"Säuerlich und prickelnd - wie Champagner"

Der Trinkpavillon in Bad Godesberg feiert am Samstag 25-jähriges Bestehen - Mineralhaltiges Draitschwasser und milde Kurfüstenquelle im Angebot - Ehemaliges Tafelgetränk des englischen Hofes

Bad Godesberg. In dem sechseckigen Gebäude ist gewissermaßen die Seele des alten Kurorts Bad Godesberg noch lebendig. Hier wird das Wasser der Draitschquelle ausgeschenkt, das Ende des 18. Jahrhunderts den Ruf von Bad Godesberg als Kurort begründete.

Der Name leitet sich vermutlich von der in der Eifel gebräuchlichen Bezeichnung "Dreis" für Mineralwasser ab.

"Säuerlich, stechend, prickelnd, wie Champagner, und eisenhaft", so beschrieb der Chemiker Ferdinand Wurzer 1790 in einer Analyse die Eigenschaften des Draitschwassers.

Nachdem Kurfürst Max Franz 1790 den Godesberger Mineralbrunnen ausgebaut und den Badebetrieb etabliert hatte, begann eine eindrucksvolle Erfolgsgeschichte des Godesberger Wassers. In den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg wurde es sogar exportiert und dank seiner Qualität auf Weltausstellungen prämiert. Außerdem durfte es sich mit dem Etikett "Tafelgetränk des Englischen Hofes" schmücken.

An der Qualität des Wassers und demzufolge an seinen gesundheitsfördernden Wirkungen hat sich bis heute nichts geändert, was regelmäßige Analysen bestätigen. Dass an dem Ort, an dem einst der Wasserausschank auf feudalem Niveau betrieben wurde, bis heute das Quellwasser zur Verfügung steht, haben die Godesberger Bürger dem Ehepaar Helmut und Evelin Fiehl zu verdanken. Sie pachteten 1977 das Gelände, auf dem sie bereits seit 1973 einen Pavillon betrieben hatten, und errichteten einen neuen auf eigene Kosten.

Hier schenken sie nicht nur das stark mineralhaltige, salzig schmeckende Draitschwasser aus, sondern bieten als Alternative auch das weniger mineralhaltige Wasser der 1962 erbohrten Kurfürstenquelle an. Als Mineralien enthalten beide Wassersorten vor allem Natrium, Magnesium und Kalzium, die Konzentration im Kurfürstenwasser ist allerdings um etwa zwei Drittel geringer.

Daher eignet sich dieses besonders für die Zubereitung von Tee oder Kaffee.

Kurfürst Max Franz hatte noch angeordnet, das Godesberger Wasser den Bürgern kostenlos zur Verfügung zu stellen. In den fünfziger Jahren kostete ein Liter 5 Pfennig, heute bekommt der Kunde das Wasser für 20 Cent pro angefangenem Liter.

Mitzubringen hat er allerdings saubere Gefäße. Um das Befüllen zügig durchführen zu können, hat Helmut Fiehl eine aufwändige Theke erbauen lassen. Dort blitzen Kräne in Dreierreihen. Denn viele Kunden bringen ihre Flaschen gleich im Sechserpack mit. Zum Trinkpavillon kommen viele Stammkunden, meist ältere Menschen, "in letzter Zeit aber auch mehr und mehr junge Leute und Neubürger", erzählt Helmut Fiehl.

Rund 500 Liter Wasser setzt er täglich im Schnitt um. Möglich wären bis zu "ein paar Tausend". Dafür müsste aber der Bekanntheitsgrad des Godesberger Heilwassers wachsen, das von den Bürgern noch immer unterschätzt wird, meint Fiehl. Er selbst ist vom Fach, absolvierte eine Lehre als Brunnenmeister bei der ehemaligen "Godesberger Heil- und Mineralbrunnen GmbH" und war seit 1963 dort Betriebsleiter.

Fiehl hofft, dass in den Diskussionen um die Zukunft von Godesberg als Gesundheitsstandort das Wasser aus Draitsch- und Kurfürstenquelle gebührende Beachtung findet. "Godesberg wäre ohne die Draitschquelle niemals bedeutender Kurort geworden, und Bonn wäre ohne Bad Godesberg nie Hauptstadt geworden."

Am Samstag wird das 25-jährige Bestehen des Trinkpavillons an der Brunnenallee mit Unterstützung vom Bad Godesberger Stadtmarketing gefeiert. Zwischen Theaterplatz und Trinkpavillon pendelt ab 10 Uhr das Ausflugsbähnchen "Emma", am Trinkpavillon warten auf die Kinder zur Feier des Tages kleine Überraschungen. Und natürlich können alle großen und kleinen Gäste das köstliche Godesberger Wasser probieren.

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