„Folk im Feuerschlösschen“ in Bad Honnef A cappella vom Feinsten

BAD HONNEF · Die Schwedinnen von „Kraja“ gingen bei „Folk im Feuerschlösschen“ auf eine Rundreise durch den skandinavischen Folk. Quartett singt a cappella.

 Folk im Feuerschlösschen mit vier Schwedinnen (von links): Lisa Lestander, Frida Johansson, Linnea Nilson und Eva Lestander.

Folk im Feuerschlösschen mit vier Schwedinnen (von links): Lisa Lestander, Frida Johansson, Linnea Nilson und Eva Lestander.

Foto: Frank Homann

Es war ein außergewöhnliches Klangexperiment, das den Zuhörern bei der jüngsten Ausgabe von „Folk im Feuerschlösschen“ aufgetischt wurde. Ein Folk-Konzert, das ausschließlich auf Vokalharmonien setzt, komplett ohne Musikinstrumente – kann das gut gehen? Das einhellige Fazit nach anderthalb Stunden: Und wie es das kann. Zumindest, wenn die Gesangsstimmen so viel poetischen Charme versprühen wie die vier Schwedinnen von „Kraja“ – ihr Auftritt entpuppte sich als Perle im Feuerschlösschen-Programm. Fans des A-cappella-Genres erlebten in den Hallen der Honnefer Folkszene eine gefühlvolle, meditative Rundreise durch den skandinavischen Folk, die mit Anmut und Sanftmut verzauberte.

Ihre Stimmen haben die Sängerinnen aus dem kalten Norden Schwedens dank jahrelanger Bühnenerfahrung perfektioniert. Seit nunmehr 14 Jahren singen die Vier bereits gemeinsam, nachdem sie im Frühling des Jahres 2002 erstmals bei einem Folk-Festival in ihrer Heimatstadt Umeå als Ensemble auftraten. Seitdem haben die Schwestern Eva und Lisa Lestander sowie Frida Johansson und Linnea Nilson ein unverwechselbares gesangskünstlerisches Universum erschaffen – obwohl die Mitglieder alle vergleichsweise jung sind, gehört die Band längst zu den Veteranen der nordischen Folk-Szene.

Der wohl größte Reiz ihres Auftritts in Bad Honnef war die Eingängigkeit, mit der das Quartett sein Liedgut – eine Mischung aus traditionellen schwedischen Klassikern und modern angehauchten Eigenkompositionen – vortrug: völlig ungezwungen, völlig ungekünstelt, ohne Firlefanz. Die Vier standen einfach da im violetten Scheinwerferlicht, je ein Mikrofon in der Hand, und entfalteten in einer melodischen Vielschichtigkeit, die regelrecht zum Träumen einlud, folkloristische Klangwelten, als wäre es das Einfachste der Welt. Beinahe war es, als griffen die zu anrührenden Harmonien verwobenen Silben und Töne wie feine Zahnräder eines vertrackten Uhrwerks ineinander. Gar ein Hauch von Wildromantik wehte durch den Saal und entführte in die Schönheit der unberührten nordischen Tundra. Nicht ohne Grund bedeutet das Wort „Kraja“, das aus der samischen Sprache stammt, so viel wie „ein Platz, nach dem man sich sehnt“.

Auch, wenn nur echte Skandinavien-Liebhaber die durchgängig auf Schwedisch vorgetragenen Liedtexte verstanden: Die Songs entfalteten sogar ganz ohne Textkenntnis ihre Magie. Fröhlich-ironisch die beiden Oden an den schwedischen Wodka („brännvin“) – „ein Lied handelt davon, sieben Tage ununterbrochen zu trinken, das andere davon, die Betrunkenen auszulachen“ –, direkt im Anschluss eine geradezu elegische Hymne über nächtliche Traumabenteuer. Als exotische Sprengsel flossen zudem Liedtexte aus dem Kongo und den Steppen Nordamerikas in das Programm Krajas ein. Nach eineinhalb Stunden Musik war Schluss – ein recht kurzes, aber knackiges Konzert eben. „Es war so schön“, verabschiedeten sich die Vier unter lang anhaltendem Beifall auf Deutsch. „Es hat uns sehr gefreut“. Ein Kompliment, das das sichtlich begeisterte Publikum nur allzu gerne erwiderte.

Ein Mitschnitt zum Nachhören läuft am Montag, 2. Mai, ab 20.03 Uhr bei Deutschlandradio Kultur.

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