GA-Serie: Sprechen Sie Rheinisch? Prummetaat: Was ist blau und hängt am Baum?

BONN · Nun ist wieder Pflaumenzeit, und damit auch die hohe Zeit für den - nicht nur im Rheinland - so beliebten Pflaumenkuchen.

Der heißt hier in den Mundarten, Prummetaat oder Prommetaat (auch wenn er eigentlich aus den süßeren Zwetschgen ist). Die Prumm/Promm oder Prumme ist ein schönes Beispiel, wie die Mundarten gegenüber der Hochsprache wirklich alte Formen bewahren. Denn sowohl die Pflaume als auch die rheinische Prumme gehen auf eine gemeinsame Wurzel zurück, das griechische "proumnon" (Pflaume). Im Lateinischen wurde daraus "prunum/prunus" (Pflaumenbaum).

Schon im frühen Althochdeutschen trat dann ein für den deutschen Sprachraum nicht ganz unbekannter Wechsel von r zu l ein, der zusammen mit der hochdeutschen Lautverschiebung aus der lateinischen Vorlage zuerst eine pfluma und schließlich die mittelhochdeutsche pflume machte, die zum Vorbild unserer heutigen Pflaume wurde.

Die Sprecher und Sprecherinnen im Rheinland haben diese Entwicklung jedoch nicht mitgemacht. Sie haben an den ursprünglichen prume-Formen festgehalten. Auch unsere niederländischen Nachbarn sagen heute noch "pruim" zu dem beliebten Steinobst.

Die Rheinländerinnen bewahren in der Prummetaat also ein wirklich ehrwürdiges Wort, das Sprachgeschichte sehr anschaulich macht. Die Taat geht natürlich auf die französische tarte zurück, die sich auch in der hochdeutschen Torte wiederfindet. Als Taat bezeichnet man im Rheinland jeden mit Früchten oder Kraut und Mus belegten Kuchen.

Im Rheinland kann Prumm auch eine abfällige Bezeichnung für eine Frau sein. Meist findet man sie in so lustigen Zusammensetzungen wie Musterprumm oder Mutzeprumm, womit entweder auffällig gekleidete oder missmutige Frauen gemeint sind.

In der Serie "Sprechen Sie Rheinisch?!" erläutern Sprachwissenschaftler des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte die Herkunft und Bedeutung interessanter rheinischer Begriffe. Haben auch Sie ein Lieblingswort, dann mailen Sie uns unter rheinisch@ga.de.

So hört sich Prummetaat gesprochen an; von Holger Willcke, GA-Redakteur, aufgewachsen in Beuel: Prummetaat

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