Liebeserklärung an Bad Honnef Alfred Karl Maria Kreutzberg malt für den GA seine Sicht der Stadt

BAD HONNEF · Vorsichtig rückt GA-Fotograf Frank Homann die Leinwand zurecht. Das Bild ist noch ein bisschen feucht. "Das ist der Speziallack, der muss noch aushärten. Damit überziehe ich jedes Bild. Sodass Kinder es anfassen können", sagt Alfred Karl Maria Kreutzberg. "Meine Bilder sind zum Anfassen.

Und es gibt doch nichts Schöneres, als sich am Lachen der Kinder zu erfreuen." So von Herzen einfach ist das. Auf Bitte des General-Anzeigers malte der Künstler "sein" Bad Honnef. Es wurde eine Liebeserklärung an die Stadt, die ihm seit 1974 Wahl-Heimat ist. Der Titel: "Verliebt in Bad Honnef, in Bad Honnef verliebt".

"Hier oben bin ich", schallt es durchs Treppenhaus. Über schmale Stufen geht es hinauf unters Dach - dorthin, wo die Farbe und die Fantasie zu Hause sind. Unwillkürlich muss ich lächeln, als ich den Raum betrete. Unzählige Bilder hängen, stehen, liegen dort. Der Elefant, der ein übermaltes "Geheimnis birgt".

Der Kölner Dom, davor Menschen, deren ehrfürchtiges Murmeln man zu hören glaubt. Und immer wieder der Vogel, AKMs kleiner Freund AKM, mit dieser einfachen, allumfassenden Lebensweisheit: Glück ist der Gedanke an Dich! Dann diese Farben, die der Maler aus Frankreich, der Schweiz, Portugal bezieht. Alles leuchtet. Ich kann und will mich einfach nicht satt sehen an diesem ebenso kindlichen wie erwachsenen, ebenso fröhlichen wie ernsten Blick auf die Welt.

Die "Kunst des einfachen Widerspruchs", nennt Kreutzberg das. Bei der am Ende, das ist ihm wichtig, "doch immer das Positive überwiegt. Ich hänge mir doch kein Bild für schlechte Laune an die Wand." So von Herzen einfach ist das. Seit Alfred Kreutzberg ein kleiner Junge war, gab es für ihn nicht einen Tag ohne Kunst. Und seit 1994, da mache es die Kunst ihm leicht, seine Erkrankung anzunehmen: Parkinson. Wie er all das schafft? "Ich engagiere mich doch schon für einen Floh, als ginge es um alles!" Das gilt für den Rechtsanwalt, den Maler und Dichter, schlicht: den ganzen Menschen. "Reden ist Gold, Schweigen ist Schrott", schrieb er einmal auf eines seiner Bilder. So von Herzen einfach ist das.

Bereits mit fünf Jahren malte der 1947 im fränkischen Marktbreit Geborene, der im Ruhrgebiet - " da gab's nur fünf Tage im Jahr so einen blauen Himmel wie heute hier" - aufgewachsen ist. Mit 18 folgte die erste Ausstellung. So viele Bilder: Fällt es ihm schwer, sich davon zu trennen? "Überhaupt nicht. Ich will Freude vervielfältigen." Mit 18, 19, da war das noch anders. Da setzte er die Preise seiner Bilder "so hoch an, dass diese todsicher unverkäuflich waren". Und heute? Handeln sich Künstler und Kaufinteressent "manchmal so weit herunter, bis mein Gegenüber ein Bild bezahlen kann. Am schönsten ist, wenn jemand sagt: Genau das Bild, das muss es sein."

"Malen Sie Ihr Bad Honnef", so lautete die Bitte der GA-Redaktion - und lief bei AKM offene Ateliertüren ein. Dann ging alles unglaublich schnell. Dutzende Zeichnungen an einem Tag oder ein Werk auf Leinwand in wenig mehr als einer Nacht: Die Quelle, die seine Kunst speist, sprudelt nicht nach Stundenplan und scheint unversiegbar. Wie die Assoziationen, die seine Liebeserklärung an Honnef und das Siebengebirge jetzt eröffnet.

Da sind der Rhein und der Drachenfels. Eine Menschenmenge steht am anderen Ufer, Frankreich im Rücken, und würde wohl gerne übersetzen - wer weiß, vielleicht ist das genau der Wunsch, den sie in die Sternschnuppe projizieren, die gerade hernieder kommt. Ein Herz steht für die Liebe, ebenso das Pärchen, das gen Drachenfels blickt. "Ich habe meine Frau hier kennengelernt", sagt AKM schlicht.

Und wofür steht das Kreuz? "Das mache ich immer, wenn ich fertig bin", sagt er. Und dann: "Eigentlich wollte ich diesmal noch eines machen, in die Weinberge." Es ärgert ihn, dass dieses Stück Heimat fahrlässig aufs Spiel gesetzt ist, weil nicht alle mitziehen, nicht alle begreifen. Und dann setzt er es doch, das Weinberg-Kreuzchen: "Ich stifte ein Bild für die Spendenaktion." Seine Hommage an Bad Honnef indes soll Heimat finden im neuen Gedächtnis von Bad Honnef: im Museum und Archiv Haus Gutenberg. Und, so sein Wunsch, könnte Motiv einer Postkarte sein, die zugunsten von Kindergärten verkauft wird. "Damit man den Kindern Farbe kaufen kann und sie grüne Katzen malen können und blaue Rasenflächen." So von Herzen einfach ist das.

Zur Person

Alfred Karl Maria Kreutzberg wurde am 18. Dezember 1947 in Franken geboren, wuchs im Ruhrgebiet auf. Er studierte Jura in Bonn und München. Seit 1974 lebt er mit seiner Frau Martina in Bad Honnef. 2002 entschloss sich der Künstler, der an der parkinsonschen Krankheit leidet, mit seinen Werken an die Öffentlichkeit zu gehen. Die Kunst mache es ihm leicht, zu seiner Behinderung zu stehen, sagt er. Seine Motive sind mal ernst, mal heiter, wie eben die Facetten des Lebens. Geschehnisse wie der Anschlag vom 11. September 2001, die Kreuzigungsgeschichte, vor allem aber Menschen sind seine Inspiration. Seien es unterdrückte Indianer oder KZ-Häftlinge in ihrem Leid, aber auch Kinder, die Luftballons steigen lassen, oder der Clown als Inbegriff des ambivalenten Lebens. Kreutzberg über Kreutzberg: "Jeden Tag feiere ich die Geburt eines neuen Bildes. Man ist süchtig, lebt süchtig, wird aber hierfür - Gott sei Dank - nicht bestraft, sondern durch die Freude und Gefühle des Betrachters belohnt, wenn er die Seele des Bildes entdeckt: mich."

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