Rheinbachs Brandschützer und Nachtwächter

RHEINBACH · Klaus W. Hofmann führt für den Eifel- und Heimatverein mehrmals im Jahr als Nachtwächter durch die Stadt.

 Stilechte Ausrüstung: Rund zwei Jahre hat Klaus W. Hofmann an der Figur des Nachtwächters Niklaus Aulick gefeilt.

Stilechte Ausrüstung: Rund zwei Jahre hat Klaus W. Hofmann an der Figur des Nachtwächters Niklaus Aulick gefeilt.

Foto: Wolfgang Henry

Unermüdlich zieht er seine Runden innerhalb der Stadtmauern, bläst die nächtlichen Stunden, kontrolliert die rund 200 Häuser Rheinbachs und ruft seine etwa 1300 Einwohner im Brandfall zum Löschen zusammen: Der 66-jährige Nachtwächter Niklaus Aulick trat seine Stellung im Januar 1816 an - und zieht auch heutzutage zuweilen wieder durch die spätabendlichen Gassen.

Immer dann nämlich, wenn Klaus W. Hofmann in seine Rolle und stilechte Ausrüstung schlüpft: Ausgestattet mit Barettmütze, Mantel samt Pelerine, Signalhorn sowie der originalen Lanze und Nachtwächter-Lampe intoniert er Segenswünsche und präsentiert interessierten Nachtschwärmern das Rheinbach von vor 200 Jahren.

Und das war vor allem durch Brände gefährdet. "Die Häuser standen dicht an dicht und waren mit Stroh gedeckt. Um Brandschutz und andere Polizeifunktionen zu gewährleisten, bildeten die Bürger eine Scharwacht; später übernahmen Knechte diese Funktion, und noch später wurden bezahlte Nachtwächter eingesetzt", erklärt Hofmann.

Diese Tätigkeit war für Aulick ein Zusatzverdienst zu seinem schlecht bezahlten Beruf als Kanalarbeiter. Als solcher hielt er den Bach sauber - und das war ein Kampf mit stinkenden Gerber-Abwässern. "Rheinbach war ein Gerbereizentrum, woran heute noch die Gerbergasse erinnert. Der Gerber hier hatte den Keller seines Hauses über ein Bachbett gebaut, sodass er Zugang zu Frischwasser hatte", erzählt Hofmann vor einem alten Fachwerkhaus in der Mühlengasse.

Hofmann führt seine ersten 16 Gäste des Jahres weiter zu den Wällen. Hier wurde vom Windmühlenturm aus im Brandfall das Feuer ausgerufen. Hofmann zeigt mit der Lanze die Höhe der einstigen Stadtmauer an und erinnert an den imposanten Eindruck auf Feinde im Zusammenspiel mit den mächtigen Stadttoren und dem doppelten Wassergraben am Prümer Wall.

Ebenso eindrucksvoll und von internationaler Bedeutung war die Aachen-Frankfurter Heerstraße, eine Handels-, Pilger- und Heerstraße, die entlang der heutigen Hauptstraße führte. Hofmann erinnert an berühmte Leute und Könige, die über diese Fernstraße zogen, darunter nachweislich auch Heinrich IV. und Kaiser Barbarossa.

Und er macht auf ein Symbol an einem Fachwerkhaus gegenüber der Post aufmerksam: "Die Taube war das Zeichen des Hospitals zum Heiligen Geist für Fernreisende." Viele weitere historische Details erweckt der Stadt- und Burgführer auf seinen Touren zum Leben.

Die Idee, Nachtwächter-Führungen ins Programm des Eifel- und Heimatvereins aufzunehmen, entstand nach der zufälligen Auffindung des historischen Arbeitsvertrages von Niklaus Aulick im Archiv der Kirchengemeinde Sankt Martin. "Ich habe etwa zwei Jahre an der Figur gefeilt", so Hofmann. Seine Premiere als Nachtwächter gab er beim Weihnachtsmarkt 2008. Seither bietet er jährlich sieben bis acht öffentliche Führungen, vornehmlich in der dunklen Jahreszeit, sowie Gruppenführungen nach Absprache an.

Die nächste Nachtwächtertour beginnt am Freitag, 20. Januar, um 21 Uhr an der großen Schwengelpumpe vor der Kreissparkasse, einst Standort des Rathauses. Mehr zum Programm des Eifel- und Heimatvereins auf www.eifelverein-rheinbach.de.

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