Deponiegelände in Niederpleis RSAG will neues Kompostwerk bauen

Sankt Augustin · Mit der neuen Anlage auf dem Gelände in Niederpleis soll auch Biogas produziert werden, mit dem das Unternehmen seine Fahrzeugflotte betreiben will. Damit könnte die RSAG 6100 Tonnen Kohlenstoffdioxid einsparen.

 Das bestehende Kompostwerk auf dem RSAG-Gelände in Niederpleis soll einer neuen Anlage inklusive Fermenter weichen.

Das bestehende Kompostwerk auf dem RSAG-Gelände in Niederpleis soll einer neuen Anlage inklusive Fermenter weichen.

Foto: Holger Arndt

Es ist in die Jahre gekommen, das Kompostwerk auf dem Deponiegelände der Rhein-Sieg-Abfallwirtschaftsgesellschaft (RSAG) in Niederpleis. Die Anlagentechnik ist laut Unternehmen stark verschlissen, der Wartungsaufwand hoch, und die Boxenkompostierung entspricht nicht mehr dem Stand der Technik. Deshalb soll in den kommenden Jahren eine neue Anlage entstehen. Sie soll auch dem Klimaschutz Rechnung tragen – und damit als Modellprojekt dienen. Unter dem Namen "BIENE Bioenergie aus Bioabfall" plant die RSAG eine "innovative Bioabfallbehandlungsanlage mit Vergärungsstufe zur hocheffizienten und standortunabhängigen Energiegewinnung und Nutzung".

Derzeit werde der Bioabfall in Niederpleis ganz normal kompostiert, sagt Meinolf Hein, Leiter des RSAG-Geschäftsbereichs Technik. Künftig soll die Anlage aber nicht nur Kompost, sondern auch Biogas erzeugen. Die Investitionskosten liegen bei rund 36 Millionen Euro. Die RSAG hofft, fünf Millionen Euro an Fördergeldern vom Bundesumweltministerium für das innovative Konzept zu bekommen.

Die neue Anlage soll dafür als weitere Verfahrensstufe einen Fermenter erhalten. Ein Teil des Bioabfalls soll darin zu Biogas vergärt werden. Anschließend werde der Biomüll kompostiert, so Hein. Modellcharakter habe das Projekt etwa, weil das Biogas danach zu Biomethan aufbereitet werde. Dafür müsse eine Biomethanaufbereitung errichtet werden. Das Biomethan kann dann in den Abfallsammelfahrzeugen der RSAG genutzt werden. "Die komplette Flotte, das sind derzeit 113 Fahrzeuge, könnte damit hoffentlich betrieben werden", so Hein. Damit könnte die RSAG bei einer Nutzungszeit von 20 Jahren rund 123.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid einsparen, das entspricht etwa 6100 Tonnen pro Jahr.

Abwasserfreie Fahrweise

Beispielhaft ist laut Hein aber auch die abwasserfreie Fahrweise der Anlage. Denn Vergärungsanlagen erzeugen in der Regel neben Biogas und einem festen Gärrest auch einen flüssigen Gärrest. Er ist laut RSAG bisher als flüssiger Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt worden. Das ist aufgrund der verschärften Düngemittelverordnung jedoch immer weniger möglich. In der neuen Niederpleiser Anlage soll der Anteil flüssiger Gärreste deshalb durch verschiedene bau- und verfahrenstechnische Maßnahmen minimiert werden.

Insgesamt soll die neue Anlage pro Jahr rund 60.000 Tonnen Bioabfall sowie 18.000 Tonnen Grüngut behandeln können. "Das ist ein Projekt mit ordentlich Gewicht", sagt Hein. Geplant ist, dass die Rhein-Sieg-Abfallwirtschaftsgesellschaft nach den Sommerferien den Genehmigungsantrag stellt. Mit einem Baubeginn sei dann Anfang 2021 zu rechnen, ein Betrieb wäre ab 2023 denkbar, so Hein. "Wir liegen gut im Zeitplan."

Anders sieht es mit zwei weiteren Projekten aus, die die RSAG im Zuge des Nachnutzungskonzepts auf dem Deponiegelände realisieren möchte: die geplante frei stehende Photovoltaikanlage und den Outdoorpark. Ursprünglich hatte die RSAG die Genehmigung für die Photovoltaikanlage südlich der heutigen Zufahrtsstraße bis Mitte dieses Jahres erwartet. Im Beteiligungsverfahren habe es von der Bezirksregierung Köln jedoch Bedenken gegeben, so Hein. Sie habe jedoch Zustimmung signalisiert, wenn die Solaranlage auf eine andere Fläche unter die Hochspannungsleitungen verlegt werde. "Dazu laufen noch Gespräche", sagt der Leiter des Geschäftsbereichs Technik.

Zerschlagen hat sich laut Unternehmen hingegen das Projekt Outdoorpark mit Dirt-Bike-Anlage. Hintergrund sei der bestehende Rekultivierungsplan für das Gelände, so Hein. Ein potenzieller Betreiber habe zurückgezogen. Auf ihn wären aufgrund des Ausgleichs der Eingriffe in die Natur immense Kosten zugekommen. "Wir werden aber versuchen, die Freizeitnutzung aufrechtzuerhalten", ergänzt Hein. Auch an dem Radweg, der künftig quer über das Gelände führen und Niederpleis mit Buisdorf verbinden soll, halte die RSAG fest.

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