Schulhof gleicht einer "Abstellkammer für Kinder"

Hunderte Schüler und Eltern klagen über Platzmangel in der Stieldorfer Grundschule

Schulhof gleicht einer "Abstellkammer für Kinder"
Foto: Frank Homann

Stieldorf. An der Stieldorfer Grundschule herrscht akuter Platzmangel, der Pausenhof ist zu klein und Spielgeräte fehlen. Deshalb hatte die Schulpflegschaft am Donnerstag zu einer Protestaktion eingeladen. Der Aufforderung zur "Notstands-Präsentation" folgten zahlreiche Eltern, Kommunalpolitiker der Königswinterer Ratsfraktionen und Vertreter der Schulverwaltung.

Pünktlich zur Pause stürmen Hunderte Grundschüler auf den Hof und wuseln zwischen den Erwachsenen herum. Die Kleinen vollziehen so eine buchstäbliche Abstimmung mit den Füßen. Eine große Elternschar mit den Jüngsten, die noch in den Kindergarten gehen, bestaunt das wilde Treiben. Einige der ganz Kleinen tragen Pappschilder auf Brust und Rücken, die vorne den Spruch "Give me five (qm)" und hinten den Slogan "Wir fordern eine weitere Schule im Bergbereich" zeigen. Sinn der Anspielung auf die "fünf Quadratmeter": Nach einer Verwaltungsvorschrift des Schulministeriums in NRW sollen jedem Schüler mindestens fünf Quadratmeter "Pausenfreifläche" zur Verfügung stehen.

"Sogar ein Hundezwinger soll zwölf Quadratmeter haben", sagt Anke Kandel, die Vorsitzende der Stieldorfer Schulpflegschaft. "Durch den beengten Raum entstehen Aggressionen bei den Schülern. Spielgeräte können wir nicht aufstellen. Übrig bleibt dann nur Seilchenspringen für die Mädchen. Und wo bleiben die Jungs?" Ein Klettergerüst habe man wegen zwei Unfällen abbauen müssen. "Ich habe aber das Gefühl, dass die Stadt der Situation ein wenig hilflos gegenüber steht." Die Schulaufsichtsbehörde unterstütze das Anliegen der Schulpflegschaft ebenfalls. Zur Not müsse man eben die Ausweisung neuer Baugebiete stoppen. "Man kann nicht eine neue Stadt erschaffen, ohne für die Infrastruktur zu sorgen. Kinder sind schließlich unsere Zukunft."

Irene Glaser-Aßmann, Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft Königswinter, bedauert ebenfalls den Platzmangel: "In jedem Ortsteil eine Grundschule - das wär''s. "Leider kommt aber nicht jedes Kind zu seinem Recht. Dabei ist eine bessere Schulhofgestaltung unbedingt erforderlich". Sie weist auf einen schmucklosen, grauen Teil des Schulhofes: "Wie eine Abstellkammer für Kinder." Bürgermeister Peter Wirtz sieht das Problem, kann aber keine Hilfe versprechen: "Im Moment sehe ich keine Möglichkeit, eine weitere Schule zu bauen. Wir sanieren und erweitern, aber alles muss finanziell tragbar sein." Er wolle aber der Schulaufsicht die unbefriedigende Situation mitteilen.

Schulleiter Henner Eidt konterte: "Der Hinweis auf das fehlende Geld ist ein Totschlagsargument. Unsere Eltern zahlen doch Steuern. Wo ist denn das Geld?" Wenn nämlich kein Geld da sei, solle man auch keine neuen Siedlungen zulassen. "Dann kommen wir auch mit der Schule aus."

Die Entwicklung der Schülerzahlen beschäftigt auch Jürgen Klute vom Vorstand des Vereins "Lebenswerte Siebengebirgsregion ". Es komme nämlich, entgegen einer Studie, nicht zu einer Rückentwicklung der Schülerzahlen. Durch die Neubausiedlungen blieben die Eintrittszahlen gleichbleibend hoch und damit auch die geplante Dreizügigkeit (drei Erste Klassen mit verträglichen Schülerzahlen) nur ein Wunschtraum. Sein Fazit: "Ohne eine seriöse Schulentwicklungsplanung kann man keine vernünftigen Aussagen machen."

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