Ausstellungshaus besteht seit 20 Jahren Königswinterer Galerie Meerkatze startet kurios

Königswinter · Zwei Gründe zum Feiern gibt es an der Meerkatzstraße 2 in Königswinter: 20 Jahre Atelier Meerkatze – mit einigen Monaten Verspätung wegen Corona – und Hausherr Kurt Volkert führt die Galerie künftig wieder selbst.

 Wieder der Herr im Atelier Meerkatze in Königswinter ist Kurt Volkert (rechts), der viel Energie in die Renovierung des Hauses steckte.

Wieder der Herr im Atelier Meerkatze in Königswinter ist Kurt Volkert (rechts), der viel Energie in die Renovierung des Hauses steckte.

Foto: Frank Homann

Ein Füllhorn an Kunst – heute eröffnet Kurt Volkert im Atelier Meerkatze seine Jubiläumsausstellung. Ein Farbenrausch aus eigenen, auch vielen neuen Bildern sowie Werken befreundeter Künstler sind in den Räumen und im idyllischen Innenhof zu entdecken. Zwei Gründe zum Feiern gibt es: 20 Jahre Meerkatze – mit einigen Monaten Verspätung wegen Corona – und Hausherr Kurt Volkert führt die Galerie künftig wieder selbst.

Im Dezember 2001 hatten Kurt Volkert und seine Frau Gisela erstmals eine Ausstellung in dem Fachwerkhaus mit der Jahreszahl „1749“ über dem Eingang. Hinter ihnen lagen Monate harter Arbeit. Denn sie hatten mit zwei Helfern vom Fach das baufällige Häuschen an der Meerkatzstraße renoviert. Hinter dem Kameramann, der für den amerikanischen Sender CBS aus den Kriegs- und Krisengebieten der Welt berichtet hatte und als einer der besten Journalisten im Vietnam-Krieg galt, lag ein ausgefülltes Berufsleben. 1993 war er nach Königswinter gekommen, nachdem er in den sieben Jahren zuvor von Rom aus zu seinen Einsätzen aufgebrochen war. Die Stadt kannte er nur aus dem Roman „A Small Town in Germany“ von John le Carré.

Treffen war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft

Irgendwann suchte er ein Atelier, denn die Farbkleckse im Heim in Oberdollendorf wurden seiner Frau Gisela zu viel. 1998 traf er Heinz Zöller – der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, der er auch den Tipp „zu verkaufendes Anwesen an der Meerkatzstraße Nummer zwei“ zu verdanken hatte.

Aber bis zur Einweihung des schmucken Domizils war eine Menge zu erledigen. „Die Decke der Eingangshalle diente zur Besichtigung des Himmels, das Dach als leck zu bezeichnen, wäre freundlich formuliert“, erinnert sich Volkert. Hinzu kam: Überall häuften sich stinkende Müllberge, auf dem Tisch standen schmutzige Essensreste, türmte sich ungewaschenes Geschirr. In dem gegenüberliegenden Zimmer, das früher als Weinausschank gedient hatte und in dem auch der Stadtrat einst getagt haben soll, war ein wildes Durcheinander. „Es sah aus, als hätte eine wilde Soldateska wochenlang hier gehaust und geplündert.“

Träume von außergewöhnlichen Gartenblicken

Auch Schuppen und Terrasse waren völlig „aus den Angeln“. Heizkörper oder Stromanschlüsse? Keine Spur! Dennoch: Im verwilderten Garten sagte Kurt seiner Gisela: „Das iss es, das kaufen wir.“ Vor seinem geistigen Auge sah er bereits die renovierte Eingangshalle. Und er träumte davon, dass auf der Galerie, von der er durch zerbrochene bunte Fenster den mit Brombeerhecken überwucherten Garten erblicken konnte, schon die Besucher stehen, die diese Arbeiten bewunderten.

So verhallten Ratschläge wie die seines baukundigen Schwagers: „Tu es ja nicht, Kurtimann, diese Bruchbude ...“ Kurt und Gisela Volkert packten es an, schufteten monatelang. Containerweise wurde Müll entsorgt und Baumaterial herbeigeschafft. Die Meerkatze wurde ein Schmuckkästchen. Und: Die beiden neuen Eigentümer beließen auch Kruzifixe und Marienstatuen an ihren alten Plätzen. „Ich glaube, Karoline, eine fromme Vorbesitzerin, dankte es uns – das Haus stand von Anfang an unter einem guten Stern“, so Volkert.

Mehr als 100 Künstler stellten in den 20 Jahren aus

Über 100 Künstler, bekannte und weniger bekannte, stellten in den 20 Jahren über 2000 Arbeiten aus. Die Palette der Werke ist breit und bunt: Bilder in Öl, Wasserfarben, Gouachen und Collagen, Fotografien, Skulpturen und Objekte aus Metall, Ton, Treibholz, Eiche und Papiermaché, Quilts, Installationen waren zu bestaunen.

Hier stellten Künstler fast aus der ganzen Welt aus, örtliche, aber auch berühmte Leute wie der zweifache Pulitzerpreisträger Horst Faas, Nick Ut, ebenfalls mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet und bekannt wegen seines Jahrhundertbildes von dem vietnamesischen Mädchen, das nackt und teilweise verbrannt, schreiend dem Schrecken eines Bombenangriffs entkam. Sie waren selbst anwesend. Auch Fotos von dem in Vietnam gefallenen Henri Huet, dem Ästheten unter den Kriegsfotografen, wurden gezeigt. Gaby Sommer von der Loreley präsentierte ihre Fotografien – ihr gelang das Foto vom Bruderkuss zwischen Honecker und Gorbatschow. Maler Wolfgang Sahlmann schuf in der Meerkatze viele „Sahlmänner“. Manfred Weil, Klaus Barschens sind noch herauszuheben.

Idee zum Projekt „Tor zum Siebengebirge“ in der „Meerkatze“ geboren

In der Meerkatze wurde die Idee zum Projekt „Tor zum Siebengebirge“ am Autobahn-Kreisel Ittenbach geboren, das Volkert und Sahlmann zeichneten und schließlich Rainer Sieben konstruierte und von der verschworenen Gemeinschaft von Meerkatze-Freunden, zu denen über die Jahre beispielsweise Grimme-Preisträgerin Helga Mäerthesheimer, Werner Tegen, Klaus Uwe und Ulli Meier, Heinz und Burgi Zöller, Manfred und Monika Stützer, Dieter und Gusti Ditscheid, Werner und Beate Dahm zählten, auch durch Sammlungen unterstützt wurde.

In diesen alten Mauern schmiedeten die Freunde den Plan, ein Wet-Painting, wie es Kurt Volkert in Amerika kennengelernt hatte, in Königswinter durchzuführen. Hier freuten sie sich über die Entdeckung und Freilegung eines Stücks alter Stadtmauer im Garten – ein Schatz von zwölf Metern Länge aus Siebengebirgssteinen. Meerkatze bedeutete stets: Gastfreundschaft par excellence, Ausstellungen mit kulinarischen Überraschungen, für die Gisela Volkert vorzüglich sorgte, lange Abende bei Gesprächen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Biotop aus Fundstücken: Klaus Fritzes „Idyllische
Sehnsucht nach der heilen Welt
„Idylle“ in der Bonner Galerie ClementSehnsucht nach der heilen Welt
Mörderische Kreisläufe
Lucie Stahl im Bonner Kunstverein Mörderische Kreisläufe
Aus dem Ressort