Razzia bei Detlef Klaudt, Trienekens und im Ausland

Verdacht bei MVA auch gegen den ehemaligen Bonner CDU-Fraktionschef Reiner Schreiber

Bonn. Wie tief verstrickt sind der ehemalige CDU-Fraktionschef Reiner Schreiber und der Bonner Unternehmer Detlef Klaudt in die Korruptionsaffäre um den ehemaligen Müll-Multi Hellmut Trienekens in Sachen MVA?

Die Frage, die in Bonn schon lange gestellt wird, könnte bald beantwortet werden: In einer groß angelegten Aktion durchsuchte am Dienstag der Leiter der Bonner Anti-Korruptionsabteilung der Bonner Staatsanwaltschaft, Fred Apostel, mit Kollegen und Beamten der Polizei gleichzeitig an zehn verschiedenen Orten im In- und Ausland Geschäfts- und Privaträume von Verdächtigen - darunter auch bei Detlef Klaudt in Bonn und in Viersen bei Hellmut Trienekens. Und erneut im Mittelpunkt auch dieser Affäre: Reiner Schreiber. Das bestätigte Oberstaatsanwalt Apostel auf Anfrage.

Damit ist also amtlich, was schon lange in Bonn vermutet wurde: Der Korruptionsverdacht gegen den langjährigen Stadtwerkechef und einst mächtigsten Bonner CDU-Politiker Schreiber bezieht sich nicht nur auf seine Aktivitäten im Zusammenhang mit der Modernisierung der Heizkraftwerke Nord und Süd ( der GA berichtete). In dieser Sache wirft die Bonner Staatsanwaltschaft Schreiber vor, knapp 800 000 Euro Schmiergelder angenommen zu haben und hat gegen ihn bereits Anklage wegen Bestechlichkeit im besonders schweren Fall und Steuerhinterziehung erhoben.

Dass Schreiber auch bei der geplanten Privatisierung der MVA ein massives Interesse an einer Vergabe an Trienekens und Klaudt gezeigt hatte, war bekannt und im ganzen Ausmaß Anfang diesen Jahres ruchbar geworden, nachdem Ermittler im Rahmen einer Razzia ominöse Wahlkampfspenden von 90 000 Mark, die Schreiber der CDU gegeben hatte, entdeckt hatten. Sie stammten teilweise von Firmen, die sich Vorteile von der Privatisierung der MVA versprochen hatten. Unter den Spendern war auch Detlef Klaudt.

Und noch etwas wurde im Rahmen dieser Ermittlungen bekannt: Im Vorfeld des Verfahrens zur Privatisierung der MVA fanden mehrere Treffen zwischen Stadtwerke-Chef Hermann Zemlin, Theo Rohl und Hellmut Trienekens statt, und der Müll-Multi aus Viersen brachte dreimal den damaligen CDU-Fraktionschef Reiner Schreiber mit. Und auch Detlef Klaudt war einmal mit von der Partie.

Um die MVA, so hieß es später, sei es aber nicht gegangen. Vielleicht werden die augenblicklichen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft auch die Frage beantworten können, wieso der damals eingebrachte CDU-Antrag zum MVA-Verkauf auf einem Trienekens-Firmencomputer geschrieben worden war.

Dass die Ermittler nun im Korruptionsverdachtsfall MVA gute Gründe für die Razzia haben müssen, ist evident: Ohne einen begründeten Verdacht hätte der zuständige Ermittlungsrichter des Bonner Amtsgerichts die von der Staatsanwaltschaft beantragten Durchsuchungsbeschlüsse für die vielen Objekte wohl nicht unterschrieben.

Und ganz erfolglos scheinen die Ermittler am Dienstag nicht gewesen zu sein. Auch wenn Oberstaatsanwalt Fred Apostel am Dienstag zu den Durchsuchungen keinerlei Stellungnahme abgeben wollte, so verriet er hörbar gut gelaunt doch soviel: "Ich hatte heute in einem Keller ein schönes Erfolgserlebnis."

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