Die Ittenbacher Freiwillige Sara Monzien über ihre Afrika-Erfahrung „Als Erstes ist mir die Hilfsbereitschaft der Menschen in Ghana aufgefallen“

Oberpleis · Das Gymnasium am Oelberg hat Spenden gesammelt, mit denen es auch die ehemalige Schülerin Sara Monzien unterstützt. Die engagiert sich in einer Schule in Ghana und berichtet hier von ihren Erfahrungen.

Engagement für die Menschlichkeit: Sara Monzien mit den Kindern bei ihrem Afrika-Projekt in einer Schule in Ghana.

Foto: Sara Monzien

Aus dem Siebengebirge in die afrikanische Savanne: Sara Monzien hat im vergangenen Jahr ihr Abitur am Gymnasium am Oelberg (GaO) in Oberpleis gemacht. Jetzt absolviert die 18-Jährige aus Ittenbach ein Freiwilligen-Jahr an einer Schule in Ghana. Dort möchte sie unter anderem mit Spendengeldern, die von ihren ehemaligen Mitschülern gesammelt wurden, Neues aufbauen. Finanziell unterstützt wurde ihr Aufenthalt in Ghana auch von der Evangelischen Kirchengemeinde Siebengebirge. Vom anfänglichen Kulturschock, ihrer Arbeit und ihren Eindrücken vor Ort berichtet Sara, die sich noch bis August in Afrika befindet, im Interview mit GA-Mitarbeiterin Gabriela Quarg.

Wieso haben Sie sich für ein Freiwilligen-Jahr in Afrika entschieden?

SarA MonzieN: Die Welt zu bereisen, war schon immer ein Traum von mir. Ein Freiwilliges Soziales Jahr hat sich über die Beratung bei der Fachstelle für internationale Jugendarbeit ergeben. Bei der Wahl der Länder war ich offen, wichtig war es mir jedoch, eine Kultur kennenzulernen, die sich von meinem bekannten Leben unterscheidet. Das Projekt, das mir in Ghana angeboten wurde, hat mir zugesagt, da ich sowieso an der Arbeit mit Kindern interessiert bin.

Was sind dort genau Ihre Aufgaben?

MONZIEN: Ich unterrichte Schüler und Schülerinnen von der vierten bis zur achten Klasse. Oft arbeite ich als Aushilfe und übernehme die Stunden einer Lehrkraft, die gerade verhindert ist. Außerdem bin ich für den praktischen Computerunterricht zuständig und führe die Kinder in die Microsoftprogramme ein. Zusätzlich organisiere ich viele weitere Projekte, zum Beispiel Berufserkundungstage oder das Einüben von Tänzen oder einem Theaterstück anlässlich der Abschlussfeier.

Wie sind die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort?

MONZIEN: Hohoe ist mit rund 40.000 Einwohnern eine mittelgroße Stadt in der Voltaregion. Hier trifft die wunderschöne Natur auf das vielfältige Stadtleben mit bunten Märkten und hektischem Verkehr. Von außen betrachtet ist es ein einfaches Leben. Vieles wird von Hand gemacht, sei es die Wäsche, die Lebensmittel oder die Kleidung. Es ist weniger Luxus vorhanden, als wir ihn aus Deutschland gewöhnt sind, aber dieser Luxus fehlt nicht. Oft fällt mir vielmehr die lebensfrohe Einstellung der Menschen auf. Viele meiner Bekannten nehmen die Schwierigkeiten, die sich ihnen präsentieren, mit großer Entschlossenheit an, um die Verhältnisse für sich selbst und ihr Umfeld zu verbessern.

War es eine Art "Kulturschock" aus Königswinter nach Ghana zu ziehen?

MONZIEN: Definitiv. Die Kultur der hiesigen Ewes unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von der deutschen. Es gab bestimmte Verhaltensregeln, in die ich mich erst einfügen musste, zum Beispiel, dass ausschließlich mit der rechten Hand gegessen wird. Mit meinem „deutschen“ Bedürfnis nach einem genauen Plan stand ich mit der Spontaneität, die mir hier an vielen Stellen entgegengebracht wird, anfangs ziemlich auf dem Kriegsfuß. Das war nicht immer einfach, denn schließlich wollte ich mich anpassen. Es galt, seine eigenen Normen und Werte zu finden, sozusagen das persönliche Mittel zwischen den beiden Kulturen, gleichzeitig aber auch andere Ansichten und Bräuche akzeptieren zu lernen. Die erste Zeit des „Eintauchens“ war also an vielen Stellen aufregend, aber auch überfordernd. Glücklicherweise habe ich viele Menschen um mich, die bereit sind, mir ihre Lebensweise näherzubringen.

Wie begegnen Ihnen die Menschen vor Ort?

MONZIEN: Die Begegnungen sind in der Regel sehr offen und herzlich, allerdings muss man erstmal über die oberflächliche Ebene hinauskommen, denn natürlich spielt die Hautfarbe eine Rolle - besonders beim ersten Treffen. Je näher man sich kennenlernt, desto weniger achtet man darauf. Meine Freunde vor Ort haben mich mit Begeisterung in ihre Kultur eingeführt. Insbesondere die Kinder sind wissbegierig und wollen mehr über Deutschland und mein Leben dort erfahren.

Wie funktioniert es mit der Verständigung?

MONZIEN: Neben der Regionalsprache Ewe, der zweitgrößten Sprachgemeinschaft Ghanas, in die ich mich nur langsam einfinde, kann man sich über Englisch problemlos verständigen. Auch das Pidgin - gebrochenes Englisch - verstehe ich inzwischen gut.

Was hat Sie in Ihrer Zeit in Afrika bislang am meisten berührt oder bewegt?

MONZIEN: Vieles! Als Erstes ist mir die Hilfsbereitschaft aufgefallen und wie rührend sich selbst die Kinder schon umeinander kümmern. Dazu fällt mir an vielen Stellen die tief verwurzelte Religiosität auf, und damit verbunden das Vertrauen, dass es eine höhere Macht gibt, die einen begleitet. Ich habe Menschen getroffen, die ihr Leben mit einem inneren Frieden und einer Positivität bestreiten, die mir so noch nicht untergekommen sind. All diese Dinge inspirieren mich jeden Tag aufs Neue.

Was geschieht mit den Spendengeldern aus Oberpleis?

MONZIEN: Mit den Spendengeldern möchte ich weiter in die Infrastruktur der Schule investieren, beispielsweise über den Aufbau einer Bibliothek oder den Bau eines Spielplatzes. Gleichzeitig möchte ich das Geld dafür einsetzen, um die Schüler und Schülerinnen über Stipendien zu unterstützen. Weitere Pläne umfassen eine Hausaufgabenbetreuung und ein Umweltprojekt, bei dem die Kinder für das Aufsammeln von Plastik-Müll belohnt werden.