"Rhein in Tränen" lockt nur wenige an

Viel trübe Stimmung auf der Insel Grafenwerth - Die Besucher versuchen, das beste aus dem miesen Wetter zu machen - 2 500 Bengalleuchten zwischen Linz und Bonn tauchen das Ufer in ein tiefes Rot

  Feuerzauber am Regenhimmel:  In Unkel zischt ein brillantes Höherfeuerwerk in den Himmel, während die Schiffsflotte vorüber gleitet. Fotos: Frank Homann

Feuerzauber am Regenhimmel: In Unkel zischt ein brillantes Höherfeuerwerk in den Himmel, während die Schiffsflotte vorüber gleitet. Fotos: Frank Homann

Bad Honnef. (see) Selten hatte Petrus am ersten Maiwochenende so schlechte Laune. Seit dem frühen Samstagmorgen schickte er dunkle Wolkenberge und heftige Regengüsse nieder und bescherte dem Inselfest so einige Tücken. Wie Marita Weinberg, Geschäftsführerin des Stadtforums, bestätigte, habe die Organisation mit den Witterungsverhältnissen sehr zu kämpfen gehabt. "Gerade für die Kinder war es schade. Trotzdem haben wir am Vormittag keinen Programmpunkt ausfallen lassen."

Während einige Zelte abgebaut und vor dem Sturm in Sicherheit gebracht wurden, musste auch beim Bühnenaufbau improvisiert werden. Die große Bühne war zu schwer für den aufgeweichten Wiesenboden und musste kurzerhand einer kleineren "Sparversion" weichen. Trotz eines ersten Anflugs von Ungemütlichkeit boten dennoch geschätzte 300 Besucher dem fiesen Wetter tagsüber die Stirn.

Bereits seit vergangenem Sommer lief die Planung zu "Rhein in Flammen", und so kamen bis 16 Uhr besonders die Kinder voll auf ihre Kosten. Ganz Ehrgeizige eröffneten früh um acht Uhr den traditionellen Kinderflohmarkt und machten untereinander wertvolle Tauschgeschäfte.

Richtig aktiv wurde es dann ab 13 Uhr. Springen auf der Hüpfburg, Ponyreiten und Kistenklettern sorgte für jede Menge Spaß. Besonders heiß begehrt war wieder einmal das Bungee-Trampolin, das noch bis in die dunklen Abendstunden in luftige Höhen schnellte. Etwas zum Staunen und Mitmachen lieferte das Bühnenprogramm von Angelinas Puppentheater sowie der Circusschule Corelli.

Auch Katrin Kefferpütz vom Getränkestand des Eisenbahner Sportvereins (ESV) ließ sich von einer Donner- und Blitzeinlage am frühen Nachmittag nicht aus der Ruhe bringen: "Wir lassen uns den Spaß nicht verderben. Auch bei schlechtem Wetter werden wir es nächstes Jahr wieder riskieren."

Aber auch Petrus hatte irgendwann Mitleid mit den witterungsfesten Inselgängern. Pünktlich zum Abendprogramm um 20 Uhr zeigte sich die Sonne am blauen Himmel und machte so dem Auftritt der Bonner Band "Sunny Skies" alle Ehre. Mit Oldies und aktuellen Hits aus Rock und Pop heizte die 10-köpfige Gruppe den Besuchern bis zum Beginn der Flammenschau um 22.20 Uhr ein.

Am Rheinufer drängten sich die Zuschauer, Groß und Klein kämpften um die besten Plätze. Rund 2 500 bengalische Feuer tauchten das Uferpanorama zwischen Linz und Bonn in ein mystisches Rot, und festlich erleuchtete Schiffe fuhren in einer Parade an der Insel vorüber. Den Lohn für ungemütliche Minuten lieferte dem Publikum dann das Feuerwerk, das von Nonnenwerth aus gezündet wurde.

Ein "mediterranes" Feuerspektakel unter dem diesjährigen Motto "Nizza am Rhein" erleuchtete den nächtlichen Himmel. Pfeifen, Cracker und Blitze sorgten für eine temperamentvolle Akustik, gefolgt von einem furiosen Effektfinale mit Silberwirbel und Blütenregen und zwei roten Herzen für Verliebte, die mit zusätzlichem Beifall bejubelt wurden.

"Egal wie das Wetter auch war, wir sind jedesmal hierher gekommen", so Zuschauerin Birgit Winkelhausen. Auch die 16-jährige Annika Stickelmann kam den weiten Weg aus Oberpleis, der düsteren Regenprognose zum Trotz: "Das Feuerwerk konnte ich mir doch nicht entgehen lassen!"

Linz/Unkel. (khd) "Wochenend und Sonnenschein", intonierte das Fanfarencorps des TV Linz am späten Nachmittag unverdrossen im Stadtgarten. Das aber war reines Wunschdenken angesichts der heftigen Regenschauer, die potenzielle Zuhörer zum "zu zweit alleine sein" bewogen hatten und das natürlich zu Hause im Warmen.

Wolkenbrüche und Hagelschlag vermiesten den Besuch der Strünzer-Party und zwangen zudem die Drehorgelspieler, ihre kostbaren Musikinstrumente in Sicherheit zu bringen. Selbst unter dem Viadukt am Gestade waren sie nicht mehr geschützt, peitschten doch heftige Windböen den Regen durch den als sicher angesehenen Standort.

Auch die Fans aus dem Ruhrgebiet, dem Sauerland und den Niederlanden, die ihre Wohnmobile wieder dicht an dicht auf dem großen Platz an der Verladestation der Basalt AG Position aufgereiht hatten, zogen es vor, Campingtische und -stühle gar nicht erst auszupacken. Längsseits zum Rhein hatten sie vorsichtshalber Front gemacht, um wenigstens das Feuerwerk aus dem Inneren ihrer Fahrzeuge betrachten zu können.

Währenddessen bauten die Feuerwehr Kasbach und etwas weiter im Norden der Bürgerverein Erpel ihre großen Zelte am Rhein auf, während sich die Besatzung am Getränkestand der Unkeler Karnevalsgesellschaft am Anleger der Köln-Düsseldorfer entsetzlich langweilte. "I will entertain you", versprach der Sänger der Band "Blockbuster", die pünktlich um 20 Uhr ihr Konzert im Stadtgarten begann.

Aber viel Spaß machte den Musikern ihr Auftritt nicht. Nur eine Handvoll Zuhörer hatte sich in den Stadtgarten "verirrt". Zwar regnete es nun nicht mehr, aber die nass-kalte Witterung hielt immer noch vom Besuch des Stadtgarten-Festes ab. Und so winkten auch nur vereinzelt Gäste von Rhein in Flammen den Passagieren in den Rheindampfern zu, die gemächlich Richtung Dattenberg zogen, wo sie sich zur gewohnten Armada formierten.

"Ihr habt doch sicher ein Handy dabei. Ruft doch eure Freunde an und holt sie zu unserer Fete", forderten die Musiker ihre Zuhörer auf. Vergebens. - Erst kurz nach 21 Uhr wurde es merklich voller an der Linzer Rheinpromenade. Mit großen Regenschirmen und dichten Jacken bewaffnet, suchten sich die Besucher fröstelnd die besten Plätze am Ufer, um sich wenigstens an der Farbenpracht des Feuerwerks erwärmen zu können.

Pünktlich um 21.45 Uhr stieg die erste Silbersäule im Norden von Linz in den dunklen Abendhimmel. Und während bunt-glitzende Feuerbälle sich im Rhein in allen Farben widerspiegelten, tauchten Bengalleuchten das Ufer von der Bunten Stadt bis hin nach Unkel in ein dunkles, glühendes Rot.

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