Sechs Bornheimer Kindergärten bleiben geschlossen

Eltern bringen Schützlinge während des Streiks der Erzieherinnen in andere Einrichtungen

Sechs Bornheimer Kindergärten bleiben geschlossen
Foto: Wolfgang Henry

Bornheim. Der von der Gewerkschaft ver.di ausgerufene Tarifstreit im öffentlichen Dienst stellt auch Eltern in Bornheim vor neue Herausforderungen.

Die Kinder in den sechs bestreikten städtischen Kindergärten "Sonnenblume" (Walberberg), "Klapperschuh" und "Wolfsburg" (Sechtem), "Grashüpfer" (Dersdorf), "Windrad" (Bornheim) und "Lummerland" (Roisdorf) werden den offenen Vertretungskindergärten zugewiesen. Die Einrichtung "Klapperschuh" bleibt beispielweise geschlossen. Als Vertretungskindergarten ist der in Widdig vorgesehen.

Das Angebot wurde bisher jedoch nicht genutzt. "Wahrscheinlich sind die Kinder kurzfristig privat betreut worden. Es gab telefonische Anfragen von betroffenen Eltern, die nicht gerade begeistert waren, dass sie ihre Kinder von Sechtem nach Widdig bringen müssen", sagt Christiane Schmitz-Kretschmann vom Widdiger Kindergarten.

Rein organisatorisch ist die geplante Vertretung sowieso kaum umsetzbar. In Widdig kümmern sich acht Erzieherinnen um 95 Kinder. Das Personal reicht schon jetzt nur bedingt aus. "Wir können den Bildungsauftrag nur garantieren wenn es bei einer bestimmten Anzahl an Kindern bleibt.

Es ist auch für die Kinder eine erhöhte Belastung, eine fremde Einrichtung mit fremden Erzieherinnen zu besuchen. Oft fehlt uns die Vorbereitungszeit, die Kinder individuell zu fördern", erklärt Yvonne Wiltscheck, Erzieherin aus Widdig. Sprachförderung und Lernvorbereitung verlangten einen hohen Arbeitsaufwand.

Der zunehmende Stress führe immer wieder zu gesundheitlichen Problemen. Die Erzieherinnen des städtischen Kindergartens in Widdig sind nicht gewerkschaftlich organisiert. Trotzdem wollen sie sich dem bundesweiten Streik für einen Tag anschließen. Aus Solidarität mit den Kolleginnen sind sie dazu bereit.

Bürgermeister Wolfgang Henseler: "Die Stadt hat die Kindertageseinrichtungen rechtzeitig über die Verfahrensweise informiert. In allen Kindergärten sind Aushänge für die Eltern angebracht."

Markus Schnapka, für Kindergärten verantwortlicher Beigeordneter der Stadt: "Der Streik erfasst städtische Einrichtungen, die Kindergärten von Freien Trägern oder Elterninitiativen sind nicht betroffen.

Wir versuchen, die Eltern und Kinder zu unterstützen und alternative Betreuungsangebote möglich zu machen. Für die Eltern, die auf die Betreuung ihres Kindes während der Streikphase unverzichtbar angewiesen sind, haben wir einen Notplan entwickelt."

Die meisten Eltern zeigen Verständnis, aber auch Sorge vor einem längeren Arbeitskampf. "Ein Streik ist für die Betroffenen immer unangenehm. Ich unterstütze die Forderungen, weil sie auch unseren Kindern zugute kommen werden. Ich hoffe, dass die notwendigen Veränderungen kommen", sagt die Mutter Annette Piorek.

Sollte es zu längeren Schließungen kommen, wird der Streik vor allem für doppelt berufstätige Eltern zum Problem. "Für uns ist wichtig, dass die Kindergärten offen bleiben. Wir sind auf Betreuung angewiesen. Wir haben keine Möglichkeit, unsere Kinder privat unterzubringen. Ich müsste Urlaub nehmen, der mir nicht mehr zur Verfügung steht", ist Christian Happich erleichtert, dass der Kindergarten seines Sohnes Paul noch geöffnet ist.

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft wollen den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. Sie verlangen für die 220 000 Beschäftigten in kommunalen Kitas und Jugendämtern mehr Geld und einen Tarifvertrag zum Gesundheitsschutz. Forderungen, die auch der Leiter des städtischen Kindergartens "Regenbogen", Lothar Nehren, unterstützt.

In den letzten Jahren seien die Erzieherinnen immer stärker belastet worden. Es gebe keine ausreichenden Vertretungen und Vorbereitungszeiten. Die betreuten Kinder würden immer jünger und dadurch falle ein hohes Maß an Mehrarbeit an.

"Die Grundsatzbedingungen müssen sich ändern. Ein Umdenken ist zwingend notwendig. Wir wissen, dass viele Eltern in Not geraten würden, wenn wir auch noch schließen. Deshalb werden wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht in den Streik eintreten", schließt Lothar Nehren eine spätere Beteiligung jedoch nicht aus.

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