Schloss Drachenfels wird Drehort für Musikvideo

Die Rapband DorfMusic nimmt neuen Clip auf - "Stich der Rose" beschäftigt sich mit Thema Selbstmord

  Dreharbeiten auf der Terrasse von Schloss Drachenburg:  Die Rapband DorfMusic nimmt unter anderem dort ihr neues Video auf, das sich mit dem Thema Selbstmord beschäftigt.

Dreharbeiten auf der Terrasse von Schloss Drachenburg: Die Rapband DorfMusic nimmt unter anderem dort ihr neues Video auf, das sich mit dem Thema Selbstmord beschäftigt.

Foto: Frank Homann

Königswinter. Auf den Treppen zur Venusterrasse von Schloss Drachenburg schmiegt sich ein Liebespaar aneinander. Das Dunkel der Nacht umhüllt die beiden vor dem Südflügel des Gebäudes.

Aber sie bleiben nicht im Verborgenen. "Mehr Licht", kommandiert Johannes Bock auch schon. Er ist Kamera-Assistent beim Fernsehen und extra aus Mainz gekommen, um vor der Kulisse des Märchenschlosses eine Szene zu drehen. Für die "Dorfmusiker".

Was hätte wohl Bauherr Baron Stephan Sarter davon gehalten? Jedenfalls ist die Perle der Drachenfelsstadt Schauplatz eines Musikvideos. Die Rapband "DorfMusic" hat sich heimische Drehorte ausgewählt für ihren Streifen, der pünktlich zum Erscheinen ihrer neuen CD "Restart" Ende Oktober fertig sein soll.

Während die Liebenden - Atefeh Banakonandeh und Damian Kotulla, zwei Schauspieler aus Bonn - ihre Rolle mimen, rappt Johannes Müller-Sachs auf der Treppe. Sein Künstlername als Dorfmusiker ist Hey Jo. Vier Zeilen singt der als Erzieher tätige 21-Jährige immer wieder, bis die Sequenz im Kasten ist.

"Zum ersten Mal haben wir bei einem Video Schauspieler eingesetzt", erzählt Benjamin Ried, den Fans der "DorfMusic" als Toni Benoni ein Begriff. "Das ist eine ganz neue Erfahrung für uns", so der 25-jährige Erzieher. Die Geschichte des Videos haben die Band-Mitglieder selbst geschrieben. Als Titel wählten sie "Stich der Rose".

Benjamin Ried: "In dem Track geht es um das Thema Selbstmord. Wir möchten darauf aufmerksam machen. Heutzutage stehen Jugendliche oft alleine mit ihren Problemen da und werden nicht ernst genommen. Die jungen Leute sollen mit diesem Video aufgeweckt und umsichtiger werden, um Schwierigkeiten bei Menschen aus ihrem Umfeld zu erkennen."

Was passiert in dem Stück? Ein normaler Typ, der im Leben nicht viel besitzt, lernt im Café eine Kellnerin kennen und verliebt sich prompt in sie. Sie ist eine selbstbewusste Frau. Sie verbringen viel Zeit miteinander und werden zu einem Paar. "Er liebt sie von Tag zu Tag mehr", schildert Benjamin Ried den Ablauf.

Dann ein Abend mit einem schönen Essen - im Hotel Loreley, bei dem er ihr einen Verlobungsring überreicht. Für sie geht das alles zu schnell. Sie distanziert sich künftig, er läuft ihr hinterher, wird eifersüchtig. Es folgen Auseinandersetzungen. Es kommt zum Streit. Sie macht Schluss. Der junge Mann versinkt in tiefe Depressionen und nimmt sich das Leben.

Die Beerdigung drehen die Dorfmusiker auf dem Friedhof in Stieldorf. Familienmitglieder, Freunde und Bekannte treten als Statisten auf. Auch Iris Zumbusch, die Mutter von DorfMusic-Mitglied Maurice Zumbusch (19), dem Flash, hat sich schwarze Kleidung angezogen. Ihr Mann, Andreas Czepuck, gibt den Pfarrer. Im Talar versucht er, tröstende Worte zu finden.

"Wir unterstützen die Band und ihr Anliegen sehr gern", sagt Iris Zumbusch. "Ich bin stark an Musik interessiert. DorfMusic ist eine der wenigen Bands, die sich intensiv um die Belange der Jugendlichen kümmert. Ihre Lieder sind nah am Leben dran. Es imponiert mir, wie diszipliniert alle sich diesem Hobby widmen."

Im Keller ihres Hauses in Hasenboseroth üben die Band-Mitglieder jeden Sonntag. Im Dachgeschoss hat sich Sohn Maurice, der gerade eine Ausbildung als Veranstaltungstechniker absolviert, ein kleines Tonstudio installiert. Hier wird produziert. Die Choreographie für ihre Tänze erarbeiten sich diese Musiker aus dem Bergbereich von Königswinter ebenso wie die Musik und das "Storyboard".

Im Drehbuch erscheint auch die Freundin auf dem Friedhof, voller Schuldgefühle. Sie traut sich jedoch nicht in die Nähe der Trauergemeinde, sie weint und lässt eine Rose fallen und geht davon. "Die Kellnerin sieht all diese Dinge im Rückblick.

Dadurch schafft sie es, mit den Schuldgefühlen zurechtzukommen", sagt Benedikt Hoffmann (22), als Beppo der vierte Rapper der Band, zu der auch die beiden Sängerinnen Larissa und Maria, Schülerinnen vom Oelberg-Gymnasium und bekannt aus "Musical-Revolution e.V.", vor einigen Monaten stießen.

"Wir wollen mit unserem Video zeigen, dass Weiterkämpfen der richtige Weg ist. Aufgeben ist eine sehr dramatische und falsche Entscheidung", betont Benjamin Ried. "Wir möchten, dass dieses Thema nicht mehr verschwiegen wird. Freunde eines Betroffenen sollten für ihn da sein, um so etwas zu verhindern", ist die Botschaft der Band-Mitglieder.

Sie packen gern heiße Eisen an, widmen sich sozialkritischen Themen und führten auch eine eigene Aktion für Lehrstellen durch, wofür sie mit einem Preis geehrt wurden. Und jetzt geht es eben um die Liebe und die Dornen, die diese Rose haben kann. Aber DorfMusic macht Mut.

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