Schweinepest treibt die Jäger um
Grafschaft wählt Führungsduo für weitere vier Jahre - Höhere Abschusszahlen bei den Sauen gegenüber dem vorherigen Jagdjahr
Grafschaft-Holzweiler. (mtl) Einstimmig wählte jetzt die Versammlung des Hegerings Grafschaft den bisherigen Leiter Horst Mund für weitere vier Jahre an die Spitze der Vereinigung der Grünröcke. Auch sein Stellvertreter Johannes Ehrhardt erhielt den gleichen Vertrauensbeweis.
Der Neuenahrer Hegeringleiter und Wahlleiter Hannjörg Geller bezeichnete Mund nach der Wiederwahl als einen "ausgezeichneten Jagdaufseher", der auch "Achtung vor der Kreatur" habe. Mund, seit 22 Jahren Hegeringleiter, verschob etwa wegen der aktuellen Entwicklung der Schweinepest einen schon anberaumten Termin im Krankenhaus. Denn das Problem der jetzt im Ahrkreis grassierenden Schweinepest treibt ihn gewaltig um.
Dass die Weidmänner die Schwarzkittel kurz halten müssen betont er unermüdlich. Aber er empfiehlt die "Kleinen", und nicht die "dicken Sauen" zu schießen. Heftig wehrte er sich in der Versammlung dagegen, den Wildschweinen die Hauptschuld für die Verbreitung der Schweinepest zuzuschieben. Vielmehr solle man die entsprechenden Betriebe viel stärker unter die Lupe nehmen. Er könne darauf verweisen, dass im Hegering Grafschaft die Abschusszahlen bei den Sauen gegenüber dem vorherigen Jagdjahr enorm gesteigert wurden.
Erlegten die Grafschafter Jäger im Vorjagdjahr 36 Sauen, so können sie jetzt schon vor dem Abschluss der aktuellen Jagdjahres im März auf 66 Sauen verweisen. Auch Kreisjagdmeister Dieter Stich will den Schwarzen Peter nicht übernehmen. "Die Schweinepest hat uns zwar regelecht überrollt", räumt er ein. Die Jäger würden aber "alles Menschenmögliche tun", versicherte er. Auch er nannte sehr starke Strecken zum Beispiel bei jüngsten Saujagden im Adenauer Raum.
Stich rügte aber auch einige Jagdpächter. Als wirkungsvollste Methode der Schwarzwildbejagung habe sich die revierübergreifende Drückjagd erwiesen. Wenn nun ein Jagdpächter in Nachbarschaft dies "boykottiere" habe er dafür kein Verständnis. Auch müssten die Jäger bei dem jetzt verstärkten Abschuss keine Angst haben, dass das Schwarzwild "kaputt geschossen" werde. Denn "sie kommen wieder", habe die Erfahrung gelehrt. Nun müsse die Impfaktion über die drei kommenden Jahre hinweg abgewartet werden. Einzelne Stücke sollten sich die Jäger trotzdem genau ansehen. Denn meist sind es zurzeit führende Bachen, die ihre Frischlinge in der Nähe abgelegt haben.
Vor der Besprechung der Gehörne an der Schautafel bemängelte Horst Mund, dass die Präsentation nicht lückenlos sei, und Jagdreviere fehlten. Josef Peterschilka, Leiter des Sinziger Hegerings, riet die Böcke älter werden zu lassen. Mit vier bis fünf Jahren zeigten sie meist ihr bestes Gehörn. Vor allem müsse das Geschlechterverhältnis von 1 zu 1 beachtet werden und zehn Stücke Rehwild je 100 Hektar dürften nicht überschritten werden. Im Hegering Grafschaft wurden im auslaufenden Jagdjahr 46 Böcke und 38 weibliche Stücke gestreckt, so Horst Mund in seinem Bericht. Sehr hoch ist auf der Grafschaft auch wieder die Zahl des Fallwildes. Sechs gefundene Böcke und sechs weibliche Stücke Rehwild waren dem Straßenverkehr zum Opfer gefallen.
Ausgezeichnet für den stärksten Bock, erlegt im Jagdrevier Holzweiler, wurde Gerd Jansen. Josef Peterschilka hatte ihn mit 86,88 Punkten bewertet. Der Zweitstärkste wurde von Alfred Assenmacher im Jagdrevier Nierendorf erlegt (77,05 Punkte). Erleger des drittstärksten Bockes war Erich Knippenberg aus mit 74,45 Punkten.