Bilder als Medizin für die Seele Alte Apotheke in Königswinter dient als Galerie

SIEBENGEBIRGE · Künstler der Behinderten-Wohneinrichtung Hohenhonnef und der Rhöndorfer Andreas Rein zeigen in der ehemaligen Rhein-Apotheke in Königswinter ihre Werke. Motto: Ansichtssache.

 Künstler aus Hohenhonnef und der aus Rhöndorf stammende Andreas Rein zeigen ihre Arbeiten in der ehemaligen Apotheke.

Künstler aus Hohenhonnef und der aus Rhöndorf stammende Andreas Rein zeigen ihre Arbeiten in der ehemaligen Apotheke.

Foto: Frank Homann

Früher wurden hier Pillen verkauft. Jetzt gibt es in der ehemaligen Rhein-Apotheke eine Dosis Kunst samt Bachblüten. Die Initiative „antiform“ hat das Ladenlokal des seit Jahren verwaisten Hauses bezogen, um hier vor dessen Renovierung Bilder zu zeigen. Künstler der Kunstwerkstatt „Der blaue See“ Hohenhonnef und auch der Rhöndorfer Künstler Andreas Rein präsentieren gemeinsam Werke unter dem Motto „Ansichtssache – die Augen von Roberta“.

Mit diesem Titel hat es eine besondere Bewandtnis, wie Franca Perschen von „antiform“ bei der Eröffnung berichtete. „Die Augen von Roberta“ – dies sei bei der Vorbereitung der Ausstellung zum geflügelten Wort geworden. Dahinter verbirgt sich ein Bild der Künstlerin Roberta Wilhelm, das nur große Augen zeigt. Die unterschiedliche Perspektive und Sicht auf die Welt wird damit besonders unterstrichen. Doch nicht nur dieses Bild ist sehenswert.

Kreative aus der Werkstatt "Der Blaue See" sind dabei

Marion Prechtl, Leiterin der Hohenhonnef GmbH: „Toll, dass diese Ausstellung machbar ist.“ Seit 1995 gibt es die Kunstwerkstatt in der Einrichtung auf Hohenhonnef, in der künstlerisch begabte Bewohner mit ihrem Schaffen Gefühle ausdrücken, aber auch Anerkennung finden. Und diese Ausstellung in dem Eckhaus mit der großen Schaufensterfront ist auch Bestandteil der Königswinterer Kunsttage vom 22. bis 25. Juni. Die Künstler – neben Roberta Wilhelm zeigen auch Hanka Faerber, Holger Hauf, Josef Hornischer, Christian Kloninger und Chantal Raskob Arbeiten – waren besonders stolz auf ihre attraktive Ausstellung, zu der auch der Künstler Andreas Rein mehrere Arbeiten beisteuerte.

Es war der reine Zufall: Rein arbeitet derzeit an einer Serie Bachblüten. „38 gibt es, vier habe ich fertig.“ Und drei zeigt er nun – ganz passend – in der ehemaligen Apotheke. Auf Zinkplatten hat der Rhöndorfer mit Bleistift die jeweilige Pflanze gezeichnet, sie dann geätzt und einen Druck angefertigt, der dann auch noch in Leinölfirnis eingeweicht wurde, so dass das Papier einen gelblichen Stich annimmt. Der Druck hängt in der Ausstellung jeweils neben der Zinkplatte. Und: Dieses attraktive Ensemble soll es am Schluss von jeder Bachblüte nur einmal geben. „Ich mache nur einen Druck von jeder Platte.“

Das Motiv von Andreas Rein sind Bachblüten

Bachblüten – die einen schwören auf die Blütenessenzen, die positiv auf Körper, Geist und Seele wirken sollen, die anderen halten sie für Hokuspokus. Auch das ist eben Ansichtssache. „Als Zivi habe ich in der Rhein-Klinik gearbeitet und gelernt, dass es Krankheiten gibt, die nicht mit Tropfen zu heilen sind“, meinte Andreas Rein. „Ich denke, dass es gar nicht so die Essenzen der Blüten sind, sondern der Glaube daran, der heilt.“ Jedenfalls wirkt die sehenswerte, hochformatige Darstellung der Blüten. Bärbel Heimann, die Leiterin der Kunstwerkstatt „Der blaue See“, freute sich über diese Kombination. „Wir wollten in den Dialog mit anderen Künstlern treten.“

Franca Perschen, die für die Kunsttage auch ein Projekt auf Hohenhonnef vorbereitet, meinte: „Die Künstler unterscheiden sich in nichts, jeder hat seine Sicht auf Dinge.“ Holger Hauf etwa hat mit der angehenden Kunsttherapeutin Vesela Koleva, die gerade ein Praktikum auf Hohenhonnef absolviert, Bilder gemeinsam gestaltet – Werke von tiefer Eindringlichkeit. Traurigkeit und Fröhlichkeit werden in den Werken ausgedrückt. Hauf: „Die Gedanken vermischen sich und haben viele Gesichter. Die freibleibende Mitte bedeutet Klarheit.“ Die Ideenkraft der Hohenhonnefer Künstler ist jedenfalls immens. In der einstigen Rhein-Apotheke wird damit beste Medizin für die Seele verabreicht.

Die Ausstellung „Ansichtssache: die Augen von Roberta“ ist bis zum 2. Juli immer sonntags von 14 bis 17 Uhr in der ehemaligen Rhein-Apotheke in Königswinter, Ecke Generalkonsul-von-Weiß-Straße/Hauptstraße, geöffnet sowie während der Kunsttage am 23. Juni von 16 bis 19 Uhr, am 24. Juni von 14 bis 19 Uhr und am 25. Juni von 14 bis 18 Uhr. Internet: www.antiform.eu

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