Seinen Urlaub verbringt er in Bad Honnef

Vor einem Jahr ließen sich 800 Rosenfest-Gäste für den leukämiekranken Marcus Bornheim typisieren - Jetzt ist er genesen

Seinen Urlaub verbringt er in Bad Honnef
Foto: ARD

Bad Honnef. Am Dienstag führte Marcus Bornheim ein Interview mit Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg über das Steuerkonzept der Union für die "Tagesthemen".

Am Sonntag plante der ARD-Korrespondent einen Dreh vom Online-Chat mit Finanzminister Peer Steinbrück. Dass der 35-Jährige zurück auf dem Bildschirm ist, grenzt fast an ein Wunder. Vor einem Jahr war der gebürtige Bad Honnefer noch todkrank.

Nach langwieriger Genesung steht er nun wieder voll im Leben: "Im Moment ist die Hölle los", sagt Bornheim. Globale Finanzkrise, Opel, Arcandor, "bad banks" und Co. bestimmen die Nachrichtenlage. Bornheim, Chef des Ressorts Finanzen im Berliner ARD-Hauptstadtstudio, liefert Fakten und Hintergrundberichte.

Er tut dies mit einer veränderten Grundeinstellung: "Ich bin gelassener. Wenn's nicht klappt, dann klappt's nicht. Der Beruf ist nicht mehr ganz so wichtig."

Vor einem Jahr machte der Fall des ARD-Korrespondenten Schlagzeilen, es stand überaus kritisch um den zweifachen jungen Vater. Bornheim war lebensbedrohlich an Leukämie erkrankt und benötigte, um die 2007 diagnostizierte Krankheit zu überwinden, dringend eine Stammzellenspende.

Angehörige und Freunde setzten gemeinsam mit der Stefan-Morsch-Stiftung alle Hebel in Bewegung, um einen passenden Spender zu finden. Beim Honnefer Rosenfest fuhr das Mobil der Morsch-Stiftung vor, und an die 800 Festbesucher gaben bereitwillig eine Blutprobe ab.

Denn in der Heimat sind erfahrungsgemäß die Chancen, einen Spender mit den passenden genetischen Merkmalen zu finden, am größten. Doch die hiesige Typisierungsaktion blieb ohne Erfolg, ebenso wie die Aktionen, zu denen Bornheims Kollegen im ARD-Hauptstadtstudio, der NDR, RBB und der Bayerische Rundfunk sowie seine Geschwister Marcel und Astrid in ihrem jeweiligen Umfeld aufriefen.

Fieberhaft unterstützten auch der Freundeskreis der Familie im Siebengebirge und hiesige Mediziner die Kampagne zur Rettung des Leukämie-Kranken. 9 700 Menschen, resümiert Bornheim heute, ließen sich bei den Typisierungsaktionen registrieren.

Doch leider war für Bornheim kein Spender dabei. Die Mediziner der Berliner Charité beschlossen daraufhin, an dem Todkranken ein bis dahin erst neun Mal praktiziertes innovatives Verfahren anzuwenden: Am 21. August 2008 wurde ihm eine Stammzellenspende seiner Mutter Christa transplantiert.

Die Zellen waren zuvor 48 Stunden auf ganz besondere Weise "aufbereitet", mit kleinen Eisenmolekülen "beschossen" worden. Dann wurde das Transplantat über einen Magnet laufen gelassen, die Moleküle so wieder entzogen und Immunzellen gewonnen.

In einem komplizierten zweistufigen Verfahren erhielt Bornheim die speziell präparierten zehn Millionen Zellen seiner Mutter. Zunächst schien sein Körper bestens darauf anzusprechen: "Innerhalb von fünf Tagen stiegen alle Blutwerte an", dann erfolgte aber plötzlich eine heftige Gegenwehr: "Es gab einen Virus in meinem Körper, der das Transplantat angriff." Größte Sorge um den Kranken. Bornheims Mutter wurde erneut Blut abgenommen, in einem Speziallabor der Frankfurter Uni "Killerzellen" gegen den Virus aufbereitet.

Die Erleichterung bei ihm und seiner Familie war riesengroß, dass Besserung eintrat. Am 10. Oktober konnte Bornheim das Krankenhaus verlassen und langsam, aber stetig ging es in der Folgezeit mit seiner Gesundheit bergauf.

Am 19. Januar dieses Jahres ging er erstmals wieder ins Büro. Alle sechs Wochen muss er zu Kontrolluntersuchungen in die Charité, zudem wird alle drei Monate eine Knochenmarkpunktion durchgeführt. Bleibt fünf Jahre alles ruhig, gilt Bornheim als geheilt. Er bedankt sich heute rückblickend bei allen Spendern und Helfern - deren Einsatz nicht vergebens war: In Honnef wurden Knochenmarkspender für zwei Leukämiekranke gefunden, eine davon in Tschechien.

Ende Juli wird Bornheim mit seiner Frau Gudrun und den Kindern Lotta (5) und Niklas (11) erstmals nach seiner Erkrankung nach Honnef kommen, um hier Urlaub zu machen und sich persönlich bei allen zu bedanken, die sich maßgeblich für ihn eingesetzt hatten.

Zur PersonDer 1974 in Bad Honnef geborene Politikkorrespondent Marcus Bornheim lebt mit seiner Familie in Berlin. Aus dem ARD-Hauptstadtstudio berichtet er für "Tagesschau" und "Tagesthemen".

Bereits als Abiturient hatte der Schüler des Gymnasiums Nonnenwerth seine Vorliebe für die öffentliche Berichterstattung entdeckt. Seine journalistische Karriere begann er als freier Mitarbeiter in der Redaktion Siebengebirge des General-Anzeigers.

Im Magisterstudium an der Universität Bonn reifte sein Interesse an Politik, Wirtschaftsgeschichte und Soziologie; er wurde an der Berliner Journalistenschule aufgenommen. Beim WDR spezialisierte er sich auf Fernsehjournalismus, ging anschließend im Alter von 22 Jahren zum ZDF nach Washington. Seit 2004 arbeitet Bornheim im ARD-Hauptstadtstudio.

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