Sealife Center widmet Sonderausstellung eher unbeliebten Quallen

Ein Jahr lang werden Quallen, von Natur aus hirnlos, im Rahmen einer Sonderausstellung im Sealife Center in Königswinter zu sehen sein. "Quallenzauber" heißt die Schau auf rund 45 Quadratmetern.

 Elegant, aber giftig: Der Kontakt mit den Tentakeln einer Kompassqualle ist für den Menschen unangenehm.

Elegant, aber giftig: Der Kontakt mit den Tentakeln einer Kompassqualle ist für den Menschen unangenehm.

Foto: Frank Homann

Königswinter. Michael Hollmann ist promovierter Biologe, außerdem "Senior Aquarist" - Illusionen über die neuen Bewohner im Aquarium Sealife Center macht er sich keine: "Im Grunde sind sie dumm. Aber das macht sie nicht weniger sympathisch", sagt er.

Ein Jahr lang werden Quallen, von Natur aus hirnlos, im Rahmen einer Sonderausstellung in Königswinter zu sehen sein. "Quallenzauber" heißt die Schau auf rund 45 Quadratmetern.

Dass nicht jeder Mensch die Ohren-, Kreuz-, Kompass- und Gepunkteten Wurzelmundquallen zauberhaft findet, ist Hollmann und seiner Kollegin Jennifer Feustel klar. Die Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit tut denn auch gleich das, was man bei ihrem Beruf erwarten darf: "Wir wollen Aufklärungsarbeit leisten", erklärt sie.

Über Quallen heiße es, sie seien grundsätzlich giftig und eine Plage. "Aber sie sind faszinierende Tiere", sagt sie mit Blick auf die filigranen Gepunkteten Wurzelmundquallen, die elegant durch ihr zylinderförmiges Aquarium schweben. Mit ihren Tentakeln, die ein wenig an feine Spitze erinnern, pumpen sie sich sanft durchs Wasser. Sehr viel unruhiger die Kreuzquallen im Aquarium nebenan: Immer wieder schießt die eine oder andere vom Boden des Beckens senkrecht in die Höhe. "Hektische Zeitgenossen", befindet Hollmann.

Quallen Als Quallen bezeichnet man das bewegliche Lebensstadium der Nesseltiere, zu denen auch Seeanemonen und Polypen gehören. Quallen sind gallertartig, sie bestehen zu 97 Prozent aus Wasser und haben ein Nervensystem ohne Gehirn. Die Tiere sind giftig, weil ihre Tentakel mit Nesselzellen ausgestattet sind. Allerdings sind längst nicht alle Quallen für den Menschen spürbar unangenehm oder gefährlich. Sie ernähren sich in der Regel von Krebslarven und Plankton, die sie mit Hilfe ihrer Tentakel der Mundöffnung zuführen. Quallen gibt es seit mindestens 500 Millionen Jahren.Gleich vorne im Eingang der Sonderschau die unangenehmste der ausgestellten Medusen: Wenn die japanische Kompassqualle einen Menschen mit ihren langen Nesselgift-Tentakeln berührt, "dann ist das spürbar", wie es Feustel diplomatisch ausdrückt. Ein Vergleich mit Brennnesseln biete sich an. Giftig, weil Nesselgiftträger, seien zwar auch die anderen Quallenarten der Ausstellung. Im Gegensatz zur Kompassqualle sei ihr Gift auf menschlicher Haut aber kaum zu spüren.

Der Pazifik, die Nord- und die Ostsee sind die Heimat der gezeigten Quallen. Aufgezogen wurden die Tiere aber allesamt in einer Station im südenglischen Weymouth. Dort wurden sie am frühen Dienstagabend in Plastikbeutel gepackt und in sieben Styroporkisten per Flugzeug nach Düsseldorf verfrachtet, wo Mitarbeiter des Königswinterer Sealife Center sie in Empfang nahmen.

Von 22 Uhr bis zwei Uhr nachts arbeiteten die Fachleute dann im Königswinterer Sealife Center, um den Tieren ein neues Umfeld zu schaffen. Tröpfchen für Tröpfchen ließen sie das Wasser ein, bis Temperatur und Salzgehalt den Quallen angenehm waren. "Damit die keinen Schock kriegen, wenn sie ins Wasser springen", flachst Hollmann.

Denn auch wenn Quallen kein Gehirn und wohl kaum Gefühle haben, den Unterschied zwischen Kalt und Warm empfinden sie sehr wohl: "Quallen bestehen hauptsächlich aus Zellschichten", sagt Fachmann Hollmann. "Das sind sensible Tiere."

Quallenzauber" ist ab Donnerstag ein Jahr im Sealife Center Königswinter, Rheinallee 8, zu sehen. Der Eintritt kostet für Erwachsene 14,50, für Kinder 9,95 Euro. Weitere Infos unter www.sealifeeurope.com, Buchungen kostenpflichtig über (01 80) 5 66 69 01 01.

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