Nürburgring-Insolvenz Ring diese Woche vor Gericht

BAD NEUENAHR-AHRWEILER · Großreinemachen nach dem Finanzcrash am Nürburgring: Das Amtsgericht Bad Neuenahr-Ahrweiler entscheidet voraussichtlich noch diese Woche, wie das Insolvenzverfahren für die Besitzgesellschaft der Rennstrecke weiterläuft. Das sagte Gerichtsdirektor Jürgen Powolny.

Dabei geht es auch darum, ob die Nürburgring GmbH ihre Finanzprobleme in Eigenverwaltung regeln darf oder ein vorläufiger Insolvenzverwalter berufen wird. Unterdessen platzte eine neue Verhandlungsrunde über die Zukunft der Formel 1 am Nürburgring: Ihr Chef, der Brite Bernie Ecclestone, blieb Deutschland fern.

Die rheinland-pfälzische Landesregierung schlug für eine Insolvenz in Eigenverwaltung den Koblenzer Fachanwalt Jens Lieser als vorläufigen Sachwalter vor. Der Sanierungsexperte würde das Verfahren beaufsichtigen. Laut Powolny muss zur möglichen Berufung eines Sachwalters auch der vorläufige Gläubigerausschuss gehört werden, der in den nächsten Tagen erstmals zusammenkomme.

Zweiter Aufräumer in der Eifel soll nach dem Willen der rot-grünen Landesregierung der Trierer Fachanwalt Thomas B. Schmidt werden als Verstärkung der größtenteils landeseigenen Besitzgesellschaft Nürburgring GmbH. Deren Spitze dürfte bei einer Insolvenz in Eigenverwaltung im Amt bleiben.

Die GmbH, die zu 90 Prozent dem Land Rheinland-Pfalz gehört, hatte am Freitag die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragt. Sie ist in Schieflage geraten, weil zu wenig Pacht hereinkam und die EU-Kommission eine Finanzspritze des Landes von 13 Millionen Euro wegen rechtlicher Bedenken nicht genehmigt.

Derweil dauern die Spekulationen über die Zukunft der Formel 1 am Nürburgring an. Ihr Chef Ecclestone erschien trotz fester Zusage nicht beim Großen Preis von Deutschland am Wochenende am Hockenheimring. Die Gesellschafter der privaten Nürburgring Automotive GmbH (NAG), Jörg Lindner und Kai Richter, warteten dort vergeblich auf ihn, wie NAG-Sprecher Karl-Heinz Steinkühler mitteilte.

Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Ecclestone wegen mutmaßlicher Bestechung in zweistelliger Millionenhöhe. Der Brite weist dies zurück.

"Wir sind nicht verärgert. Wir sind weiter in Kontakt und guter Dinge, dass wir auch 2013 die Formel 1 an den Nürburgring holen", versicherte Steinkühler. Zu Spekulationen, Ecclestone traue sich womöglich überhaupt nicht mehr nach Deutschland, sagte er, eine bereits getroffene Vereinbarung mit ihm über die Zukunft der Formel 1 in der Eifel könne auch im Ausland konkretisiert werden.

Sie sieht laut NAG vor, dass Ecclestone schon 2013 auf die Zahlung einer Fahrerfeld-Gebühr verzichtet und dafür alle Einnahmen beansprucht. Damit entfielen die Millionenzuschüsse des Landes.

Der Sprecher des Infrastrukturministeriums in Mainz, Christoph Gehring, sagte, die NAG habe Ressortchef Roger Lewentz (SPD) darüber unterrichtet. "Das haben wir aber nicht schriftlich."

Ecclestone wiederum habe kürzlich in einem Telefonat mit Lewentz zwar seine Sympathie für weitere Formel-1-Rennen am Nürburgring bekundet, jedoch keine Details einer Vereinbarung mit der NAG angesprochen. Bislang richtet Ecclestone die Formel 1 in der Eifel im jährlichen Wechsel mit dem badischen Hockenheimring aus.

Bereits im Februar hatte das Land Rheinland-Pfalz der NAG wegen ausstehender Pacht gekündigt. Diese räumte aber nicht das Feld. Eine lang verhandelte Einigung mit dem Land wurde wegen der Insolvenz der Besitzgesellschaft auf Eis gelegt. Der Freizeitpark am Nürburgring gilt als viel zu groß und leidet unter Besuchermangel.

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