Regionale Verkehrsexperten tagen in Siegburg

Sicherheit der Senioren steht im Mittelpunkt - Ältere Fußgänger sind besonders gefährdet

Regionale Verkehrsexperten tagen in Siegburg
Foto: Holger Arndt

Rhein-Sieg-Kreis. "In der Verkehrspolitik schauen wir nicht zuerst auf die Fußgänger. Wir müssen weg von einer Auto gerechten hin zu einer Menschen gerechten Politik." Dabei sei das Land NRW auf einem guten Weg, sagte am Donnerstag in Siegburg Staatssekretär Günter Kozlowski vom NRW-Verkehrsministerium.

Und belegte das mit Zahlen. Starben im Jahr 2000 noch 202 Fußgänger auf den Straßen im Land, waren es im vergangenen Jahr "nur" noch 123. Staatssekretär Kozlowski war Teilnehmer der jährlichen Fachtagung des Netzwerkes "Verkehrssichere Städte und Gemeinden im Rheinland", die diesmal in Siegburg stattfand.

Thema der rund 150 Experten aus Kreisen und Kommunen, von Polizei, Verkehrsbetrieben und Verbänden waren unter dem Motto "Gehen bewegt Stadt und Land" die Fußgänger. Dem vor fünf Jahren gegründeten Netzwerk gehören 54 Kommunen und Kreise an, darunter der Rhein-Sieg-Kreis sowie bisauf Wachtberg, Meckenheim und Königswinter auch alle Städte und Gemeinden im Kreis.

Es gebe viele gute Gründe sich der Fußgänger ganz besonders anzunehmen, sagte Michael Jaeger, Planungsdezernent des Kreises. Als Beispiel nannte er die demografische Entwicklung, also die Tatsache, dass es immer mehr ältere Menschen gibt, die auch als Fußgänger am Verkehr teilnehmen. Das sei auch eine Frage der Verkehrssicherheit. Denn: Jeder zweite im Verkehr getötete Fußgänger ist 65 Jahre oder älter.

Norbert Reinkober, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS), erläuterte die Hintergründe des Netzwerkes: "Früher gab es einfach keine übergeordnete Zusammenarbeit in Sachen Verkehrssicherheit. Es geht hier darum, Wissen, Informationen, Erfahrungen und kreative Ideen zu sammeln und zu bündeln und allen Beteiligten zur Verfügung zu stellen."

Auch der ADAC unterstützt das Netzwerk. Vorstandsmitglied Bernd Fronhoffs stellte in Siegburg die Bedeutung des Fußgängerverkehrs und seiner Förderung für die städtische Nah-Mobilität heraus: "Fußgängerverkehr steht für Umweltfreundlichkeit. Gleichzeitig schafft der "Umstieg" auf die eigenen Füße aber auch Platz für den notwendigen Autoverkehr und trägt zu weniger Umweltbelastungen etwa durch Lärm in unseren Städten bei."

Für den Verkehrswissenschaftler und Raumplaner Bertram Weisshaar sind die Förderung der Fußgänger auch wirtschaftliche Argumente. "Im Wettbewerb der Regionen und Metropolen haben diejenigen große Vorteile, in denen sich die Menschen auch zu Fuß sicher und bequem im Verkehr bewegen können."

Wie sich Senioren als Fußgänger fühlen mögen, kann übrigens jeder im von der Bonner Polizei eingesetzten Ageman-Anzug testen. Kopfhörer, das Sichtfeld einschränkender Helm und ein etliche Kilo schwerer Anzug mit versteiften Knie- und Ellbogen-Gelenken führen dazu, dass sich der Träger ganz schnell ganz alt fühlt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort