Selbst ein Feuerwehrauto kommt an den Haken

Stadt Bonn lässt am Straßenrand abgestellte, nicht zugelassene Fahrzeuge rigoros abschleppen - Bei der Suche nach dem Halter entwickeln die Mitarbeiter fast kriminalistische Fähigkeiten

  Am Haken:  Das Fahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Pfakofen wird in der Weststraße auf einen Abschleppwagen gezogen.

Am Haken: Das Fahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Pfakofen wird in der Weststraße auf einen Abschleppwagen gezogen.

Foto: Frommann

Bonn. "Tatort" Weststraße in Bad Godesberg. Das dort geparkte Fahrzeug ist Verkehrsaufseher Dieter Huber schon vor gut einer Woche aufgefallen. Jetzt ist er wieder da. Und er ist nicht allein. Ein Abschleppunternehmen nimmt den Wagen an den Haken - ohne Rücksicht darauf, dass auf dem Dach Blaulicht installiert ist und es sich um ein Feuerwehrfahrzeug handelt. Denn ein Manko hat der Bulli: Es fehlen die Kennzeichen.

Eine Spezialaufgabe für Huber: Täglich fährt er durch die Stadt und hält Ausschau nach geparkten, nicht zugelassenen Autos; "das heißt Kraftfahrzeuge ohne, beziehungsweise entsiegelte Kennzeichen", so der Verkehrsaufseher. "Entweder entdecke ich sie selbst oder Bürger informieren uns." Pro Tag fährt Huber nach eigenen Angaben zwischen 80 und 120 Kilometer.

Vor neun Tagen hat er das Feuerwehrauto in der Weststraße entdeckt. Die Seitentür ist nicht verschlossen. Wie immer bei nicht zugelassenen Fahrzeugen klebt Huber einen leuchtend pinkfarbenen Zettel an die Windschutzscheibe. "Sehr geehrte Dame, sehr geehrter Herr", steht dort geschrieben. "Die Straßenverkehrsordnung verbietet es, nicht mehr zugelassene Fahrzeuge auf die öffentliche Verkehrsfläche zu bringen und dort abzustellen, weil durch sie die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs beeinträchtigt werden kann. Deshalb wird ein Bußgeldverfahren eingeleitet. Sie müssen das Fahrzeug auf jeden Fall sofort entfernen."

Falls der Halter dem nicht nachkommt, muss er mit weiteren ordnungsbehördlichen Maßnahmen rechnen, die ihm weitere Kosten verursachen. Die Stadt lässt rigoros abschleppen, nicht nur wegen der Gefahr, sondern auch, weil nicht zugelassene Fahrzeuge Parkplätze blockieren. Bevor Huber den roten Feuerwehrbulli, Baujahr 1974, an dem zwar ein Zettel mit der Aufschrift "Zu verkaufen" steht, jedoch nirgendwo eine Telefonnummer notiert ist, abschleppen lassen kann, sind fast kriminalistische Fähigkeiten vonnöten.

Die Aufschrift "Freiwillige Feuerwehr Pfakofen" an der Fahrzeugtür führt zunächst in die Nähe von Regensburg. Ein Mitarbeiter des Straßenverkehrsamtes versucht telefonisch Kontakt aufzunehmen, doch bei der Wehr in Bayern meldet sich niemand. Weitere Recherchen, so die Nachfrage bei der Feuerwehr in Bad Godesberg, ob jemand den Wagen gekauft hat, laufen ins Leere.

Das Abschleppen eines Feuerwehrwagens ist sogar für Huber etwas Neues, obwohl er schon vieles im Dienst erlebt hat. So wurde auch schon mal ein Fahrschulbus an den Haken genommen. Er parkte in Tannenbusch, die Scheiben waren nach kurzer Zeit eingeschlagen. "Kinder spielten darin, und das bedeutete Gefahr."

Der Verkehrsaufseher sucht aber nicht nur nach zugelassenen Fahrzeugen. Mal ist er als "Knöllchenschreiber" für im Halteverbot abgestellte Autos im Einsatz, mal als Gärtner. Wenn zum Beispiel Baumäste wie an der Kessenicher Straße/Urstadtstraße ein Halteverbotsschild verdecken. "Heckenschere und Leiter habe ich im Auto immer dabei", sagt Huber, während der rote Feuerwehrbulli mit der Nummer 4371 und einem Kilometerstand von 24 353 auf die Ladefläche des Abschleppwagens gezogen wird. Irgendwann wird ein Gutachter das Fahrzeug schätzen. Dann wird das Feuerwehrwehrauto öffentlich versteigert.

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