"Sankt Augustin Likör": Aus der eigenen Küche in die ganze Welt

Gemessen am hohen Alkoholgehalt müsste es eigentlich Schnaps sein. Weil das hochprozentige Getränk aber so süß ist, heißt es "Likör", und da er in Sankt Augustin produziert wird eben "Sankt Augustin Likör".

Verkaufsschrank in der Diele: Ihren "Sankt Augustin Likör" bietet Monika Wimmeroth in verschiedenen Abfüllungen an. Auch passende Gläschen sind im Sortiment.

Verkaufsschrank in der Diele: Ihren "Sankt Augustin Likör" bietet Monika Wimmeroth in verschiedenen Abfüllungen an. Auch passende Gläschen sind im Sortiment.

Foto: Michael Lehnberg

Sankt Augustin. Gemessen am hohen Alkoholgehalt müsste es eigentlich Schnaps sein. Weil das hochprozentige Getränk aber so süß ist, heißt es "Likör", und da er in Sankt Augustin produziert wird eben "Sankt Augustin Likör". Das gute Tröpfchen haben viele Sankt Augustiner zu Besuchen schon in die ganze Welt mitgenommen, gewissermaßen als schmackhafte Visitenkarte der Stadt.

Seit 20 Jahren "braut" Monika Wimmeroth den Kräutertropfen zusammen. Zuerst in einer kleinen Lagerhalle an der Hennefer Straße, seit einigen Jahren ist die Küche an der Großenbuschstraße ihre Produktionsstätte. "Die 42 Prozent Alkohol mögen sicher auch der Grund dafür sein, dass viele Männer den Likör kaufen. Das ist kein reiner Frauenlikör", scherzt sie.

Der ehemalige Außenminister Klaus Kinkel und auch Ex-Regierungspräsident Franz-Josef Antwerpes haben ihn schon getrunken. Sogar Deutschlands erster Bundeskanzler Konrad Adenauer.

1990 hat Wimmeroth die Produktion von Geheimrat Josef Stockem übernommen, der sich die Rezeptur 1951 hat patentieren lassen. Fast 40 Jahre hat der Drogerist, der zuletzt eine Drogerie an der Ernst-Moritz-Arndt-Straße in Sankt Augustin Ort betrieben hat, den "Sankt Augustin Likör" produziert. Dann wollte er aus Altersgründen nicht mehr. Er fragte einfach seine Kundin Monika Wimmeroth, ob sie nicht weitermachen wollte. "Ich habe ja gesagt und die Rezeptur gekauft."

Was genau in der Kräutermischung enthalten ist, verrät die 67-Jährige nicht. Nur soviel: "Der Ingwer sorgt für den besonderen Geschmack." Hauptbestandteil ist 96-prozentiges Ethanol, das mit Wasser verdünnt wird. Zucker kommt hinzu, die Kräutermischung und besagter Ingwer in Pulverform. "Die Reihenfolge ist dabei ganz wichtig." Das Ganze zieht dann ein paar Tage in einem 15 Liter fassenden Ballon und wird abschließend kräftig durchgeschüttelt. Fertig ist der Kräuterlikör, den Bürgermeister Klaus Schumacher regelmäßig ordert, um ihn als Präsent an die Ratsherren und -damen zu überreichen, die Geburtstag haben.

"Wieviel ich im Laufe der Jahre produziert habe, kann ich gar nicht sagen", sagt Wimmeroth. "Ich setze den Likör nach Auftragslage an." Die Nachfrage sei mal groß und mal weniger groß. Geht es auf Weihnachten zu, muss sie schon mal Extraschichten einlegen.

Aber mit dem Abfüllen allein ist es nicht getan. Das Etikett muss aufgebracht werden und das Siegel mit Goldkappe und Schleifchen über dem Schraubverschluss. "Da sitze ich schon viele Stunden, bis das alles fertig ist", sagt Wimmeroth.

Die kleine Diele in ihrer Wohnung ist der Verkaufsraum. Dort stehen die Likörflaschen verschiedener Größe schön drapiert in einem Schrank. Dazu gibt es auch die passenden Gläschen und eine Präsentkiste mit 0,70 Liter "Sankt Augustin Likör" inklusive Glas. "Ich verkaufe nur an der Haustür, und der Verkauf lebt von der Mund-zu-Mund-Propaganda." Verschicken könne sie leider nicht, da sie keine Lagermöglichkeiten habe. "Es soll ja auch etwas Besonderes bleiben", sagt Wimmeroth.

Aber auch so findet der Tropfen seinen Absatz. "Das ist reine Natur ohne chemische Zusätze, und der Ingwer ist sehr gesund", sagt Wimmeroth. Das Telefon klingelt. "Ja ich bin gleich zu Hause, kommen sie einfach vorbei", sagt sie zu dem Kunden. "Gestern war die Hölle los, manchmal ist zwei, drei Wochen lang gar nichts." Monika Wimmeroth geht in die Küche und füllt ein kleines Gläschen ab. "Probieren Sie mal." Ganz ehrlich? Lecker.

Den "Sankt Augustin Likör" gibt es bei Monika Wimmeroth in Hangelar, Großenbuschstraße 191, Telefon (0 22 41) 34 11 75.

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