Räuber zielt stumm auf den Bauch des Opfers

Banküberfall im Bad Godesberger Villenviertel: Bandenmitglied aus Estland verrät Landsmann

Bonn. Kein einziges Wort verlor der Bankräuber, der am 6. März 2001 eine Bank im Bad Godesberger Villenviertel überfiel, mit 29 420 Mark flüchtete und für Jahre untertauchte. Nun hat die Staatsanwaltschaft einen 29-jährigen Mann aus Estland angeklagt, der es damals auch ohne Worte geschafft haben soll, seinen Willen durchzusetzen: Der Räuber zog eine Pistole unter seinem Pullover hervor, zielte damit auf den Bauch der Angestellten und machte ihr mit Gesten klar, was er wollte.

Laut Anklage war sein Opfer eine Woche lang krank und musste psychologisch betreut werden. Demnächst steht der Mann aus Estland wegen schwerer räuberischer Erpressung vor dem Landgericht.

Zunächst hatte es damals so ausgesehen, als ob der Überfall ungeklärt bliebe. Allerdings ermittelte man in Deutschland und Österreich gegen eine estnische Bande von Bankräubern, die in Westeuropa ihr Unwesen trieb, und als am 10. Mai 2001 in Wien ein Bankräuber aus Estland festgenommen wurde, gab es plötzlich auch eine Spur nach Bad Godesberg.

Denn der Räuber von Wien war bereit, mit der Polizei zusammenzuarbeiten und nannte den Namen eines Landsmanns, der in Deutschland Banken überfallen habe. Und auf dem Foto der Godesberger Überwachungskamera erkannte er den Angeklagten.

Am 12. Juli 2001 erließ das Amtsgericht Bonn einen Haftbefehl, der in die internationale Fahndung aufgenommen wurde, und als der Angeklagte am 10. Februar 2004 aus seiner Heimat nach Helsinki einreiste, wurde er festgenommen. Im März holten ihn Bonner Polizisten ab. Seitdem sitzt der 29-Jährige im Rheinbacher Gefängnis - und bestreitet laut Anklage alles: Er sei noch nie zuvor in Deutschland gewesen und eine estnische Bankräuberbande kenne er nicht.

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