Nacht der Musik im Siebengebirge 8. Seven Mountains Music Night im Siebengebirge

Siebengebirge · Die achte Auflage der Seven Mountains Music Night bedeutete für viele Fans die Qual der Wahl. Mehr als 70 Musiker sorgten in 15 Spielstätten in Bad Honnef und Königswinter für ein voll gepacktes Programm.

 Insgesamt 70 Musiker an 15 Spielstätten: Die achte "Seven Mountains Music Night" in Bad Honnef und Königswinter hatte viel zu bieten.

Insgesamt 70 Musiker an 15 Spielstätten: Die achte "Seven Mountains Music Night" in Bad Honnef und Königswinter hatte viel zu bieten.

Foto: Frank Homann

Einer der bezauberndsten Auftritte des Abends stand überhaupt nicht auf dem Programm. Die Stimmungs-Powerhouse-Gruppe „Mr. Matt & The MadSonix“ legte vor ihrem letzten Filmmusikcover-Set gerade eine verdiente Verschnaufpause ein, da ließen sich Jessica Gottsauner und Lena Huferath, beide 20 Jahre alt und Mitarbeiterinnen des Restaurants Rheingold, spontan zu einem kurzen, aber charmanten Auftritt als Akustik-Duo hinreißen. Sanfte Balladen wie „I See Fire“ und „Gods and Monsters“ von der Rhöndorfer Weinkönigin und ihrer alten Schulfreundin interpretiert, da konnten die Dutzenden Gäste, im Innenhof dicht aneinander gedrängt, gar nicht anders, als ins Schwärmen zu geraten. Ein willkommen ruhiger Ausgleich zum streng getakteten Tourplan vieler Music-Night-Pilger – denn auch bei der achten Ausgabe des Siebengebirgs-Festivals gingen Quantität und Qualität einmal mehr Hand in Hand. Ein Traum für Musik-Junkies, dem Nieselregen zum Trotz – und die Qual der Wahl für Unentschlossene.

Von Kölsch-Rock bis Jazz

Schließlich war das Programm mit über 70 Musikern an 15 Spielstätten so voll gepackt, dass selbst die engagiertesten Live-Musik-Nomaden, die mit violettem Einlassbändchen am Handgelenk durch die regennassen Straßen eilten, keine Chance hatten, jeden einzelnen Act abhaken zu können. Erfahrene Music-Night-Veteranen setzten daher von vornherein auf ihre Lieblinge: Das Rheinhotel Loreley etwa war Anlaufstelle Nummer eins für alle Fans des BAP'schen Kölschrocks – schließlich zogen hier fünf sehr unterhaltsame „Jestalte“ alle Register, um Wolfgang Niedeckens Original-Hits gerecht zu werden. Freunde des rauen Gesangs wurden derweil mit Janis-Joplin-Covern von „Kozmic Blue“ fündig, Euro-Folk-Fans pilgerten zu den Music-Night-Urgesteinen von „Coincidence“, und Jazz-Liebhaber schlugen ihr Zelt bei den „Jazzburnern“, „BaHo 5“, „The Spix“ oder „Pangea Ultima“ auf.

8. Seven mountains music night
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Das Beste aus den 60ern und 70ern

Der „Tubak“ in der Königswinterer Altstadt machte indes seinem Namen alle Ehre: Zigarettenqualm waberte durch die Menge, während die „Rock'n'Roll Junkies“ mit „Dedicated Follower of Fashion“ und „Itchycoo Park“ durch den frühen Abend groovten. Das Beste aus den 60ern und 70ern – und zwar weit mehr als nur die üblichen Stones- und Beatles-Klassiker – begeisterte nicht nur die Eltern-Generation, sondern kam auch beim jüngeren Publikum bestens an. Die perfekte, wenn auch ungleich härtere Ergänzung gab es drüben in Bad Honnef im Bootshaus des Wassersportvereins direkt am Rhein: Hier widmete sich das Unkeler Fünfergespann „Remedy“ dem Rock und Pop der 80er und 90er Jahre. Allen voran: Sängerin Sabrina Oster, deren Powerstimme seichte Pop-Balladen à la Amanda Marshalls „Dark Horse“ – ein Lieblingssong der Band – in wuchtige Hardrock-Feuerwerke verwandelte. Und als sich das zweite Set mit „Nobody's Wife“ dem Ende neigte, fingen die Wände wortwörtlich an zu beben.

Mit dem Shuttle durch die Nacht

Mit dem Shuttle-Bus in die Innenstadt? Drinnen versüßten das Akustik-Folk-Duo Second Movement, Christian Padbergs Ein-Mann-Band „Dad's Phonkey“ und der skurril-charmante Komiker Zwille Zimmermann die Fahrtzeit. Nach dem Ausstieg am Café Nottebrock die Überraschung: Alles rappelvoll, zu spät Gekommene mussten sich mit einem Stehplatz draußen vor dem Fenster begnügen. Aber wann sonst gibt es im ältesten Kaffeehaus Honnefs schon Akustik-Artrock der Superlative à la Emerson, Lake and Palmer zu genießen, wunderbar sanft-verspielt zum Leben erweckt von Marcus Schinkel und Johannes Kuchta?

Zwei Minuten entfernt im brechend vollen Ayuntamiento entzündeten denn auch „Any Colour“ mit ihrem fabelhaften Pink-Floyd-Tribute reihenweise Prog-Rock-Herzen und gaben mit neuer Bandbesetzung das Eindrucksvollste von „The Wall“ und „The Dark Side of the Moon“ zum Besten.

Straßenmusikfestival als krönender Abschluss

Wer dann nach so viel Rock-Ekstase erst einmal entspannen musste, konnte im „Herzblut“ bei gemütlichem Wohnzimmerambiente durchatmen. Mit flottem Feel-Good-Country und treibendem Indie-Folk empfahlen sich dort „JJ & The Acoustic Machine“, seit über sieben Jahren gemeinsam auf Tour, als ebenso sympathische wie gut gelaunte Stimmungsmacher. Und ihre neuen Songs „A Toast to the Past“ und „Heaven“ entpuppten sich gar als einige der besten Eigenkompositionen des gesamten Abends.

Aftershowparty? Ein Warm-up-Konzert mit „Plenty Fourty“ beim Kulturtreff am Freitagabend? Ein Extra-Auftritt der integrativen Flüchtlingsband „Rhein Refugee Youngstars“ im Honnefer Haus der Jugend? Wer trotzdem noch immer nicht genug von der Live-Musik bekommen konnte, der kostete direkt am Sonntagmittag die ganze Fülle des Königswinterer Straßenmusikfestivals aus. Keine Frage: Das Siebengebirge rockte. Und bei so viel guter Musik machte dann auch der ein oder andere Regentropfen nichts.

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