Bundesweite Korruptionsrazzia Rundumschlag aus Köln und Bochum

Mit großem Aufwand treibt die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen zur ehemaligen Karstadt-Mutter Arcandor voran. Am Donnerstag gab es Durchsuchungen in ganz Deutschland. Auch beim Troisdorfer Unternehmer Josef Esch klingelte es.

 Mit großem Aufwand treibt die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen zur ehemaligen Karstadt-Mutter Arcandor voran. Am Donnerstag gab es Durchsuchungen in ganz Deutschland. Auch beim Troisdorfer Unternehmer Josef Esch klingelte es.

Mit großem Aufwand treibt die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen zur ehemaligen Karstadt-Mutter Arcandor voran. Am Donnerstag gab es Durchsuchungen in ganz Deutschland. Auch beim Troisdorfer Unternehmer Josef Esch klingelte es.

Foto: Holger Arndt

Köln. Die meisten der Herren kennen sich, und sie alle kennen sich aus: mit Geld, mit Immobilien und seit jüngerer Zeit damit, im Zentrum von Ermittlungen zu stehen.

Josef Esch, Troisdorfer Fonds-Experte, Thomas Middelhoff, früherer Arcandor-Chef, Gustav Adolf Schröder, einst Chef der Sparkasse Köln Bonn, sowie Lothar Ruschmeier, ehemals Kölner Oberstadtdirektor und heute Oppenheim-Esch-Geschäftsführer, sind jeweils auf eigene Art mit den Oppenheim-Esch-Fonds in Kontakt gekommen - mit den Zweckgesellschaften also, denen mehrere Karstadt-Immobilien und die Kölner Messehallen gehören. Einmal mehr haben am Donnerstag Staatsanwälte Büros und Wohnungen nach Beweisen für Korruptions- und Untreuevorwürfe durchsucht.

Zuvor hatten sich die Ermittler Gedanken gemacht um die Herren, denen sie mit ihren Ermittlungen zur Last fallen. Man wollte sie nicht mehrfach belästigen - und kooperierte deshalb über Behördengrenzen hinweg: Staatsanwälte aus Bochum, die gegen ehemalige Arcandor-Chefs ermitteln, und Ermittler aus Köln, die sich für die Geschäfte rund um Kölner Großprojekte wie die Messehallen interessieren, einigten sich auf den Durchsuchungstermin - um die Belastung für die Betroffenen zu verringern, wie der Bochumer Oberstaatsanwalt Gerrit Gabriel sagte.

Dabei hängen die Vorwürfe nur indirekt zusammen: Im Fall der Arcandor-Ermittlungen geht es um eine mögliche Untreue. Die Chefs des zusammengebrochenen Konzerns - ihnen voran Thomas Middelhoff, dessen Kölner Büro durchsucht wurde - könnten Berichten zufolge Oppenheim-Esch-Fonds begünstigt haben - zum Beispiel, indem man auf Schadenersatzforderungen verzichtete. Ein entsprechender Verdacht ist aufgekommen, weil Middelhoff selbst Anteile an Oppenheim-Esch-Fonds hält. Er bestreitet die Vorwürfe.

Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt nach eigenen Angaben wegen "Vermögensdelikten" gegen ehemalige Verantwortliche der Sparkasse Köln Bonn "und einen Unternehmer". Durchsucht wurde etwa das Haus des früheren Sparkassen-Chefs Gustav Adolf Schröder in Köln-Junkersdorf, wie dessen Anwältin Gaby Münchhalffen bestätigte. Die Aktion begründeten die Ermittler laut Münchhalffen mit Untersuchungen im Zusammenhang mit dem Fernsehstudiobetreiber MMC und den Messehallen.

Die Messehallen hatte der Esch-Fonds errichtet und mit der Messegesellschaft einen Mietvertrag abgeschlossen. Der Europäische Gerichtshof bezeichnete die Vergabe als rechtswidrig. Die EU-Kommission forderte eine Auflösung der Verträge. Die Sparkasse ist Eigentümer von MMC und soll an den Verhandlungen über das Messe-Geschäft beteiligt gewesen sein. Schröder bestreitet, sich in dem Zusammenhang falsch verhalten zu haben. Seine Anwältin kritisierte die Durchsuchung als nicht nachvollziehbar.

Verbunden sind die Kölner und die Bochumer Ermittlungen durch Immobilien-Entwickler Esch. Seine Fondsgesellschaft hatte zusammen mit der Privatbank Sal. Oppenheim die Karstadt- und die Messe-Fonds aufgelegt. Einem Fonds, den seine Firma mitentwickelt hat, gehört zudem der MMC-Studiokomplex in Köln-Ossendorf.

Am Donnerstag gegen neun Uhr parkten deshalb im Ortskern von Sieglar bei der Josef Esch Fonds-Projektgesellschaft vier schwere Limousinen. In den folgenden vier Stunden trugen 14 Männer und zwei Frauen immer wieder leere Pappkartons in das vierstöckige Geschäftshaus mit der Fassade aus Sandstein. Nach und nach stapelten sich hinter den Fenstern im zweiten Stock die vollen Kartons.

Später wurde das Beweismaterial in einem Lkw abtransportiert. Allein in einem Büro füllten die Ermittler 20 Behälter mit Akten, wie einer der Beamten sagte. Die Oppenheim-Esch-Holding bestätigte zudem Durchsuchungen in den Privatwohnungen von Esch und dem Ex-Oberstadtdirektor Ruschmeier, der heute Geschäftsführer der Gesellschaft ist. Sie teilte zudem mit: "Die Vorwürfe werden sich als falsch herausstellen."

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