Sankt-Matthias-Bruderschaft Honnef Als in Honnef alles drunter und drüber ging

BAD HONNEF · Das erste Bruderschaftsbuch der Sankt-Matthias-Bruderschaft Bad Honnef von 1616 ist im Original erhalten.

 Per pedes in Richtung Trier: Wallfahrer der Matthias-Bruderschaft im Jahr 1966. FOTO: SANKT-MATTHIAS-BRUDERSCHAFT

Per pedes in Richtung Trier: Wallfahrer der Matthias-Bruderschaft im Jahr 1966. FOTO: SANKT-MATTHIAS-BRUDERSCHAFT

Foto: Matthias-Bruderschaft

„Etlige guethertzige leud“ hatten die „pilgerfardt broderschaff ihm Honnuff“ vor genau 400 Jahren „auffgerichtet zu der Ehren Gottes, der h. Junffern Mariens und folgend des h. Apostels S. Matthiae“. Aber warum? Die lesenswerte Jubiläums-Festschrift unter dem Titel „Ich geh‘ dann mal mit…“ schildert die Geschichte der Bruderschaft und bietet auch einen spannenden Einblick in die Situation Honnefs vor vier Jahrhunderten.

Diese „guethertzigen“ Honnefer hatten das in der Satzung erklärte Ziel, „zu vermherung und erhaltungh der Catholischen apostolischen religion und außruettungh aller ketzereien“ einzutreten. Denn: Damals gab es starke reformatorische Strömungen.

Ab 1484 gehörte Honnef zum Herzogtum Berg. Herzog Johann III. (1511-1539) bekämpfte zwar die Lehren Luthers, ließ aber seinen Sohn Wilhelm mit der protestantischen Lehre vertraut machen. Als jener als Wilhelm IV. (1539-1592) regierte, setzte er zwar 1566 den zur evangelischen Lehre tendierenden Honnefer Pfarrer ab, hatte aber lange zuvor schon „Laienkelch und Priesterehe“ freigegeben.

In seiner 53 Jahre währenden Regierungszeit konnte sich die Reformation ungehindert ausbreiten. Eine Zahl aus dem Jahr 1569: 68 von 70 Pfarreien der Christianität Siegburg feierten keine Messen mehr. Es gab Pfarrer, die zwar katholische Segnungen und Prozessionen vornahmen, aber reformatorische Lehren predigten, verheiratet waren und dennoch erzkatholische Glaubenssätze verbreiteten.

Im Siebengebirge hatten sich auch die Wiedertäufer rasch verbreitet. Sie versammelten sich nachts im Freien und tauften die Erwachsenen noch einmal. Sie waren Gegner und Konkurrenten der Reformation. Die Protestanten hatten in Honnef eine eigene Kapelle, vermutlich die Domus-Dei-Kapelle auf dem Göttchesplatz, die sie 1615 verloren, aber 1620 zurückerlangten; nun hatten sie sogar den eigenen Prediger.

Erst unter Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg, der nach einem Erbfolgestreit im Bergischen Land herrschte, erhielten die Katholiken neue Stärke. Er war 1614 zum katholischen Glauben konvertiert. 1628 befahl er allen protestantischen Predigern den Auszug aus dem Land. Später erwähnte der berühmte Pfarrer Trips, in der Domus-Dei-Kapelle sei das Allerheiligste noch ausgesetzt worden, „bis dann in den Zeiten Luthers Alles drunter und drüber ging“.

Als Trips 1670 in Honnef seinen Dienst antrat, stellte er die 27 andersgläubigen Familien vor die Wahl, zur katholischen Kirche zurückzukehren oder „anderswohin auszuwandern“. Bei den „guethertzige leud“ handelte es sich vermutlich um die Bediensteten des Amtes Lewenberg, die vor allem die Wiedertäufer, die keine Hoheit anerkannten, fürchteten.

Zahlreichen Pflichten wie die Teilnahme an den Wallfahrten hatten sich die Matthias-Brüder zu unterziehen. Der Dreißigjährige Krieg machte jedoch die Trier-Wallfahrt unmöglich. 1664 berichtet das Bruderschaftsbuch von der Wiederaufnahme der „treyrerschen Andacht“. Zeitweilig sollen auf den langen Weg sogar Särge mitgeführt worden sein. Zurück ging es damals von Trier mit dem Nachen, der anschließend verkauft wurde. Im 19. Jahrhundert traten die Matthias-Brüder auch den Rückweg zu Fuß an. Übrigens zogen sie im besten Anzug los.

Die 300-Jahr-Feier 1916 fiel wegen des Ersten Weltkriegs bescheiden aus. 1927 waren die Honnefer dabei, als in Trier die 800-Jahr-Feier der Auffindung der Matthias-Gebeine begangen wurde. 1933 war die letzte Wallfahrt während der Nazizeit. 1948 gab es dann einen Neustart: Albert Raffauf machte sich allein auf den Weg.

Im Jahr darauf wurde er Brudermeister. Seit 1956 fanden regelmäßig Wallfahrten zum Apostelgrab in Trier statt. Einmal, so ist es überliefert, wollten sich sogar zwei Pilger unterwegs von Pfarrer Franz Lurz trauen lassen. Brautleute und Wallfahrer staunten: An dem Tag wanderte nämlich Erzbischof Meisner mit. So kam es zur Hochzeit mit dem Kardinal.

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