Reaktionen am ersten Prozesstag

Fassungslosigkeit und Entsetzen

"Ich wollte ihn sehen." Unter den Zuschauern des ersten Prozesstages ist auch die Mutter von Hannahs bester Freundin Natalie. Für die Jugendlichen aus der Thomasberger Clique sei der Tod der Freundin noch viel schlimmer als für die Erwachsenen.

Nur mit einer Notlüge konnte die Mutter die Jugendlichen vom Prozess fernhalten. "Ich habe ihnen gesagt, der ist erst ab 18 Jahren." Die gesamte Clique befinde sich in psychotherapeutischer Behandlung. Hannahs Freunde hätte hart getroffen, was sie im Gericht erlebt hätten.

Die Art, wie Zdenek H. die Tat schildert, macht selbst Zuhörer, die Hannah nicht kannten, fassungslos. "Keine Trauer, keine Regung, als wenn es ihn nichts angehen würde", sagt ein Mann, der selbst Töchter hat. "Er redet so, als hätte er nur einen Bus gereinigt", sagt eine Frau entsetzt.

Hannahs Freunde gehen an diesem Tag nicht in die Jugenddorf-Christophorusschule. "Sie wollen in der Kirche für Hannah beten", sagt die Mutter. Religionslehrerin Pia Haase-Leh wartet morgens mit Pfarrer Albrecht Roebke vom Kriseninterventionsteam im Gericht für den Fall, dass Schüler erscheinen. Es kommen keine. "Wir haben eigentlich keine Handhabe. Wir hätten sie nur auf die Schulpflicht verweisen können", sagt Roebke.

In der Schule selbst bleibt es ruhig. "Es gab am Vormittag noch keine Informationen", sagt Notfallseelsorger Helmuth Knörzer als Einsatzleiter. Im Auftrag der Schulleitung bittet er die vor der Schule versammelten TV-Sendeteams, auf die Schüler Rücksicht zu nehmen. Die Reporter ziehen wieder ab.

Das Gericht hat mit einem größeren Ansturm gerechnet angesichts der zuletzt täglich bis zu 20 Anrufen von Bürgern. Während morgens einige Zuschauer vor dem Saal auf freie Plätze warten müssen, leert sich nachmittags der Saal. Auch Natalies Mutter ist da bereits nach Hause gefahren. "Ich tue mir das nicht mehr an", sagt sie. Auf eine Frage hat sie keine Antwort erhalten: "Warum hat er sie denn nicht freigelassen?" (mel)

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