Schüsse im Ranzeler Internetcafé sollten nur Warnung sein

37-jähriger Türke verletzte zwei Männer und muss sich jetzt wegen versuchten Totschlags verantworten

Schüsse im Ranzeler Internetcafé sollten nur Warnung sein
Foto: Holger Arndt

Niederkassel. Eigentlich habe er ja nur für Ruhe sorgen und den Tumult stoppen wollen. Doch die Methode, die ein 37-jähriger Familienvater dafür wählte, brachte ihn in Untersuchungshaft.

Mit einer Pistole schoss Ali Ö. (Namen geändert) am 30. Juni vergangenen Jahres in einem türkischen Internetcafé in Ranzel erst in die Decke, dann in die Schaufensterscheibe und schließlich noch in eine Gruppe von Männern, die vor dem Café aufeinander einschlugen ( der Ga berichtete).

Wegen versuchten Totschlags in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung sowie Verstoßes gegen das Waffengesetz steht er demnächst vor dem Bonner Schwurgericht, wie Gerichtssprecher Thomas Stollenwerk, mitteilt.

Zur Vorgeschichte: Der Betreiber des Cafés, ein Bekannter des 37-jährigen Bonners, hatte laut Anklage schon seit längerem Ärger mit den Internet-Terminals in seinem Lokal. Wegen Unregelmäßigkeiten mit der Bezahlung der mit Münzen betriebenen Computer drohte der Gastwirt dem Automatenanbieter, die Internetplätze abzuschaffen.

Daraufhin rief dieser einige Männer - darunter auch Ali Ö. - auf den Plan, die mit dem Cafébetreiber noch einmal reden und ihn davon überzeugen sollten, die Geräte zu behalten.

Am Abend des Tattages fuhren Ali Ö., der unter anderem wegen eines Drogendelikts und Verstoßes gegen das Waffengesetz vorbestraft ist, dessen Kumpel Orkan T. und weitere acht Männer zum Café. Draußen saßen rund 20 Gäste, die sich das WM-Spiel Deutschland gegen Argentinien ansahen.

Vor dem Lokal gab T., gegen den gesondert verhandelt wird, dem 37-Jährigen eine geladene Pistole. In einer Ecke des Cafés versuchten die Männer, den Wirt zu überzeugen. Ein Wort gab das andere, und schnell eskalierte der Streit. Gäste mischten sich ein, und als es zu Handgreiflichkeiten kam, zog Ö. die Waffe.

Ein Schuss ging in die Decke, eine weiterer ins Fenster. Von draußen feuerte er noch zwei Mal in die Menge. Ein Gast wurde durch einen Hodenstreifschuss verletzt, einen anderen erwischte ein Streifschuss an der Brust sowie ein Geschosssplitter an der Stirn. Nach den Schüssen suchten alle Anwesenden das Weite. Die Waffe warf der Schütze in ein Gebüsch und tauchte unter.

Erst am 17. April stellte er sich und sitzt seither in U-Haft. Nach seiner Version habe er sich vor den Schüssen vergewissert, dass niemand verletzt werde. Die Schüsse hätten die Menge nur aufschrecken sollen.

Weil er den Tod der Umstehenden billigend in Kauf genommen habe, so die Anklage, wird der Fall vor dem Schwurgericht verhandelt. Wann der Prozess beginnen wird, steht noch nicht fest.

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