Krieg in der Ukraine 150 Demonstranten setzen in Bad Honnef ein Zeichen für den Frieden

Bad Honnef · Wie an unzählgen Orten in Deutschland und der Welt, so gingen am Samstag auch in Bad Honnef Bürgerinnen und Bürger spontan auf die Straße, um ein Zeichen zu setzen für den Frieden und die Solidarität mit den Menschen in der Ukraine.

Krieg in der Ukraine: 150 Demonstranten setzen in Bad Honnef ein Zeichen für den Frieden
Foto: Claudia Sülzen

Gut 150 Menschen sind am Samstag in Bad Honnef dem spontanen Aufruf zu einer Demonstration für den Frieden gefolgt. Auf Transparenten in den Farben Blau und Gelb, den Farben der ukrainischen Nationalflagge, forderten sie in der Fußgängerzone „No War“ und „Putin go home“. Andächtiges Schweigen herrschte zum Abschluss der Kundgebung beim Abspielen Liedes „Gebet für die Ukraine“, das den Menschen in dem osteuropäischen Land Kirchenlied und spirituelle Hymne gleichermaßen ist.

SPD-Ratsfrau Annette Stegger, die die Demonstration aufgrund der sich überschlagenden Ereignisse kurzfristig bei der Stadt angemeldet und damit den Impuls für ein partei- und generationenübergreifendes Zeichen für den Frieden gegeben hatte, sprach den Anwesenden aus dem Herzen mit der Forderung, dass die Waffen in der Ukraine ab sofort schweigen sollen. „Dieser Krieg ist eine absolute Tragödie“, so Stegger in Anwesenheit der Bürgermeister von Bad Honnef und Königswinter, Otto Neuhoff und Lutz Wagner.

„Putin hat das Unvorstellbare getan und im Europa des 21. Jahrhunderts einen Eroberungskrieg gestartet. Das wird unser Europa, das wird Deutschland verändern. Das wird unser Zusammenleben auch hier in unserer Stadt verändern. Er wird Auswirkungen haben auf das Leben unserer Kinder und Enkel“, so Stegger. Putin habe sich als „skrupelloser, verbrecherischer Staatsmann geoutet“ und zeige, dass er im höchsten Maße gefährlich sei. Stegger: „Mitleidlos vergießt er das Blut unzähliger unschuldiger Menschen in der Ukraine. Und er droht unverhohlen mit dem Einsatz von Atomwaffen.“

Stegger: „Ich habe heute zu ersten mal erlebt, wie einfach es ist, eine Demonstration anzumelden und durchzuführen. Und mir wurde dabei noch einmal bewusst, in was für einem großartigen Staat wir leben, wie wertvoll die Demokratie ist. Heute während wir hier zusammenstehen, werden in Russland Menschen, die das Gleiche tun, abgeführt und in Gefängnisse geschleppt. Auch an diese Menschen denken wir heute.“

Die FDP-Bundestagsabgeordnete Nicole Westig pflichtete bei: „Unsere Gedanken sind bei den Menschen vor Ort und versichern auch die Menschen in Russland unserer Solidarität, die wegen ihres Eintretens für Menschenrechte, Frieden und Freiheit demonstrieren und nun verfolgt, verhaftet und eingesperrt werden.“ Der Angriff auf die Ukraine breche auf allerschwerste Weise das Völkerrecht, „es ist ein Angriff auf die europäische Friedensordnung insgesamt“, so die Liberale. Eines habe Putin mit Sicherheit erreicht: Dass der Westen und seine Verbündeten sich ihm und seinem Angriffskrieg geschlossen und entschlossen entgegenstellten. Westig: „Wir stehen solidarisch an der Seite der Ukraine. Wir werden gemeinsam parteiübergreifend unablässig für Frieden und Freiheit eintreten.“

Die Grünen in Bad Honnef riefen zur selben Zeit zur Teilnahme am Friedensmarsch in Köln am Montag auf. „Es herrscht Krieg in Europa und wir alle sind bestürzt über das Leid, das Russland über so viele unschuldige Menschen bringt. Unsere Solidarität gilt den Ukrainerinnen und Ukrainern. Um so wichtiger ist es jetzt, dass wir uns mit der Ukraine solidarisieren und uns für Frieden in Europa einsetzen“, teilte die Partei mit.

Spontane Hilfsangebote für Flüchtlinge

Beeindruckt von der Solidarität der Demonstranten, die sich am Samstagnachmittag zunächst vor der Pfarrkirche Sankt Johann Baptist versammelt hatten, zeigte sich eine ukrainische Teilnehmerin, die in der Region Rhein-Sieg lebt und aktuell aus der Ferne die beängstigenden Nachrichten aus der Heimat verfolgen muss. „Die Ukraine wird jetzt geboren, in diesem Kampf um die Unabhängigkeit“, so die Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. Sie hatte auch das Musikstück zur Kundgebung ausgewählt.

Dass sich die Unterstützung der Anwesenden nicht in Worten erschöpft, sondern noch während der Demonstration Teilnehmer Taten wie die private Unterbringung flüchtender Verwandter und Freunde anboten, bewertete die Ukrainerin als „sehr ergreifend“. Wie berichtet, hatten die Stadtverwaltungen von Bad Honnef und Königswinter tags zuvor angekündigt, bereit zu stehen, sollten Flüchtige aus der Ukraine in den Städten unterzubringen sein. Hundertausende Menschen in dem Land sind bekanntlich bereits vor dem Krieg auf der Flucht.

Spirituelle Hymne als emotionaler Schlusspunkt

„Einziger allmächtiger Gott, beschütze die Ukraine für uns“ heißt es in dem des 1885 veröffentlichten Musikwerk „Gebet für die Ukraine“, das im Ursprungsland regelmäßig zum Abschluss von Gottesdiensten gesungen wird und auch bei nationalen Ereignissen wie den Feiern zu zehn Jahren Unabhängigkeit 2001. In Bad Honnef wurde es zum emotionalen Schlusspunkt der Kundgebung. Es dürfte dies leider nicht die letzte Gelegenheit gewesen sein, bei der man die Solidarität mit den Menschen in dem osteuropäischen Land bezeugen muss, schloss Bürgermeister Neuhoff.

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