Pflanzungsprojekt am Burghof in Königswinter Alte Apfelsorten wachsen auf dem Weg zum Drachenfels

Königswinter · Wüst sah es lange rund um den Burghof in Königswinter aus, der an einem der Hauptwege rauf auf den Drachenfels liegt. Doch nicht nur das Haus wird derzeit auf Vordermann gebracht, auch die wild wuchernden Wiesen sind entbuscht. Alte Obstsorten sollen auf dem sechs Hektar großen Areal künftig gedeihen.

 Unweit des Burghofs in Königswinter entsteht eine Obstwiese mit durchweg alten Apfelsorten. Freiwillige helfen beim Einpflanzen.

Unweit des Burghofs in Königswinter entsteht eine Obstwiese mit durchweg alten Apfelsorten. Freiwillige helfen beim Einpflanzen.

Foto: Frank Homann

Champagner Renette, Goldparmäne, Goldrenette und „Golden Nobel“ – es klingt ausgesprochen edel, was dort am Hang neben dem Burghof wachsen und gedeihen soll. Allerdings handelt es sich nicht etwa um künftige „edle Tropfen“, sondern um ganz bodenständige alte Apfelsorten. 20 Obstbäume wurden dort jetzt gepflanzt – auf einer Fläche, die einst einmal eine Art Park des Burghofs war.

Über die Jahre hatte sich die Natur allerdings das Terrain zurückerobert: Zwischen mächtigen Mammutbäumen wucherten hier nun allerlei Sträucher und Gestrüpp. „Es war ein wildes Sammelsurium“, berichtet Ralf Badtke vom Projekt Chance 7 des Rhein-Sieg-Kreises schmunzelnd. Der ökologische und optische Wert hielt sich „in Grenzen“. Daher wurde auf dem Areal sozusagen „klar Schiff“ gemacht: Nur markante Bäume durften stehen bleiben. Stattdessen soll hier nun eine Streuobstwiese entstehen – wie es sie bereits weiter oberhalb sowie unterhalb des Burghofs gibt. „Wir schaffen so eine Verbindung zwischen den einzelnen Wiesen“, so Badtke. Er hofft, dass sich auf der Fläche künftig ein artenreiches Grünland entwickelt – das entsprechende Saatgut soll im Frühling eingebracht werden. Insgesamt ist das Streuobstwiesenareal rund um den Burghof jetzt rund fünf bis sechs Hektar groß.

Als ehrenamtliche Garten- und Landschaftsbauer betätigten sich jetzt Mitarbeiter der Deutschen Post DHL Group, die als Teil ihrer „Global Volunteer Aktion“ in Gummistiefel schlüpften und zum Spaten griffen. Der Ausbau der Obstwiese wird ebenfalls von der Deutsche Post finanziert. Das Team der Abteilung Strategisches Partnermanagement war fast vollzählig zur Pflanzaktion angetreten.

Bevor es jedoch ran an die Bäume ging, gab es für die „Lehrlinge“ erst einmal eine Einführung durch die Experten. „Die Veredlungsstelle darf auf gar keinen Fall unter der Erde liegen“, erläutert Badtke. Das Pflanzloch wiederum sollte groß genug sein, „dass der junge Baum auf viel lockerer Erde stehen kann und die Wurzeln genug Platz haben, um sich nach rechts und links auszudehnen“. Schließlich sollen die Obstbäume im Laufe der Jahre auf eine stolze Höhe von acht bis zehn Metern heranwachsen. Zurzeit messen sie etwa zwei Meter.

Einziges Manko: Bis sie Früchte tragen, wird es wohl noch fünf bis zehn Jahre dauern. „Hochstämme brauchen länger, um eine Krone auszubilden“, erläutert Barbara Bouillon von der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis. Die Biostation wird sich künftig neben den alten Streuobstwiesen am Burghof auch um die Pflege der neuen Obstwiese kümmern. Zum Einsatz sollen dann auch natürliche Rasenmäher, sprich Schafe, kommen. Aus den dort geernteten Äpfeln wird dann später Apfelsaft gepresst.

Die Auswahl der Bäume – insgesamt sind es acht verschiedene, allesamt alte Sorten – soll helfen, die genetische Vielfalt zu erhalten. Welche Sorten sich im Hinblick auf den Klimawandel bei steigender Jahresmitteltemperatur bewähren, können auch die Fachleute nicht vorhersagen. Daher sei es wichtig, viele verschiedene Sorten zu pflanzen. Auch wenn es sich um heimische Gewächse handelt, heißt das noch nicht, dass sie auch aus hiesigen Gefilden stammen. Der gelbe Edelapfel zum Beispiel heißt ursprünglich „Golden Nobel“ und wurde um 1800 in einem Garten in England als Zufallssämling gefunden und verbreitete sich dann von hier aus weiter.

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