen. Königswinter soll bis Mittwoch eine zweite Notunterkunft einrichten.

 Willkommensgruß: 30 Asylbewerber bezogen gestern die Unterkunft in Sandscheid. Die Sporthalle wird für einige Zeit ihr Zuhause sein.

Willkommensgruß: 30 Asylbewerber bezogen gestern die Unterkunft in Sandscheid. Die Sporthalle wird für einige Zeit ihr Zuhause sein.

Foto: Frank Homann

Als bei der Stadt am Freitag die Nachricht aus dem Siegburger Kreishaus vom Amtshilfeersuchen der Bezirksregierung eintraf, nach dem jede Kommune bis nächsten Mittwoch mindestens 70 Plätze zur Erstaufnahme einrichten muss, war die Verwaltung noch mit der Einrichtung der Turnhalle in Sandscheid für 30 neue Asylbewerber beschäftigt.

Die Flüchtlinge kamen gestern Nachmittag verspätet in Sandscheid an. Am Vormittag hatte die Stadt den Hinweis erhalten, dass es Probleme mit dem Transport der Menschen auf dem Weg von Kerken/Weeze am Niederrhein nach Königswinter gebe. Die Sporthalle wird für einige Tage, wahrscheinlich eher Wochen, zur Wohnung der Flüchtlinge. Die Halle bietet noch etwas weniger Platz als eine normale kleine Turnhalle, so dass neben den 15 Doppelstockbetten nicht viel Platz für einen Wohnbereich bleibt.

"Überbrückung für maximal ein paar Wochen"

"Wir gehen von einer Notlösung, einer Überbrückung für maximal ein paar Wochen aus", sagte die zuständige Dezernentin Heike Jüngling gestern. Die Verwaltung suchte, wie bereits in der Vergangenheit, im Einzelfall auch nach individuellen Lösungen: So wurde eine Familie mit einem Kleinkind direkt in einer Ferienwohnung untergebracht, um ihr die Einquartierung in der Turnhalle zu ersparen. Wie bereits häufig in den vergangenen Wochen erlebten die Mitarbeiter der Verwaltung auch in Sandscheid eine Welle der Hilfsbereitschaft. Vorstand und Personal der benachbarten Kindergarten-Elterninitiative "Sandkasten" boten ihre Unterstützung an. Auch die Vereine, die am Donnerstag über den Wegfall ihrer Trainingsstätte informiert wurden, zeigten sich verständnisvoll.

Jüngling erläuterte am Freitag noch einmal, warum die Wahl nach der Turnhalle am Palastweiher dieses Mal auf eine Halle im Bergbereich gefallen sei. "Wir brauchten ein Objekt, das das Kriterium der schnellen Verfügbarkeit erfüllt und sich noch am gleichen Tag, an dem die Entscheidung fällt, mit einfachen Mitteln herrichten lässt." Sanitärräume seien ebenfalls vorhanden. Für die Halle habe auch gesprochen, dass hier bereits einmal in den 90er Jahren Flüchtlinge untergebracht waren. "Wir wollen auch keine Konzentration in einzelnen Ortsteilen herbeiführen", so Jüngling.

Nach Stieldorf, der Altstadt und Oberpleis hat es dieses Mal daher Sandscheid getroffen. Ziel sei es auch gewesen, die 30 neu eingetroffenen Flüchtlinge nach Möglichkeit an einem Ort unterzubringen. Wie der weitere Zustrom von Asylbewerbern nach Königswinter aufgefangen werden kann, ohne alle paar Wochen weitere Turnhallen belegen zu müssen, damit beschäftigt sich ein Team der Verwaltung mit großer Intensität. "Wir suchen nach größeren Objekten", berichtete Jüngling. Wenn der Vertrag mit dem österreichischen Eigentümer über die vorübergehende Nutzung des Jugendhofs Rheinland zustande kommen sollte, könnte das indirekt helfen, auch wenn das Gebäude nur als Ersatz für die Notunterkunft am Palastweiher vorgesehen ist, nicht aber als dauerhafte Unterkunft für Asylbewerber.

Geplante Neubauten brauchen noch Zeit

"Wir haben die Hoffnung, dass wir die Kapazität der Notunterkunft im Jugendhof vielleicht auf 150 Plätze erhöhen können und daher weniger reguläre Zuweisungen von Asylbewerbern bekommen", sagte Jüngling. So sei es in der ersten Zeit nach Einrichtung der Notunterkunft am Palastweiher auch gewesen. "Das könnte uns etwas Zeit verschaffen", so die Dezernentin.

Sicher ist nur so viel: Bis zur Fertigstellung der geplanten Neubauten von Flüchtlingsheimen an der Herresbacher Straße oder auf dem Ittenbacher Sportplatz wird noch viel Zeit vergehen. Für die Neuankömmlinge, die die Stadt in den kommenden Monaten erreichen werden, sind sie jedenfalls noch keine Option.

Immer mehr Flüchtlinge

In Königswinter leben aktuell rund 475 Flüchtlinge. Sollten in der kommenden Woche tatsächlich weitere 70 Plätze zur Erstaufnahme geschaffen und belegt werden, wären es 555. Dabei muss unterschieden werden zwischen den Menschen in einer Notunterkunft einerseits und Asylbewerbern andererseits, die bereits registriert sind und im Normalfall einen Asylantrag gestellt haben. In einer Notunterkunft leben bisher in der Stadt knapp 100 Menschen am Palastweiher.

Die meisten Asylbewerber wohnen im Flüchtlingsheim in Stieldorf - rund 200. In der Paul-Moor-Schule in Oberpleis sind 80 untergebracht. Alle anderen sind dezentral in Wohnungen einquartiert. Dazu kommen besagte 100 in der Notunterkunft.

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