Schüler und Lehrer fühlen mit

Mit Schweigeminuten, Gebeten und Gesprächen verarbeiten Kinder und Jugendliche die Nachricht vom Amoklauf

Siebengebirge. Nachdenklichkeit, Betroffenheit, Ratlosigkeit und Trauer prägten den Donnerstagmorgen an den weiterführenden Schulen in Königswinter, Bad Honnef und im nördlichen Kreis Neuwied.

Der Amoklauf von Winnenden hatte viele Kinder und Jugendliche sichtlich bewegt und berührt, zum Teil sogar aufgewühlt, viele kamen morgens mit dem Bedürfnis zur Schule, mit ihren Klassenkameraden und Lehrern über die unfassbaren Geschehnisse zu reden. "Es war kein Tag wie jeder andere", berichtet Godehard Mai von der Hauptschule Oberpleis. Im Sekretariat wurde eine Kerze entzündet, die ganze Schule hielt für eine Schweigeminute inne, Schüler und Lehrer erhoben sich von den Plätzen.

Ähnlich ging man mit dem Geschehen im benachbarten Oelberg-Gymnasium um: Auch dort machte Schulleiter Friedrich Krautschneider zu Unterrichtsbeginn um 7.50 Uhr eine Durchsage, auch dort wurde in allen Klassen für etwa eine Minute geschwiegen und der Opfer und ihrer Angehörigen gedacht.

Vielfach sei dann von Schülern der Wunsch geäußert worden, das Thema zu besprechen, so Krautschneider. Selbstverständlich gab es dafür den notwendigen Freiraum - wie auch in der Realschule gleich nebenan.

Dort sprach Schulleiterin Käthemarie Gundelach ebenfalls gleich um 8 Uhr über Lautsprecher zu Schülern und Kollegen, versicherte die Betroffenen in Winnenden der Verbundenheit und des Mitgefühls der Oberpleiser Realschule. Eine große brennende Kerze im Foyer symbolisierte dieses Mitgefühl. Zudem planen die Oberpleiser Realschüler, der Albertville-Realschule einen Kondolenzbrief zu schreiben.

Die Kinder und Jugendlichen der Realschule Sankt Josef Bad Honnef bezogen die Opfer und Angehörigen des Amoklaufs in ihr allmorgendliches Gebet ein. Das Massaker war zudem zentrales Thema des Schulgottesdienstes mit Schulseelsorger Kaplan Guido Dalhaus, der am Donnerstagmorgen regulär in der Schulkapelle der katholischen Realschule stattfand.

Schulleiter Stefan Rost erlebte seine Schülerschaft betroffen, aber "relativ gefasst". "Auf Gesprächsbedarf eingehen": Diese Devise gab Schulleiter Johannes Heide von der Jugenddorf-Christophorusschule (CJD) in seinem Kollegium in Königswinter aus. Das CJD flaggte auf Halbmast.

Gleichwohl wollte man "kollektive Traurigkeit" an der Schule wie im Sommer 2007 im Mordfall Hannah vermeiden. Die Schreckensnachricht von Winnenden sei mit der notwendigen Sensibilität und Verantwortungsbewusstsein in den Klassen aufgearbeitet worden, berichtet Heide. "Die Eltern wissen, dass das hier in guten Händen ist."

Ins Gedächtnis gerufen wurde im Lehrerkreis des CJD auch der Notfallplan mit codierten Begriffen, die in Notsituationen wie in Winnenden greifen. Solche Notfallpläne gibt es an allen weiterführenden Schulen. Der Religionspädagogische Arbeitskreis am CJD überlegt laut Schulleiter Johannes Heide, in der Königswinterer Schule für die Opfer des Amoklaufs ein Kondolenzbuch auszulegen.

Die 390 Schüler der Dualen Oberschule Linz (DOS), Joseph-von-Keller-Schule, arbeiteten die Geschehnisse individuell mit ihren Klassenlehrern auf, berichtete Schulleiterin Claudia Reh. Kathrin Sommer, Lehrerin in Stufe 8, hielt mit ihren Schülern eine Schweigeminute und betrachtete mit ihnen dann im Rahmen der "Informationstechnischen Grundbildung", wie auf verschiedenen Webseiten mit der Winnenden-Meldung umgegangen wird.

"Das Miteinander ist wichtig", lautet eine Konsequenz an der DOS, "kleine Mobbereien" könnten große Verletzungen hervorrufen. Seit die DOS vor einem Jahr die "Klassenlehrerstunde" eingeführt habe, in der Regeln besprochen und Konflikte thematisiert werden, habe sich das soziale Klima spürbar gebessert, meint Reh.

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