Remagen rückt gefräßigen Nagern auf den Pelz

Spezialisten aus Saarbrücken machen Jagd auf Ratten - 850 Kilogramm Giftköder in Kanalisation

Remagen. Ratten - schon bei der Vorstellung, dass die braunschwarzen Nager sich als Untermieter eingenistet haben könnten, lässt weltweit Hauseigentümer nervös werden. Es gibt nichts, worauf sich die gefürchteten Allesfresser nicht mit größtem Appetit stürzen würden. Nichts kann sie aufhalten.

Meist machen sie sich im Schutze der Dunkelheit an Vorräten zu schaffen, knabbern sich durch Dachstühle und Kabelschächte. Nicht selten hört man ein Rascheln oder Knuspern; doch nur selten bekommt man die geschickten Vielfraße zu Gesicht. Außerdem gelten sie als berüchtigte Krankheitsüberträger. Einmal im Jahr bläst die Stadt Remagen zum Angriff, und rückt den Schädlingen auf den Pelz.

Denn das Infektionsschutzgesetz schreibt aus Gründen der Seuchengefahr die gezielte Bekämpfung der Ratten vor. Diesen Job hat seit nunmehr 20 Jahren Friedrich Holler aus Saarbrücken übernommen. Zwei Wochen sind seine Kolonnen in der Römerstadt unterwegs, um in Kanalschächten, in Wasserläufen, auf Parkplätzen und am Rheinufer die tödlichen Giftköder auszulegen. "Der Köder besteht aus einer Getreidemischung, die mit einem blutgerinnungshemmenden Wirkstoff versetzt sind", erklärt Holler.

Der Drogist betont, dass die Tiere einen schmerzlosen Tod erlitten. Sie verbluteten innerlich und innerhalb von vier Tagen würden sie wie an Altersschwäche sterben. "Das angewandte Gift ist ungefährlich und in kleinen Mengen für Menschen und Haustiere grundsätzlich unschädlich", versichert der Rattenfänger aus dem Saarland. Normalerweise bedeuteten bereits vier bis fünf Gramm eine tödliche Dosis für die ungeliebten Nager.

Da der Tod jedoch erst nach vier bis fünf Tagen einsetze, labten sich die unersättlichen Tiere immer wieder an dem schmackhaften Köder und hätten letztendlich bis zu 50 Gramm davon vertilgt. In der Endphase zögen sich die vergifteten Tiere in ihren Bau zurück, und verendeten dort.

Deshalb bekommen die Rattenjäger in der Regel auch keines der toten Tiere zu Gesicht. Nur wenn Privatgrundstücke unter die Lupe genommen werden, tritt der Meister selbst in Aktion, und späht unter Komposthäufen, Büschen und Schächten nach Rattennestern, oder sucht nach Hinweisen wie Kot oder Nagespuren. In diesem Jahr haben sich etwa 20 Bürger bei der Stadtverwaltung gemeldet, weil ihre Grundstücke mehr oder weniger stark von der Rattenplage in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Um sämtliche Grundstücke mit Gift zu versorgen, werden etwa 150 Kilogramm Ködermasse benötigt.

Insgesamt 700 Kilogramm legen die Spezialisten in der Kanalisation aus. Damit das Material nicht weggeschwemmt wird, wird es an einem Rost an den Steigeisen der Kanalschächte befestigt beziehungsweise in einer Höhe von drei Zentimetern über die Laufstege am Kanalgrund gehängt. Zum Ausbringen der Köder müssen die Männer nicht in die Niederungen der Stadt hinabsteigen.

Vielmehr wird das Gift von der Straße aus in die Tiefe gelassen. Das tödliche Lockmittel gibt im nächsten Jahr nicht zuletzt Aufschluss über das Ausmaß der Rattenplage. "Finden wir bei der Aktion im nächsten Jahr noch bedeutende Mengen des Stoffes vor, ist davon auszugehen, dass die Anzahl der Ratten nicht besorgniserregend sein muss. Ist der Köder fast weggefressen, können wir einen erheblichen Befall annehmen", erklärt Friedrich Holler.

Die Bürger könnten allerdings selbst einiges dazu beitragen, dass sich die Ratten nicht allzu sehr vermehrten, beziehungsweise in nicht gewünschtem Maße angelockt würden. So sollte es, wenn irgend möglich, vermieden werden, Essensreste durch die Toilette zu entsorgen. Denn so würden die Kanäle zum Schlaraffenland für die allesfressenden Plagegeister.

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