21. Martinsmarkt, Bürgerempfang und Ausstellung Seine Menschen machen Löhndorf so besonders

SINZIG-LÖHNDORF · In vielerlei Hinsicht ticken die Uhren in Löhndorf anders. Dem Dorf gelingt es seit 21 Jahren, aus dem ersten Montag im November einen Feiertag zu machen und einen urigen Martinsmarkt auf die Beine zu stellen.

 Die Geschichte der Mantelteilung von Sankt Martin bieten die Kinder der Löhndorfer Kita Sankt Georg beim Bürgerempfang dar.

Die Geschichte der Mantelteilung von Sankt Martin bieten die Kinder der Löhndorfer Kita Sankt Georg beim Bürgerempfang dar.

Foto: Martin Gausmann

Aber was machen die Löhndorfer Besonderheiten, das Anderssein, die Eigenarten aus? Die Kunst im Ort? Die Vereine wie der Kirchenchor Cäcilia mit oft 150 Jahre alten Traditionen? Historisches wie das Hochwasser von 1942 oder der Flugzeugabsturz von 1958? Die mehr als 90 Selbstständigen und Handwerksmeister im 1400-Seelen-Ort? Die Kürung zum schönsten Dorf in Rheinland-Pfalz 1997 oder die Ernennung zum Rosendorf 2004?

Nach dem Besuch des „Dreiklangs“ aus Markt, Bürgerempfang und Ausstellung waren sich Festredner und Besucher ob der gebotenen Vielfalt einig: Die Menschen sind es, die die Besonderheit des Sinziger Stadtteils ausmachen, und ihre Fähigkeit, generationenübergreifend und vorausschauend zu handeln.

Deshalb darf der Kirchenchor auch so selbstbewusst sein, den Klassiker „Kein schöner Land“ umzutexten: „In Löhndorf ist es gut zu sein, mancher ist auch im Verein. Gemeinsam machen, gemeinsam lachen, Geselligkeit.“ Die Grüße von Landrat Jürgen Pföhler überbrachte der Kreisbeigeordnete Friedhelm Münch, Löhndorfer „Motor“ und als unermüdlicher Ideengeber selbst eine Besonderheit. Er appellierte an die Bewohner, das Dorfleben aktiv mitzugestalten und nicht erst auf den Plan zu treten, „wenn Kneipe, Bankfiliale oder Lebensmittelgeschäft verschwunden sind“.

Martinsmarkt in Löhndorf
19 Bilder

Martinsmarkt in Löhndorf

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Auch der CDU-Landtagsabgeordnete Guido Ernst wünschte sich, dass der Martinsmarkt nicht von der Bühne verschwindet: „Alles wird digital. Das Einkaufen, das Arbeiten, das Spielen. Hoffentlich wird nie der Tag kommen, an dem das Feiern auf virtuellen Plattformen stattfindet.“ Nachdem Monique Kuhlmann aus Nauheim den Weg auf sich genommen hatte, um den Löhndorfern eine Kohlezeichnung aus dem Jahr 1920 von Josef Fuchs, die ihren Großeltern gehörte, zu überreichen, trat Sinzigs Bürgermeister Wolfgang Kroeger ans Mikro: „Hier war jeder Cent, der in die Dorferneuerung floss, gut angelegt. In Sachen Gemeinsinn sind und bleiben Sie Vorbild.“ Da es Kroegers letzter Besuch als Bürgermeister sein wird, überreichten ihm Münch, der stellvertretende Ortsvorsteher Norbert Fuchs und Michael Kappl ein Präsent.

Festredner Bernhard M. Scheurer, Mathematiker, Autor und Pädagoge aus Lohrsdorf, ist seit seinem Rundgang mit Münch „bekennender Löhndorf-Fan“ und begann mit dem Spruch „Der Weg zum Paradies ist von Rosen umsäumt“. Er sprach von den Dornen, sprich Kriegs- und Nachkriegszeiten, aber wiederum auch von den „Duftmarken“, die Löhndorf gesetzt habe. Er lud mithilfe von Aufsätzen von Drittklässlern, die 1999 durchs Dorf flanierten, die Gäste zu einer gedanklichen Exkursion ein. Die Beschreibungen der Kinder mit Worten wie „Kanonenrohr, King, Köpfe und Kirche“ rundete Scheurer um den japanischen Begriff „Kaizen“, den Wandel zum Besseren, ab.

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