Schulen in Siegburg Schüler und Flüchtlinge im Gespräch

SIEGBURG · Wie geht es den Menschen auf der Flucht? Warum sind sie geflohen? Diese und weitere Fragen stellten Schüler der Jahrgangsstufe neun des Gymnasiums Alleestraße am Montag drei geflüchteten Männern aus Syrien und Guinea.

 Beim Begrüßungsfest an der Alexander-von-Humboldt-Realschule führt die Jugendfeuerwehr eine Übung zum Hebelgesetz durch.

Beim Begrüßungsfest an der Alexander-von-Humboldt-Realschule führt die Jugendfeuerwehr eine Übung zum Hebelgesetz durch.

Foto: Holger Arndt

Über mehrere Wochen haben sich die Schüler der Kurse Praktische Philosophie und evangelische Religion vor dem Hintergrund der religiösen und ethischen Auseinandersetzung mit der Flüchtlingsproblematik vertraut gemacht und intensiv recherchiert. Darauf aufbauend haben Ralf Menge, Lehrer für evangelische Religion und Birgit Chrzon-Schamaun, Lehrerin für Praktische Philosophie, Flüchtlinge zu einem Informationsaustausch mit ihren Schülern eingeladen. Es entstand sogleich eine lebhafte Diskussion, die sich zunächst vor allem um die Herkunft der Flüchtlinge drehte.

Azad Hamo aus Syrien arbeitet für die Stadt Lohmar als Deutschlehrer für Flüchtlinge. Er ist bereits seit 2012 in Deutschland und wohnt mit seiner Familie in einer Wohnung in Lohmar-Breidt. Der 32-Jährige hat in Syrien journalistisch und als Deutschlehrer gearbeitet und möchte in Deutschland Medienrecht studieren.

Sein Freund Orwah Abdin aus Syrien ist seit zehn Monaten in Deutschland und wohnt zurzeit in einer Flüchtlingsunterkunft in Sankt Augustin. Beide erzählten von der gefährlichen Flucht, die mehrere Monate gedauert hat. "Viele meiner Freunde sind bei der Überfahrt im Meer ertrunken", erzählt Abdin.

Der dritte Flüchtling der Diskussionsrunde war Tidiane Batt aus Guinea. Der 27-Jährige ist bereits seit 2010 in Deutschland. "Ich wurde zunächst gut aufgenommen, jedoch gab es dann Probleme beim Ausländeramt. Es gab anfangs auch keine kostenlosen Sprachkurse", erzählt er. Mittlerweile hat er einen Sprachpaten, der ihm Deutsch beibringt. Sein Wunsch ist es, wieder als Anstreicher zu arbeiten.

Wieder seiner Berufung nachzugehen, davon träumt auch Orwah Abdin. Der 32-jährige Arzt hat während der letzten Jahre in Syrien viele Katastrophen gesehen. "Ich habe mindestens 1500 Amputationen durchgeführt", berichtete er. "Aber warum wollten sie ausgerechnet nach Deutschland?", will Carlotta wissen. "Für mich als Arzt ist Deutschland ein Traum und ich liebe die deutsche Sprache", erzählte er. "Viele Kinder in Syrien gehen nicht zur Schule. Es gibt einfach keine Zukunft", ergänzte Azad Hamo.

Schüler sammeln Spenden für Flüchtlinge

Auch in der Alexander-von-Humboldt-Realschule standen am Montag Flüchtlinge im Mittelpunkt. Schüler der neunten und zehnten Klassen organisierten mit den Lehrern ein Begrüßungsfest für die neuen Flüchtlinge, die den Angeboten, wie einem Fußballturnier und Übungen zum Hebelgesetz der Jugendfeuerwehr, zunächst noch etwas schüchtern begegneten.

Einige Schüler hatten zuvor Sachspenden in der Stadt gesammelt, die sie den Flüchtlingen in liebevoll gestalteten Tüten überreichten. "Wir wollen deutlich zeigen, dass die Menschen hier willkommen sind und sich hier wohlfühlen", berichtete Schulleiterin Ellen Kaufmann. Obwohl in der Übergangsphase für die Flüchtlinge keine Schulpflicht besteht (siehe Kasten), bietet die Schule Unterrichtsprojekte für Kinder und Erwachsene an, um sie bestmöglich zu integrieren.

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