Kunstausstellung in Linz „Kunst für alle!“ proklamiert Stiliachus und vergibt Kunstberechtigungsausweise

Linz · Ein Fluxus-Künstler verwandelt die Räume des Linzer Kunstvereins zur zentralen Vergabestelle. Warten am Tisch, an dem schon Joseph Beuys gesessen hat.

 Ausstellung Kunstberechtigt: Künstler Stiliachus stellt in einer Performance Berichtigungsausweise aus.

Ausstellung Kunstberechtigt: Künstler Stiliachus stellt in einer Performance Berichtigungsausweise aus.

Foto: Frank Homann

Zur Vernissage des Linzer Kunstvereins KLIO für zeitgenössische und historische Kunst konnte die Vorsitzende Denise Steger den Fluxus-Künstler Stiliachus dazu gewinnen. Er verwandelte die Räumlichkeiten der Ausstellung in eine „Zentrale Vergabestelle“ seines legendären „Kunstberechtigungsausweises“. So standen etliche Besucher bereits Schlange an dem kleinen Tischchen, an dem einst Joseph Beuys gesessen haben soll, um einen solchen Ausweis zu bekommen.

Steger freute sich in ihrer Eingangsrede, die meisten der ausstellenden Künstler persönlich begrüßen zu können, so dass Beratung aus erster Hand zur Verfügung stünde. Alle zwei Jahre stellen die neun Künstler des etwa 30 Mitglieder zählenden Kunstvereins ihre Werke gesammelt vor. Diesmal ist das Thema „kunstberechtigt“.

Eine Schablone mit Kinskis Kopf

So machte sich etwa der Neo-Pop-Art-Künstler Malte Sonnenfeld Gedanken, wie er das Motto von Stiliachus in breiter Form widergeben könne. „In der Corona-Zeit habe ich viele Schablonen gefertigt, in die ich Künstler anderer Genres einbezog“, erzählte Sonnenfeld. In eine dieser Schablonen passte zum Beispiel ein angedeuteter Kopf Klaus Kinskis mit der bunt schreienden Aufschrift „Kunst, du Sau“. Auch sein abstraktes Stencil mit „Kunst muss“ in der einen und „gar nix“ in der anderen Ecke ließ die Betrachter schmunzeln.

Ganz anderer Art fiel die Plastik „Mutter (Erde)“ der in Essen und Ostfriesland lebenden Künstlerin Raymunde Grave ins Auge: Etliche Büstenhalter zu einer Art Ballon geformt, an dem grüne Schläuche hängen. Eine Hommage an ihre Mutter. „Mit nichts sind wir so verbunden wie mit der Mutter“, schrieb sie dazu. „abgenabelt, ausgeliefert, anvertraut“. Man beginne mit der Muttermilch und bleibe bis ans Lebensende an den Schläuchen der Mutter hängen.

Meisterfotograf schickte nur seine Fotos

Steger bedauerte, dass der polnische Meisterfotograf Zygmunt Gajewski in Polen weile und nicht kommen könne, freute sich aber über die Foto-Originale, die als von ihm entwickelte Unikate ausgestellt werden. Zudem sind Kunstwerke von Kathrin Boden, Ulrike Donié, Antonia Fournier, Hardy Rieger, Bernhard Schröder und Denise Steger zu betrachten.

Ein besonderes Augenmerk fällt beim Eintreten auf die Mal-Tücher Robert Reschkowskis. Sie sind während seines Arbeitsprozesses in einem Atelier in Birnbach dieses Jahr entstanden, wo er ein großes Diptychon für die Rosenkreuzer schuf. „Die dabei entstandenen Tücher sind für mich kein Abfall“, sagt Reschkowski. Er werde bei der Finissage jedem, der einen „Kunstberechtigungsausweis“ vorlegen könne, einen signierten Teil seiner Mal-Tücher überreichen.

Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 19. Dezember, samstags und sonntags von 15-18 Uhr, Markt 9, in Linz am Rhein. Informationen auch unter redaktion@kunst-am-mittelrhein.de.

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