Schule oder nicht Schule

Alfter darf Anmeldungen für neue Schulform entgegennehmen. Urteil sorgt für Unsicherheit.

 Wie es mit dem Schulstandort Oedekoven ab 2012 weitergeht, ist ungewiss.

Wie es mit dem Schulstandort Oedekoven ab 2012 weitergeht, ist ungewiss.

Foto: Wolfgang Henry

Alfter. Als Alfters Bürgermeister Rolf Schumacher vor den Rat trat, hatte er eine gute Nachricht. Die Bezirksregierung Köln hat nach langem Ringen der Gemeinde Alfter ein Anmeldeverfahren für eine neue Schulform zugestanden, die 2012/13 die Hauptschule in Oedekoven ablösen soll.

Der Rat darf entscheiden, ob er eine Gesamtschule oder eine Gemeinschaftsschule errichtet. Ob die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt werden, ist in beiden Fällen allerdings offen. Im ungünstigsten Fall würde die Hauptschule ohne Nachfolgemodell auslaufen.

Voraussetzungen Kommunen, die eine Gesamtschule errichten wollen, benötigen mindestens 112 Anmeldungen aus eigenem Gebiet für die Eingangsklassen; die Schule muss vierzügig sein. Eine Gemeinschaftsschule muss nur drei Parallelklassen haben (mindestens 69 Anmeldungen). Die Kommune muss zudem ein pädagogisches Konzept und eine Kooperation mit mindestens einer Schule mit gymnasialer Oberstufe nachweisen.Für Unsicherheit sorgt zudem ein Urteil, das das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster kurz vor der Ratsitzung gesprochen hat. Dieses könnte der Gemeinde die Option Gemeinschaftsschule gleich wieder nehmen: Das OVG erklärte die Gründung solch einer Schule in Finnentrop (Sauerland) für nichtig, weil es keine ausreichende Rechtsgrundlage sah.

Welche Auswirkungen das für Alfter hat, ist ungewiss. "Darüber kann man im Moment nur spekulieren", sagte Michael Schmeken, Fachbereichsleiter für Schulen in Alfter. "Wir setzen uns mit der Bezirksregierung zusammen, um das zu klären." Die Kölner Behörde hielt sich auf GA-Anfrage bedeckt und verwies ans Land, das jetzt als Gesetzgeber gefragt ist.

Meinung Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Bitterer Beigeschmack"Klar ist derzeit nur: Die Bezirksregierung wird 2012 keine Hauptschule mehr in Alfter genehmigen, sollten wieder weniger als 18 Anmeldungen zusammenkommen. Für das anstehende Schuljahr, in dem nur elf neue Hauptschüler in Alfter an den Start gehen, drückte die Behörde ein Auge zu. Schumacher begrüßte das: "Es ist wichtig, dass der Faden bis zur Errichtung einer neuen Schulform nicht abreißt."

Bislang hatte die Bezirksregierung eine Gesamtschule abgelehnt, doch änderte sie nach einer Intervention des Petitionsausschusses des NRW-Landtags ihre Meinung. Bedenken hat sie aber nach wie vor: In einem Schreiben an die Gemeinde bezweifelt sie, dass sie die nötigen 112 Anmeldungen aus ihrem eigenen Gebiet vorweisen kann. Das wären rund 50 Prozent der Schüler, die 2012 auf eine weiterführende Schule wechseln. Laut Schmeken gibt es in Alfter derzeit 235 Drittklässler.

Ministerin zum OVG-Urteil Das OVG hat die Genehmigung der Gemeinschaftsschule in Finnentrop als "offensichtlich rechtswidrig" bezeichnet. Ein Schulversuch sei dafür keine ausreichende Grundlage, es müsse das Schulgesetz geändert werden. Bildungsministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) bewertete das Urteil als "Einzelfall", kündigte aber eine gesetzliche Regelung an. Zwölf genehmigte Gemeinschaftsschulen könnten im September wie geplant an den Start gehen.Sollte die Quote erreicht werden, würde die Bezirksregierung trotz der Finanzprobleme der Gemeinde der Gesamtschule zustimmen. Sie favorisiert allerdings eine Gemeinschaftsschule, die in NRW bislang nur als Modellversuch existiert: "Die Bedingungen hierfür sind für eine Gemeinde dieser Größenordnung deutlich einfacher zu erfüllen als für das größere System Gesamtschule", heißt es im Schreiben der Bezirksregierung an die Gemeinde, das vom 18. Mai datiert ist, als das OVG-Urteil noch nicht vorlag.

Die Gemeinschaftsschule benötigt nicht zwingend eine eigene Oberstufe. Kooperationen mit gymnasialen Oberstufen anderer Schulen sind möglich.

Solch eine Zusammenarbeit hat die Stadt Bonn Schumacher zufolge bereits zugesichert. Sie würde den Wechsel Alfterer Schüler auf eine Bonner Gesamtschule ermöglichen.

Schumacher plädierte dafür, sorgfältig zwischen beiden möglichen Schultypen abzuwägen. Das meint auch Martina Salchow, Vorsitzende des Fördervereins Gesamtschule. Am Mittwoch, 29. Juni, befasst sich der Schulausschuss mit dem Thema, der Rat vor der Sommerpause am 12. Juli.

Nach der Entscheidung müsse die Werbetrommel für die neue Schule gerührt werden, so Salchow: "Wenn wir damit Erfolg haben wollen, müssen alle in der Gemeinde voll dahinterstehen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort